Kaufmannszug 2007 ,Augsburg—Seligenstadt
Samstag, 23. Juni Obernburg – Seligenstadt
Wir haben es genossen gestern Abend, das frische Jubel Bier, das Robert Glaab mit nach Obernburg gebracht hatte, im Holzfass und traditionell angestochen. Nach den ausgelassenen fröhlichen Stunden von gestern Abend, kam heute Früh jedoch die Ernüchterung. Das Wetter zeigte sich von einer seiner schlechtesten Seiten, starker Regen, unser Lagerplatz stand förmlich unter Wasser. Keine schöne Bedingung für das Supportteam. Unser Kernteam vom Support wurde täglich aus dem Teilnehmerkreis aufgestockt. Bis zu 10 Personen waren notwendig um das Lager ab, bzw. aufzubauen, Pferdeanhänger zu transportieren oder die Wasser- , Getränkeversorgung und die Verpflegung sicher zustellen. Alleine 2.5 Tonnen Stahl für die Stallboxen mussten täglich zwei mal bewegt werden, mehrere Kubikmeter Biomasse, gemeinhin Pferdemist, entstanden täglich und frisches Heu und Stroh mussten für unsere bis zu 39 Pferde bereitgestellt werden. 3 Kleinbusse, 1 Stadtbus, 1 Lkw, 2 Geländewagen, 1 PKW, 1 Plattformanhänger, 1 geschlossener Anhänger und 4 Pferdeanhänger waren im Hintergrund im Einsatz. Eine immense Logistik , dass der Zug laufen kann. Nun -zur Zeit der Kaufmannszüge war das gesamte Umfeld auf solche Handelskarawanen eingestellt, die notwendige Infrastruktur über die gesamte Wegstrecke vorhanden. Heute ist das nicht mehr so, Tankstellen oder Autohöfe nutzen dem Kaufmannszug nichts. Wir mussten überall für die passende Infrastruktur selbst mit sorgen. Der Weg führte uns heute zunächst nach Großostheim, von dort auf dem Einhard-Wanderweg durch den Wald nach Stockstadt zur Mittagsrast. Aufgrund des schlechten Wetters wurde kurzfristig der Rastplatz verlegt, Bürgermeister Schaffrath stellte den Städtischen Bauhof zur Verfügung. An der Grasbrücke dann ein weiterer Empfang. Mainhausens Bürgermeisterin Ruth Disser begrüßte uns und der Vauth aus Seligenstadt kontrollierte traditionell die Übergabe des Geleits. Ein bißchen geschwebt sind wir ja schon in den letzten beiden Wochen, wir Fünf mit unseren Familien. Die mit Menschen gefüllten Straßen von Seligenstadt bei unserer Ankunft ließen uns aber restlos abheben. Eine größere Freude hättet Ihr Seligenstädter uns nicht machen können. Der feierlichen Begrüßung im Kloster durch unsere Bürgermeisterin Dagmar B. Nonn-Adams, dem Vauth sowie den Kaufherren aus Seligenstadt, hat der Regen leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Regenschirme versperrten die Blicke, es tat uns Leid dass nur wenige Seligenstädter daran teilhaben konnten. Das Fest, das die Stadt für uns im Klosterkeller ausrichtete, übertraf dann alle Erwartungen. Einen schöneren Abschluss hätte unser Projekt Kaufmannszug 2007 nicht finden können Vielen Dank!
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22.06.2007
Kaufmannszug 2007 ,Augsburg – Seligenstadt
Freitag, 22. Juni Eichenbühl -Obernburg
Nebel liegt heute Früh noch über dem Maintal als wir in Eichenbühl starten, es ist alles etwas gedämpfter – bis nach Oberburg, morgen dann die letzte große Etappe nach Seligenstadt. Eine eigenartige Komposition, die Vorfreude auf das erreichen des Zieles und die Gedanken an das Gewesene, das Erlebte der letzten beiden Wochen. „Was machen wir denn nächste Woche?“ schnappe ich aus einem Gespräch auf. Nun zunächst müssen wir uns dem Realen widmen, die 26 Kilometer bis nach Obernburg frühren uns zunächst durch ein verträumtes Tal nach Bürgstadt. Es war angenehm den Tag in der Ruhe dieser Umgebung zu beginnen, jetzt wird es langsam lauter wir nähern uns Miltenberg, werden wieder zunehmend zu einer Behinderung für den Autoverkehr. Der Bürgermeister von Miltenberg lies es sich nicht nehmen uns auf einen Begrüßungstrunk einzuladen. Stolz habe ich unsere beiden gutmütigen Rösser , Max und Michel samt dem Planwagen durch das Stadttor geleitet, vor der Einfahrt zum Platz vor dem Rathaus die Leine aber lieber unserem Kutscher Sepp übergeben. Zwischen Leine halten können und Kutscher sein liegt halt doch viel. Die Verantwortung der Kutscher ist immens groß. Den Wagen zu führen, auf das Verhalten der Pferde einzugehen bedarf einer ständigen Konzentration und verdient unsere Hochachtung. Die Baustelle, der Verkehrsstau, der damit verbundene Lärm an der Bundesstraße B469 holen uns endgültig in die Neuzeit und aus unseren Träumen zurück. Wir folgen dem alten Trassenverlauf der Bundesstraße nach Laudenbach. Inzwischen ist recht ungemütlich geworden, es regnet in Strömen und Petrus lässt uns auch in der Mittagspause nur wenige trockene Momente – durch was haben wir Ihn nur so verstimmt? Punkt 17:26 Uhr , wir sind für 17:30 Uhr angemeldet, erreichen wir unser Tagesziel. Die Gassen sind gefüllt mit Menschen als wir in Obernburg einziehen und von weitem hört man schon bekannte Töne, die Herolde, unsere Fanfarenbläser der TGS Seligenstadt, geleiten uns gebührend. Die Obernburger empfangen uns wie vor 4 Jahren auf dem Platz vor der Kirche, es ist alles bestens gerichtet, schade dass die vielen Wagen keinen Platz haben und direkt weiterfahren müssen. Der Bürgermeister empfängt uns mit seinen ‘Königinnen‘, ein Chor aus USA – derzeit zu Gast in Seligenstadt -überzeugt von seinem Können und unsere Fuhrmänner werden durch den Eimertrunk in die Gilde des Kaufmannszuges aufgenommen. In ausgelassener Stimmung verleben wir alle unseren ‘letzten‘ Abend.
21.06.2007
Kaufmannszug 2007 ,Augsburg—Seligenstadt
Donnerstag, 21. Juni Külsheim -Eichenbühl
Der gestrige Abend in Külsheim wird uns allen lange in Erinnerung bleiben, zu überwältigend war einfach das Spektakel, das man für uns vorbereitet hatte. So starten wir wieder in einen neuen Tag, drei Etappen sind es jetzt nur noch bis nach Seligenstadt und eine kurze Strecke mit 18 Kilometern ist heute geplant. Wo ist bloß die Zeit geblieben? Unsere Reiseart lässt auf der einen Seite vieles sehr intensiv erleben, die Kurzweil entreißt es uns aber ebenso schnell. Kurz nach 10 Uhr setzt sich heute unser Tross in Bewegung, zunächst ohne mich, ich versuche mit dem Internet zu kommunizieren und es klappt einfach nicht. Gott sei Dank, die Unterstützung im Hintergrund klappt perfekt und ich kann durch ein Begleitfahrzeug nachgefahren werden. Kurz vor Hundheim bin ich dann wieder beim Zug. Das Licht wird immer bedrohlicher und es dauert nicht lange bis heftiger Regen einsetzt. Er wird uns wohl den Rest des Tages begleiten. Die Mittagsrast, bei einer Lichtung im Wald vorgesehen, fällt dann recht ungemütlich aus und viele flüchten in die Wagen. Man glaubt nicht in welchen Haltungen der Mensch in der Lage ist zu schlafen wenn die entsprechende Müdigkeit vorhanden ist! Trotz des schlechten Wetters nehmen es viele Menschen auf sich, lange warten zu müssen, nur um uns zu treffen. In guter Laune stehen sie an den Straßenrändern und jubeln uns zu. Immer wieder sehen wir Seligenstädter Gesichter -wir sind einfach gerührt. Neunkirchen, bei Kilometer 11, müssen wir noch passieren, dann geht es an Ebenheid vorbei Richtung Eichenbühl. Wir haben uns entschlossen trotz der schlechten Witterung den Weg über die alte Steige zu nehmen, ein Weg auf dem über Jahrhunderte die Kaufleute aber auch schon Schwedengeneral Gutav Adolf oder Graf Tilly unterwegs waren. Nass und aufgefahren wurde diese Passage zu einem echten Abenteuer, bei dem auch wieder ein Wagen Deichselbruch erlitt. Ausgestattet mit mehren ‚Ersatzdeichseln‘ brachte uns das aber nicht aus der Ruhe. Ein kurzes Stück noch, wir passieren den Mautturm und erreichen Eichenbühl. „Ich will sprechen den Willkomm – so gebührt es mir als Schulthes dieses freundlichen lieblichen Fleckens. Willkommen Ihr edlen Herren und Damen, Ihr Handelsleut und auch Ihr fahrendes Volk, sollt sein willkommen hier zu Eichenbühl“ So begrüßte uns der Bürgermeister während des kleinen Volksfestes das bereits im Gange war. Frisch gebackener Fisch von den Seligenstädter Fischern, trefflich vorgetragene Volkslieder vom Jugendchor Dammbach und des Eichenbühler Chors, sowie flotte Märsche des Eichenbühler Musikzugs, ließen diesen schönen Abend viel zu schnell ausklingen.
20.06.2007
Kaufmannszug 2007 ,Augsburg – Seligenstadt
Mittwoch, 20. Juni, Tauberbischofsheim – Külsheim
Unser kürzester Tourentag liegt heute vor uns, nur 15,3 km sind es bis nach Külsheim, unserem Tagesziel. Hinter Tauberbischofsheim, wir ziehen auf der Landstraße dahin, beginnt aber schon eine endlose Steigung, die uns viel Kraft kostet. Wir sind froh Eiersheim zu erreichen, denn vielen von uns sieht und merkt man inzwischen die Erschöpfung deutlich an. Die kurzen Nächte reichen einfach nicht mehr aus um sich vollständig zu regenerieren. Auf die ausgedehnte Mittagsrast heute, freuen wir uns deshalb richtig. Gemütlich im Schatten unter Bäumen haben wir Zeit zum ausspannen. Einen herzlichen Dank möchte ich an dieser Stelle einmal unseren Metzgern Fecher, Becker, Dies, Kuhn und der Bäckerei Haas aussprechen, die uns auch während der Fahrt mit frischen Back – und Wurstwaren versorgen. Nach Eiersheim, in einer Senke gelegen, steht uns noch eine weitere lange Steigung bevor. Auf schmalen Wirtschaftswegen, bei glühend heißer Sonne, kommen wir gewaltig ins Schwitzen, genießen aber auch den Blick über die weiten Kornfelder. Bisher hatte noch niemand gemerkt dass wir auf unserer Zeitreise rückwärts gegangen waren, erst in ‚Kullesheim‘ sahen wir uns im tiefsten Mittelalter . In authentischen Gewandungen wurden wir von den Külsheimern am Schlossplatz empfangen. Die Turmbläser kündeten den Schultheiß an, der uns löbliche Kaufleut empfing. Er warb für seine vortrefflich Weibsleut und übergab uns ein Kistlein köstlichen Rebensaftes zur Stärkung und Erhaltung von Körper und Geist. Doch ward ihm ein Vorfall gemeldet. Raimund, Zimmer Sechs – war er bei einer Marketenderin ? Im Zweifelsfall gegen den Angeklagten entschied der Schultheiß und lies Ihn in Gewahrsam nehmen. Am Pranger, immer wieder wurde Ihm der hitzige Kopf gekühlt, musste er seine Strafe ertragen, wurde aber von seinem lieben Weibe schnell ausgelöst. Mittelalterlicher Gesang leitete dann den Abend ein und ein Kräuterweiblein stellte sich uns vor. Ist es doch wichtig für einen Reisenden um die Heilkraft der Kräuter zu wissen. Bezaubernd war auch der mittelalterliche Bauchtanz umrahmt von einem feuerspuckenden Gaukler. Zu mittelalterlichen Tänzen, begleitet von der Musik auf Leier und Dudelsack, waren dann alle eingeladen mitzumachen. Ich denke nicht nur die Tanzenden waren davon hellauf begeistert. Der Empfang in Külsheim stellte eine Klasse für sich dar und lässt sich nur schwer in Worte fassen, er war einfach ein Erlebnis das den Beteiligten vorbehalten bleiben wird.
19.06.2007
Kaufmannszug 2007 , Augsburg – Seligenstadt
Dienstag, 19. Juni, Unter-Wittighausen -Tauberbischoschofheim
Schön war es gestern Abend bei den Unterwittighausenern, „nie hätten wir mit soviel Besuchern bei unserem kleinen Fest gerechnet“ , bestätigte mir der Bürgermeister. Das Essen war knapp geworden, umso erfreulicher war der Besuch von Petra Kuhn -natürlich mit einer entsprechenden Menge Fleischwurst im Handgepäck. Erstaunt waren wir über Hermann, unserem neuen Soldaten., noch nicht mit allen Gepflogenheiten vertraut, vermisste er in der Nacht seinen Zimmerschlüssel nebst dem Gepäck – spontan hielt er Nachtwache beim Planwagen. Mit nur knapp 18 Kilometern liegt heute zwar eine kurze Etappe vor uns, die zu überwältigenden Steigungen verlangen aber viel von Mensch und Tier. Zunächst verläuft unser Weg auf der Landstraße und wir sind wieder stark konfrontiert mit den Bewegungsmitteln der Neuzeit, bald biegen wir jedoch auf schmale Pfade ab und genießen die Natur. Unbefestigte, holprige Wege beanspruchen aber auch unsere alten Fuhrwerke stark. Bei der Mittagsrast in Grünsfeld stellen wir eine gebrochene ‚Langwied‘ am kleinen Planwagen fest, er muss erst mal stehen bleiben. Der Lions Club aus Seligenstadt hatte uns mit einem Mittagessen überrascht und der Bürgermeister versäumte nicht die Grußworte der Stadt zu überbringen. Es ist sehr heiß als wir uns auf die letzten 9 Kilometer Richtung Tauberbischofheim machen. Immer wieder begegnen uns jubelnde Gruppen, oftmals ganze Schulklassen und Kindergärten, am Straßenrand und groß ist die Freude über unsere mitgebrachten Lebkuchen. Leider zeigen sich aber bei uns Reisenden auch Anzeichen von Erschöpfung, die Konzentration hat nachgelassen und es ist zu kleineren Unfällen gekommen. Schnell vergessen sind jedoch die Strapazen wenn wir unsere Tagesziele erreichen. Der Einzug in Tauberbischofsheim, durch die Fußgängerzone zum Schlossplatz, lässt uns wieder schweben. Viele bekannte Gesichter aus Seligenstadt sieht man Straßenrand und wir freuen uns über das Interesse an unserem Kaufmannszug. Über die wirtschaftliche Bedeutung seiner Stadt zur Zeit der Geleitszüge spricht der Bürgermeister und stellt so einen Bezug zu uns her. Wir sind überwältigt wie viele Menschen heute zu unserem Empfang gekommen sind. Die Volkstanzgruppe der Stadt tanzt und wir genießen den kühlen Wein beim Empfang im Kurmainzer Schloss. Ab heute stehen wir also unter Kurmainzer Geleit.
18.06.2007
Kaufmannszug 2007 ,Augsburg – Seligenstadt
Montag, 18. Juni, Aub – Unter Wittighausen
Der Abschied fällt schwer heute Früh, Kindergarten und Schule unterbrechen den Unterricht, dicht gedrängt stehen die Kinder am Straßenrand und winken, es ist sehr rührend. Begleitet von den winkenden Aubern ziehen wir so aus. Kaum haben wir das Ortsschild passiert, ertönt eine bekannte Melodie. Einige Mitreisende konnten ja nur eine Woche mitfahren, so auch Christopher der Soldat, er steht im Kornfeld und spielt uns auf seiner Posaune den ‚Egerländer Fuhrmannsmarsch‘ – wir haben Tränen in den Augen. Aber Gute Freunde kann niemand trennen -wir ziehen weiter durch bekannte Ortschaften. Ab heute liegen nämlich die Augsburger Nordstrecke und der Nürnberger Geleits-weg auf der selben Trasse. Die Landschaft öffnet sich, lässt weitere Blicke zu und die Wolkengebilde verändern wieder ständig das Ambiente. Mit brandenburgisch-ansbachischem Geleit zogen wir ja nach Aub und sind jetzt auf demTerritorium des Würzburger Hochstifts. Über Balderheim und Riedenheim ziehen wir nach Stalldorf, die Strecke verläuft über Landstraßen und wir stellen mit unserem enorm langen Zug schon eine ‚Verkehrsbehinderung‘ dar. Leider bringt nicht jeder Autofahrer die Zeit und die Muse auf, uns ungewöhnliche Verkehrsteilnehmer zu erleben. Überrascht werden wir wieder in der Gemeinde Gelchsheim, die winkenden Bürger am Straßenrand geleiten uns zum spontanen Empfang am Rathaus. Bei belegten Brötchen und frischem Kaffee kommen wir mit dem Bürgermeister ins Gespräch. Leider müssen wir weiter auf unserer Kulinarischen Tagesetappe, zur Mittagsrast in Stalldorf. Rippchen mit Kraut erwarten uns, die Familie Hutzler und die Würzburger Hofkellerei versorgen uns mit Getränken – wir genießen den kühlen Frankenschoppen. Vom heutigen Bayern und kommen wir nach Baden – Württemberg. Die Herren von Rieneck sind jetzt unsere Geleitsherren. Der weiße Schan im Wappen unseres Tageszieles Unter-Wittighausen gründet noch auf diese Zeit. Graf Gerhard von Rieneck, ansässig im nahen Grünsfeld , wurde 1336 das Geleitsrecht verliehen. Der Empfang der uns bereitet wird ist wieder unbeschreiblich. Blasmusik spielt auf, der Kirchenchor singt, wir werden verwöhnt mit Krustenbraten und einem frischen Bier der Distelbrauerei. Die Herzlichkeit des Empfangs trägt schnell Früchte, wir kommen den Wittighausenern ins Gespräch, den einen oder die andere sieht man gar zum Walzertakt tanzen. Unsre Seligenstädter Hymne und das Kaufmannslied von Ludwig Bungert erklingen, wieder geht ein Tag zu ende.
17.06.2007
Kaufmannszug 2007 ,Augsburg – Seligenstadt
Sonntag, 17. Juni Aub, Ruhetag
Eine anstrengende Woche liegt hinter uns, es lief bis jetzt alles nach Plan. Mit den kleineren Problemen und Ausfällen von Fahrzeugen oder Pferden, die uns in Anspannung halten, müssen wir bei unserer Unternehmung immer rechnen. Den Ruhetag haben Mensch und Ross wirklich verdient, er ist für uns eine Gelegenheit Gott für die schützende Hand während der letzten Woche zu danken und seinen Beistand für die zweite Woche zu erbitten. Überrascht stehen wir vor dem Altar über dem unser Transparent mit der dargestellten Wegstrecke schwebt. Sehr festlich ist der Gottesdienst gestaltet, zu dem wir alle in unseren Gewandungen erschienen sind, die Kirche ist brechend voll und mir stehen Tränen in den Augen als lautstark ‚Großer Gott wir loben Dich‘ erschallt. Der Nachmittag gibt uns die Möglichkeiten an Stadtführungen teilzunehmen, gelesenen Texten aus dem 18. Jahrhundert, vorgetragen von Raimund Wurzel, zu lauschen oder einfach zu relaxen. Am Abend nehmen wir wieder Platz an der langen Tafel am Marktplatz, die Auber Blasmusik spielt auf und motiviert uns zum mitsingen – es wird noch mal ein richtig schönes Fest. Lassen Sie mich zum Schluss noch den Text ‚Brot der Freundschaft‘ von Joop Roeland zitieren, den wir heute Morgen im Gottesdienst gehört haben. Er gibt etwas vom dem Geist wieder der uns Auber und Seligenstädter verbindet.
Freundschaft ist das Brot wovon Menschen leben. Noch im Morgengrauen, sogar am Regentag, lässt Freundschaft Sonne aufgehen. Und am Abend baut sie eine Leiter zu den Sternen. Sie lässt den Garten blühen, wo sonst nur Steppe ist. Sie gibt den Geräuschen des Tages den Tonfall der Sorge. Auch die Sprache des Alltags wird auf Noten gesetzt, aus gewöhnlichen Worten wird ein Lied. Sie lässt das Lachen nicht alt werden und hält die Seele klar wie eine Quelle. Leichten Fußes geht man den Weg in das Haus des Freundes. Von der Freundschaft leben die Menschen: wovon aber lebt die Freundschaft? Von der Gemeinsamkeit der Wege. Von der Offenheit des Erzählens. Von der Aufmerksamkeit des Hörens. Von der Behutsamkeit der Sorge. Von der Freude des Teilens. Von der Sanftmut des Trostes. Von der Beharrlichkeit des Verzeihens. Von der Unerschöpflichkeit des Vertrauens.
16.06.2007
Kaufmannszug 2007 Augsburg – Seligenstadt
Samstag, 16. Juni Rothenburg -Aub
Früh mussten wir heute starten, denn mit 30,4 km lag eine lange Tagesstrecke vor uns. Über Schweinsdorf und Gattenhofen ging es zunächst nach Gickelhausen. Etwas ungemütlich mussten wir auf dem Feldweg rasten, denn die vorgesehene Wiese war bedingt durch die starken Regenfälle leider nicht passierbar. Schon nach Gattenhofen hatte mich ein Landwirt auf unsern Kaufmannszug angesprochen. Als er hörte dass wir in Gickelhausen rasten wollten erzählte er vom ‚Schorsch’ der sich mit Pferden auskennt und den wir bestimmt treffen würden. Sie sind bestimmt der ‚Schorsch’ sprach ich einen Mann später an und hatte tatsächlich Glück. Im Gespräch mit Albert und Ihm stellte sich schnell seine Fachkompetenz bezüglich der Fuhrwerke heraus, er überlies uns prompt Deichseln aus seinem Bestand. Ich berichtete bereits über die Probleme mit unseren Deichselbrüchen – ‚Glück braucht der Mensch halt’. Über stille Landstraßen begleitet von eindrucksvollen Wolkenbildern kamen wir dann am Nachmittag zügig voran und erreichten so entspannt unser Tagesziel Aub. Unsere Soldaten hatten mittlerweile Verstärkung durch die Seligenstädter Sportschützen erhalten und stellten eine ansehnliche Kompanie dar. Aufgehalten durch die Stadtwache sollten wir unser Begehren erklären. Gott sei Dank, die Kontrolle des Zuges zeigte dass wir alle redliche Kaufleute und Reisende sind, so geleitete man uns in die Stadt. Erfreut waren wir bekannte Gesichter zu sehen und Töne zu hören. Die Seligenstädter Jagdhornbläser empfingen uns vor dem Marktplatz und gaben mit Ihrem Signal den Weg frei zum Rat der Stadt. Robert Melber, der Bürgermeister von Aub, begrüßte die Kaufleute, gab aber zu Bedenken dass allerhand Seuchen im Umlauf wären und er seine Stadt rein halten wollte. Er schickte Bader und Medikus aus, die Reinlichkeit zu prüfen. So wurden die ‚Ausflüsse’ des Soldaten Niklas untersucht, er wurde zur Ader gelassen – kein leichter Fall für die Quacksalber. Dank einer hochprozentigen Tinktur konnte man Ihn aber schnell heilen. Ich denke Stephan hat uns dann allen aus dem Mund gesprochen, als er sagte: „… wir sind heute schon das erste mal auf unserer Reise daheim angekommen“. Die Freundschaft zu Aub trägt Ihre Früchte, sehr viele Seligenstädter treffen wir am Markplatz, man sitzt an langen Tischen als Familie zusammen und genießt den köstlichen Tafelspitz, gekocht im großen Topf über dem offenen Feuer. Die Freude war groß über das Fass Jubelbier vom Glaab und zur Überraschung aller hatte auch Steffen noch ein Fass Bindingbier parat. So wurde bis in die Morgenstunden mit den ‚Aubern’ fröhlich gefeiert.
15.06.2007
Kaufmannszug 2007 ,Augsburg—Seligenstadt
Freitag, 15. Juni, Dombühl -Rothenburg
Gewaltig stand unser Lagerplatz noch im Wasser als wir heute früh aufbrachen, die heftigen Regenfälle machen uns langsam zu schaffen. Stimmung und Motivation in der Gruppe sind aber weiterhin ungedämpft. Der Weg heute, führt uns durch den Naturpark Frankenhöhe zum 24 km entfernten Rothenburg und öffnet uns immer wieder den Blick, von der Höhe, über eine herrliche Landschaft. Die ständig aufziehenden Wolken mit kurzen Schauern, stellen die Landschaft abwechselnd in ein kontrastreiches Licht oder wirken eher bedrohend. Nach 8 km erreichen wir Schillingsfürst, schade dass keine Zeit bleibt einen Abstecher zum barocken Schloss der Fürsten zu Hohenlohe zu machen. Die Deichseln machen uns bei dieser Tour leider immer wieder Probleme und ein Unglück kommt bekanntlich selten alleine. Noch vor der Mittagsrast fällt unser Gesellschaftswagen mit einem Deichselbruch aus, Ihn werden wir für heute aus dem Zug nehmen müssen. Da nur eine kurze Mittagspause gehalten werden soll, wir möchten auf jeden Fall zur angegebenen Zeit Rothenburg erreichen, beschließt Josef, unser Fuhrmann am grauen Wagen, die Pferde eingespannt zu lassen. Ein stehender Wagen, eine ungünstige Bewegung der Pferde – Knack – der zweite Deichselschaden für diesen Tag. Wir beschließen jedoch eine Reparatur. Der Hauptteil des Trosses setzt sich wie geplant in Bewegung, ein kleiner Teil der Truppe bleibt beim defekten Wagen zurück. Dank der perfekten Teamarbeit ist der Wagen nach nur 45 Minuten wieder fahrbereit und wir ‘traben‘ unserem Zug hinterher. In Rothenburg kommen alle gemeinsam an und wir bereiten uns zu Einzug in die Stadt vor. Immer bedrohlicher wird jedoch das Licht als wir durch die Gassen von Rothenburg zum Marktplatz ziehen. Die Begrüßung durch den Bürgermeister ist noch nicht ganz abgeschlossen, wir haben die Ehre – in Erinnerung an den Meistertrunk -den Willkommenstrunk aus dem ‘Humpen‘ zu nehmen, als sich der Himmel wieder öffnet und es in Strömen anfängt zu regnen. Das Buffet, das unsere Frauen in nur zwei Stunden vorbereitet haben, kann sich sehen lassen, schließlich ist heute unser ‘Bergfest‘ und das wollen wir feiern. In geselliger Runde sind schnell die Pannen und das schlechte Wetter vergessen.
14.06.2007
Kaufmannszug 2007 ,Augsburg—Seligenstadt
Donnerstag, 14.Juni, Dinkelbühl -Dombühl
Sehr schön war der gestrige Abend im stimmungsvoll eingerichteten Lager mit passenden rustikalen Sitzgarnituren. Zu den Lautenklängen der Pikiniere von Dinkelbühl und unseren Gitarren, erklangen die fröhlichen Lieder bis tief in die Nacht hinein. Langsam sieht man uns die Müdigkeit an, am gleichen Tag kommen wir in der Regel nicht ins Bett und für viele beginnt der Tag schon morgens um 05:30 Uhr, die Tiere werden zuerst gefüttert, dann gewaschen, kleine Plessuren müssen behandelt werden. Für mich heißt es meistens Bilder sortieren und in paar Zeilen fürs Internet schreiben, so bleibt eigentlich nie die Zeit für ein ordentliches Frühstück. Trotz der knappen Zeit schaffen wir heute den Start um 09:30 Uhr, eine halbe Stunde später als geplant. Christopher ,unser Soldat am grauen Planwagen, ist heute nicht dabei, er muss sich schonen. Max ein Süddeutsches Kaltblut hatte Ihm auf dem Fuß gestanden, gewiss war es keine Absicht, aber ein 600 kg schweres Pferd hinterlässt auf einem menschlichen Fuß halt Druckstellen. So setzt sich unser Tross langsam Richtung des 9 km entfernten Larrieden in Gang. Über stille Landstraßen durch blühende Felder führt uns der Weg nach Feuchtwangen. Kurz davor ist die Mittagsrast auf einer schattigen Lichtung geplant. Die Steigung über Heiligenkreuz lässt zuvor aber Mensch und Tier noch gewaltig schwitzen. Ob es am passieren der europäischen Wasserscheide liegt, dass sich stechende Sonne und Gewitterschauer ständig abwechseln? Wir haben Glück, zur Mittagsrast ist es trocken als die Vertreter der Stadt Feuchtwangen Ihre Grußworte überbringen. Grußworte hatte auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch per Email senden lassen. Leider konnte ich das angehängte Dokument nicht öffnen. Über Oberdallersbach und Achshofen, ziehen wir Nachmittags nach Dombühl, unserem Tagesziel. Heute sind wir froh um das Wasserfass, das uns auf dem Hänger des Schlussfahrzeuges begleitet. Die Pferde hatten schon viel zu leisten, wir müssen öfters kurze Pausen einlegen und die Tiere trinken lassen. Trotzdem kommen wir aber gut voran und erreichen Dombühl wie geplant. Begleitet durch Chorgesang werden wir vor dem kleinsten Rathaus in Bayern begrüßt. Sehr ausführlich stellt der Bürgermeister die Markgemeinde vor und wirbt für seine Stadt. Stimmungsvoll klingt der Tag wieder im Lager bei gegrilltem Lamm – leider früher als geplant – aus. Ein heftiger Gewittersturm lies den Himmel sich öffnen und setzte innerhalb von Minuten das Lager unter Wasser.