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14.06.2007

Kaufmannszug 2007 ,Augsburg—Seligenstadt
Donnerstag, 14.Juni, Dinkelbühl -Dombühl

Sehr schön war der gestrige Abend im stimmungsvoll eingerichteten Lager mit passenden rustikalen Sitzgarnituren. Zu den Lautenklängen der Pikiniere von Dinkelbühl und unseren Gitarren, erklangen die fröhlichen Lieder bis tief in die Nacht hinein. Langsam sieht man uns die Müdigkeit an, am gleichen Tag kommen wir in der Regel nicht ins Bett und für viele beginnt der Tag schon morgens um 05:30 Uhr, die Tiere werden zuerst gefüttert, dann gewaschen, kleine Plessuren müssen behandelt werden. Für mich heißt es meistens Bilder sortieren und in paar Zeilen fürs Internet schreiben, so bleibt eigentlich nie die Zeit für ein ordentliches Frühstück. Trotz der knappen Zeit schaffen wir heute den Start um 09:30 Uhr, eine halbe Stunde später als geplant. Christopher ,unser Soldat am grauen Planwagen, ist heute nicht dabei, er muss sich schonen. Max ein Süddeutsches Kaltblut hatte Ihm auf dem Fuß gestanden, gewiss war es keine Absicht, aber ein 600 kg schweres Pferd hinterlässt auf einem menschlichen Fuß halt Druckstellen. So setzt sich unser Tross langsam Richtung des 9 km entfernten Larrieden in Gang. Über stille Landstraßen durch blühende Felder führt uns der Weg nach Feuchtwangen. Kurz davor ist die Mittagsrast auf einer schattigen Lichtung geplant. Die Steigung über Heiligenkreuz lässt zuvor aber Mensch und Tier noch gewaltig schwitzen. Ob es am passieren der europäischen Wasserscheide liegt, dass sich stechende Sonne und Gewitterschauer ständig abwechseln? Wir haben Glück, zur Mittagsrast ist es trocken als die Vertreter der Stadt Feuchtwangen Ihre Grußworte überbringen. Grußworte hatte auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch per Email senden lassen. Leider konnte ich das angehängte Dokument nicht öffnen. Über Oberdallersbach und Achshofen, ziehen wir Nachmittags nach Dombühl, unserem Tagesziel. Heute sind wir froh um das Wasserfass, das uns auf dem Hänger des Schlussfahrzeuges begleitet. Die Pferde hatten schon viel zu leisten, wir müssen öfters kurze Pausen einlegen und die Tiere trinken lassen. Trotzdem kommen wir aber gut voran und erreichen Dombühl wie geplant. Begleitet durch Chorgesang werden wir vor dem kleinsten Rathaus in Bayern begrüßt. Sehr ausführlich stellt der Bürgermeister die Markgemeinde vor und wirbt für seine Stadt. Stimmungsvoll klingt der Tag wieder im Lager bei gegrilltem Lamm – leider früher als geplant – aus. Ein heftiger Gewittersturm lies den Himmel sich öffnen und setzte innerhalb von Minuten das Lager unter Wasser.

13.06.2007

Kaufmannszug 2007 ,Augsburg – Seligenstadt
Mittwoch 13. Juni, Raustetten -Dinkelsbühl

Sanft wurden wir heute früh durch lieblichen Gesang geweckt. Die Nonnen des Klosters in Maihingen hielten ihre Morgenandacht. Mehr träumend als wach, hatte ich versucht ein paar Zeilen für den Vortag zu formulieren, es fiel mir sehr schwer heute früh – zeigen Mensch und Tierschon erste Anzeichen von Ermüdung? Ärgerlicher war jedoch dass wir im berühmten ‚Funkloch‘ saßen und die Bereitstellung von Bildern und Bericht für unsere Internetseite nicht möglich war. So konnte ich unsere Homepage erst nach und nach über den Tag mit Inhalten aktualisieren. Bei unserem ‚Vierergespann‘ hatten sich gestern schon wunde Stellen gezeigt, medizinisch zwar gut versorgt, war es trotzdem notwendig den Pferden einen Tag Ruhe zu gönnen. Für die Administration bedeutete dies, ein Planwagen und 4 Pferde mussten zusätzlich transportiert werden. Die Fahrt durch Feld und Wald auf unbefestigten Wegen und mit einigen Steigungen und Gefällen hatten unser Material schon sehr beansprucht. Der hintere Bremsbalken am großen Planwagen war gebrochen und musste ausgetauscht werden, ein Sattler wurde gebraucht und eine ganze Anzahl kleinerer Reparaturen waren notwendig bis wir starten konnten. Um 11:30 Uhr ging es dann los, dank Albert mit seinem kleinen Team das sich gefunden hat und fachmännisch die Fuhrwerke pflegt. Gott sei Dank unser Tagesziel Dinkelbühl ist nicht zu weit weg. Wir reisen wieder sehr ursprünglich auf kleinen unbefestigten Wegen durch Wald und Flur, genießen den Blick auf ganze Felder mit Kornblumen und stellen fest dass bei dieser Art der Fortbewegung die Uhr einfach anders tickt. Die Wahrnehmung der Umgebung wird von allen viel intensiver empfunden als man es gemein hin gewohnt ist. Dinkelbühl erreichen wir leider erst mit einer kleinen Verspätung. Dinkelbühl, eine auch für Kaufleute bedeutende Stadt, hatte bereits 1323 ein kaiserliches Handelsprivileg für sein Tuch und war bekannt durch seine Schmiedeerzeugnisse. Zünfte und Handwerk waren ähnlich wie in Seligenstadt prägend. Vor dem verschlossenen Stadttor stehen wir nun und müssen um Einlass begehren, unsere redlichen Absichten beweisen und die Bürger mit ‚guten Geschäften‘ locken. Die Stadt Dinkelsbühl empfängt uns sehr herzlich durch eine Abordnung und die Pikiniere der Stadt geleiten uns durch das herrliche Ambiente der alten Stadt zu unserm Lager auf der Bleiche.

12.06.2007

Kaufmannszug 2007 ,Augsburg – Seligenstadt
Dienstag, 12.06.2007 Nördlingen – Raustetten

Die Lagerfeuerromantik in unserem Lager an der Eiswiese und die Begeisterung unserer Gruppe für die Sache Kaufmannszug hatte wohl die Nördlinger angesteckt. Wir waren überrascht als wir in der Zeitung lasen: „ Von dem Enthusiasmus der hessischen Historienfans angesteckt überlegen nun die Stadt Nördlingen und der VAN, beim nächsten Kaufmannszug in vier Jahren vielleicht ein gemeinsames historisches Lager auf die Beine zu stellen“. Hier liegt wohl ein Missverständnis vor, oder der Redakteur war zu sehr durch seine Phantasie beflügelt. Sei es drum, es ehrt uns schon! Wohlgemut gehen wir so auf unsere nur 19 km lange Strecke durch das nördliche Ries. „Man braucht in diesem Gau nicht geboren zu sein, nur in guter Jahreszeit darin verweilt zu haben, um ihn für einen der anmutigsten und gesegnetesten in unserem Vaterland zu halten“ – (Melchior Meyr, 1810—1871 ) Herr Meyr beschreibt sehr passend seinen Eindruck von einer Gegend, die man zurecht als romantisch bezeichnen kann. Immer den Blick zum Himmel gerichtet ,erreichen wir das Kloster Maihingen, heute eine kirchliche Bildungsstätte, für uns aber der Rastplatz zur Mittagszeit. Die flache Furt welche wir passieren wollten, war durch die Unwetter des Vortages zum reißenden Bach geworden. Das Wetter zeigte sich dann heute Nachmittag eher unbeständig als wir Richtung Fremdingen aufbrachen. Das Licht und die Luft jedoch, lassen nach den Gewitterschauern, die Landschaft noch romantischer erscheinen. Zwischenzeitlich hatte uns der Bürgermeister von Wallerstein besucht und ein Buch seiner Stadt zur Erinnerung übergeben. In den Ortschaften standen immer wieder Gruppen mit Kindern und erwarteten uns schon jubelnd. Früh erreichen wir unser Tagesziel, die Gaststätte Jägerblick in Raustetten. Die Gastfreundschaft der Wirtsleute ist wieder beispielhaft und wir werden mit einem rustikalen Buffet verwöhnt. Vom Bürgermeister erfuhren wir einiges über die Gebietsgemeinde Fremdingen, die auch zu Zeiten der Geleitszüge als Rastplatz für die Kaufleute diente. Und wieder erklangen fröhliche Lieder , als der Tag in gemütlicher Runde ausklang.

11.06.2007

Kaufmannszug 2007 ,Augsburg – Seligenstadt
Montag, 11.06.2007 Harburg -Nördlingen

Auf der Höhe, durch schönen Nadelwald starteten wir heute in den Tag. Holger unser Fuhrmann aus Hanau, kommt erst heute zum Zug, seine Ankunft hatte sich aber verzögert, so konnten wir erst nach 11:00 Uhr starten immer noch ohne ihn. Zur Mittagsrast werden wir ihn aufnehmen, die Buddenbrock Kutsche ,die er mit seinen Pecherons ziehen soll , wird von einem Traktor zum vereinbarten Ort gebracht. Das Wetter scheint es gut mit uns zu meinen, das Gewitter kam zur passenden Zeit, heute morgen um 05:30 Uhr, jetzt steht die Sonne schon hoch und brät uns gnadenlos. Was war der Schatten auf den ersten Metern durch den Wald so angenehm. Über eine sanfte Hügellandschaft erreichen wir Kleinsorheim, das Ziel für unsere Mittagsrast. Im Biergarten, unter dem Schatten von Bäumen, genießen wir ganz klassisch Schweinebraten mit Knödeln. Was schafft denn die Mannschaft so bei einem Mittagsmahl? 35kg Schweinebraten, 120 Klöße und 10kg Spätzle, bestätigt uns der Wirt der „Gaststätte Schröppel“. Gestärkt und abgekühlt durch einen kleinen Schauer starten wir in die zweiten Tageshälfte. Eindrucksvoll präsentiert sich das Nördlinger Ries, ein etliche Quadratkilometer breiter Krater, entstanden durch einen Meteoriteneinschlag vor Urzeiten. Unser Tagesziel Nördlingen ist schnell erreicht, leider meint es das Wetter nicht mehr so gut mit uns, ein Gewitterschauer lässt alle bis auf die Haut naß werden. Welch ein Glück, zum Empfang am Marktplatz lacht die Sonne wieder. Imposant hat sich der Rat der Stadt in historischer Gewandung postiert als wir mit unseren Wagen das Rathaus passieren. Der ‚Altbürgermeister‘ als Ratsherr , Repräsentant der Stadt in der Vergangenheit und Bürgermeister Faul als Repräsentant der Neuzeit. Nördlingen hatte auch zur Zeit Friedrich II ,wie Frankfurt, sein Messeprivileg erhalten. Für uns eine Gelegenheit das Stapelrecht zu präsentieren, das vorsieht mitgeführte Waren den Bürgern der Stadt feil zu bieten. Gestärkt nach dem Empfang im Rathauskeller, fand unser Tag den Ausklang im Lager auf der Eiswiese. Verdienten Mitreisenden wurde die Ehre zuteil ,aus dem Eimer zu trinken und somit symbolisch im Kreis unser löblichen Gilde aufgenommen zu sein.

10.06.2007

Kaufmannszug 2007 ,Augsburg—Seligenstadt
Sonntag, 10.06.2007 Allmannshofen – Harburg

29 km lagen vor uns, als wir heute früh Richtung Harburg, unserem Tagesziel starteten. Es war spannend, zum ersten mal mussten das Lager und die mobilen Stallungen für die Pferde, am Morgen abgebaut und am Nachmittags wieder aufgebaut werden. Für manche eine ungewöhnliche Arbeit, einen Karren Pferdemist zu bewegen -aber geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid, alle haben mit angepackt – so waren wir recht flott fahrbereit. Trotzdem starteten wir mit einer Stunde Verspätung, war mir ganz recht war, da ich zu den Zeilen, die sie gerade lesen und den Tagesbildern, immer erst morgens früh komme. Durch eine ländliche Kulturlandschaft, durch sanfte Hügel, führt uns heute der Weg zunächst nach Donauwörth. Es war heute wieder sehr heiß und die Sonne brannte, um so ärgerlicher war ,dass der Besitzer der Wiese, unser lang ersehnter Rastplatz, einfach den Zutritt verweigerte. Nun ein bisschen Improvisation macht unser Unternehmen auch spannend. Spannend war auch, ob der Bürgermeister von Donauwörth, er wollte uns natürlich persönlich begrüßen, nun erscheint oder nicht. Er war aber wie vom Erdboden verschwunden und erschien nicht, hoffentlich nicht das Paradebeispiel für eines zuverlässigen Politikers. Um so mehr freuten wir uns über den herzlichen Empfang in Harburg, der kleinen Stadt mit der trotzigen Burg, in der das Geleitsschreiberhaus noch an die Zeiten der Geleitszüge erinnert. Begleitet von die Stadtwache zogen wir zum Marktplatz. Für unsere Kutscher wurde der Empfang wieder zu einem kurzen Genuss, die Wagen mussten sofort ausgespannt und die Pferde zu den Stallungen gebracht werden. In ausgelassener Stimmung wurde der Tag unter dem herrlichen Ambiente der Harburg beendet. Die ‚ Nachtwächter‘ von Harburg trugen ihre Weisen vor und zum ersten mal kam unser, eigens für diese Tour erstelltes Liedheft zum Einsatz – ‚Hoch auf dem gelben Wagen‘ erschallte bis tief in die Nacht.

09.06.2007

Kaufmannszug 2007 ,Augsburg—Seligenstadt
Samstag, 9.6.2007 Augsburg – Allmannshofen

Ein straffes Programm war vorgesehen für unseren ersten Reisetag. In Augsburg direkt bestand keine Unterstellmöglichkeit für so viele Pferde, wir mussten deshalb auf das 32 km entfernte ´Hofgut Schwaighof ausweichen. Für uns bedeutete das aber, die Pferde mussten zuerst nach Augsburg gebracht werden, bevor es wirklich losgehen konnte. Nach der ersten Nacht in ungewohnter Umgebung, waren die Tiere sichtlich unruhig. Pünktlich um 10:30 Uhr ging es dann los auf dem Rathausplatz, wir konnten eine herzliche Verabschiedung erfahren, die noch einmal die Gastfreundschaft unserer ‚Augsburger‘ unter Beweis stellte. Erschienen in herrlichen historischen Gewandungen, mit Trommlern und Fahnenschwenkern geleiteten uns unsere neuen Freunde zur Stadt hinaus. Die erste Etappe führte uns zunächst 12 km immer am Lech entlang, ein Genuss für uns ‚Reisende‘, nicht für die Fuhrmänner, höchste Konzentration war von ihnen gefordert, um die unruhigen Pferde im Zaum zu halten. Nach Plan erreichten wir noch unseren Rastplatz in Achsheim – dann war leider viel Improvisation angesagt. EineDeichsel war gebrochen beim Überfahren eines zu hohen Bordsteines, ein Glück für uns, denn der örtliche Zimmermann hatte seinen Betrieb direkt beim Rastplatz. Das Unglück bescherte uns eine gebrochene Radmutter an einem der neuen Fuhrwerke, ein Fachmann für dieses Problem war zwar schnell gefunden, das defekte Teil muss aber erst hergestellt werden. Der Wagen musste deshalb zunächst aus dem Zug genommen werden. Trotz aller Pannen erreichten wir unser Tagesziel Allmannshofen und wurden wieder mit viel Jubel empfangen. Unser ‚Wirt‘ vom Hofgut Schwaighof hatte ein Fest vorbereitet, bei dem die Seligenstädter Rokokotanzgruppe einen absoluten Glanzpunkt darstellte. So konnten wir nach einer imposanten Darbietung aus Wallenstein den Tag langsam ausklingen lassen.

08.06.2007

Kaufmannszug 2007 ,Augsburg—Seligenstadt
08. Juni 2007, der Tag vor unserer großen Tour

Die Anspannung der letzten Tage hatte wohl Ihren Höhepunkt erreicht als wir heute morgen um 7:30 Uhr endlich zum Aufbruch bereit waren. Mehrere LKW waren in den letzten beiden Tagen schon beladen worden, unsere Fuhrwerke mussten zum Teil bis auf einzelne Achsen und Räder demontiert werden. Jetzt war es soweit, Pferde und Fuhrwerke waren verladen, auf geht’s‘ nach Augsburg. Die Meldungen von der Vollsperrung der A3, sowie ein in der Nacht zuvor aufgebrochener Kleinbus aus unserer Kolonne, zwangen uns aber bereits zu ersten Korrekturen unseres Zeitplanes. Gott sei Dank, eine ‚Vorhut‘ war bereits auf dem Weg und konnte ohne Behinderung nach Augsburg durchfahren. So waren unsere mobilen Stallungen bereits aufgebaut und das Wasser für die Pferde stand bereit, als wir das Hofgut Schwaighof, den Quartierplatz für die Pferde, erreichten. Die LKW mit unseren Fuhrwerken waren parallel zur St. Georgen Schule in Augsburg unterwegs, dort stand eine zweite Gruppe zum Entladen und Montieren der Gespannwagen bereit. Die Anspannung hatte bereits deutlich nachgelassen, als wir uns in der Lobby des Hotel IBIS trafen, zum ersten Mal alle in Gewandungen, vorbereitet um gemeinsam zum Wollmarktsaal zu gehen. Die Interessengemeinschaft Historisches Augsburg, eine Verband ähnlich dem Heimbund Seligenstadt, der die kulturtreibenden Vereine Augsburg vereint und die Regio Augsburg hatten uns zu einem festlichen Bankett eingeladen. Durch eine Abordnung mit Soldaten vorneweg wurden wir in die Spitalgasse geleitet. Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage wir waren überwältigt von diesem wunderschönen Empfang den man uns bereitet hat. Es hätte keinen geeigneteren Ort für dieses Fest geben können. In rustikalem Ambiente, mit den dazu passenden Speisen, bei Rokokotanz aus Augsburg und einer Gauklervorführung mit Lichtkugeln, kam man mit den ‚Augsburgern‘ ins Gespräch und genoss diesen wirklich wundervollen Auftakt zu unserer großen
Tour.

11.06.2011

Kaufmannszug 2011 Aub – Seligenstadt

Samstag, 11.6.2011, Eisenbach – Seligenstadt / R. Wurzel

Einigen steckte die ausgiebige Feier von gestern Abend noch in den Knochen, unweigerlich sieht man es ihren Gesichtern an, da hilft auch kein ‚wir mussten heute doch so früh aufstehen‘. Die ‚Eisenbacher‘ hatten uns gezeigt, sie verstehen zu feiern. Heute zeigt sich die selbe Szenerie wie vor vier Jahren – die Regencapes müssen ausgepackt werden. Gott sei Dank, das Wetter bessert sich recht schnell und in angenehm kühler Morgenluft, die auch den Pferden gut tut, geht es auf schmalen Wegen nach Obernburg. Die Strecke entlang des ‚langen Handtuch‘ macht hier ihrem Namen Ehre. Im weiteren Verlauf erreichen wir Großostheim und von dort auf dem Einhard- Wanderweg durch den Wald Stockstadt, das Ziel unserer Mittagsrast. Wir freuen uns über die freundliche Begrüßung durch Bürgermeister Peter Wolf und den kühlen Schoppen durch unseren Fuhrmann Seppel. Eigentlich dachte ich es wären jetzt schon alle euphorisch, wegen unserer nahen Ankunft in Seligenstadt, die Stimmung scheint aber eher gedämpft. An der Grasbrücke, der ‘Schlagbaum‘ an dem die Geleitstraße in das Gebiet der Vauthei Seligstadt wechselt, hier wurde einst das Geleit übergeben, war es sehr ruhig – Mainhäusern und Seligenstädtern scheint die Bedeutung dieses Ortes nicht mehr ganz bewusst. Sehr viele Menschen haben uns in den letzten beiden Wochen an unserem Weg erwartet, haben uns buchstäblich immer ein Stück weitergetragen. Die mit Menschen gefüllten Straßen von Seligenstadt bei unserer Ankunft, reichen aber sicher noch für den nächsten Kaufmannszug. Eine größere Freude hättet Ihr Seligenstädter uns nicht machen können. Die feierliche Begrüßung am Marktplatz durch unsere 1. Stadträtin Claudia Bicherl, durch unseren Vauth, den Kaufherren aus Seligenstadt und nicht zu vergessen unserem Landrad Oliver Quilling hat uns schon ein bisschen wachsen lassen. Steinheimer- Strasse und Turm boten die passende Kulisse für unseren Auszug. Die Stadt hat uns eingeladen in der Kutschenhalle des Heimatbundes unsere Ankunft zu feiern. Stephan nutzt die Gelegenheit einmal alle Fuhrleute zusammenzurufen, sie vorzustellen und ihnen zu danken. Es ist eine beachtliche Leistung 2 Wochen im Troß auf dem ‚Kutschbock‘ , die Pferde unterliegen wie wir Menschen Launen, für den Fuhrmann ist immer volle Konzentration gefordert. Unsere ‚Kleinsten‘ haben Lieder gedichtet und tragen diese vor und unseren Zugführern überreichen wir Urkunden für ihr erfolgreiches ‚Geleit‘, unser Kaufmannszug 2011 findet so einen würdevollen Abschluss. Vielen Dank an Alle, die uns wie auch immer unterstützt haben! 

10.06.2011

Kaufmannszug 2011 Aub – Seligenstadt
Freitag, 10.6.2011, Eichenbühl – Eisenbach / R. Wurzel

Morgenstund hat Gold im Mund, so ist unser 13. Reisetag angebrochen. Die Streckenlänge bestimmt immer den Startzeitpunkt am Tag, wir starten aber lieber etwas früher, unserem Zugführer Stephan bleibt so mehr ‚Luft‘ den Tag einzuteilen. Bis nach Obernburg, morgen dann die letzte große Etappe nach Seligenstadt, Zeit genug das Gewesene Revue passieren zu lassen. Die Gedanken an das Erlebte vermischen sich mit der Vorfreude auf das erreichen unseres nahen Zieles und erzeugen so ein seltsames Gefühl zwischen Traurigkeit auf der einen und Glück auf der anderen Seite. Für manchen stellt sich wohl die Frage – wie wird das nächste Woche – im Moment scheint aber der Alltag noch sehr weit weg. 28 Kilometer bis nach Eisenbach müssen angegangen werden, sie führen uns durch ein stilles, verträumtes Tal , zunächst nach Bürgstadt. Weinreben säumen den Weg, die Morgensonne steht noch flach am Himmel, so ist es angenehm den Tag zu beginnen. Allzu schnell wird es aber lauter, wir nähern uns Miltenberg und werden wieder zunehmend zu einer Behinderung für den Autoverkehr. Die Polizei begleitet uns aber und sichert souverän die Strecke. Miltenberg verlassen wir schnell und schwenken auf den Radweg nach Laudenbach ein, dort werden wir an der Wiese am Main Mittagsrast halten. Die Metzgerei Kuhn ist es, die uns heute Mittag mit italienischer Pasta verwöhnt. Nach ausgiebiger Mittags-pause ziehen wir entspannt gen Eisenbach. Vor Eisenbach empfangen uns schon die berittenen Fanfarenbläser aus Großostheim. Vor unseren Trommlern und Soldaten, begleitet von den Fahnenschwenkern, ein mehr als imposantes Bild. Was dann kommt ist aber einfach unbeschreiblich. Alle Empfänge in unseren Rastorten waren bislang Superlativen, vergleichen kann man sie nicht, denn alle hatten Ihren eigenen Flair, in Eisenbach aber ist es dieses Jahr ein ‘Ankommen‘. Leo unser Fuhrmann hatte vermittelt, Sportler, Reiter und die Feuerwehr hatten organisiert, sind für 1500 Menschen gerichtet und der Festplatz ist brechend voll. Zuvor hatte die Menschenschar uns jubelnd durch die Straßen von Eisenbach ‚getragen‘. Nach dem offiziellen Empfang durch Bürgermeister Walter Berninger, wird ausgelassen gefeiert. Für uns ist wieder eine riesen Tafel ‘eingedeckt‘ und die 8 Franken Musiker verstehen es für wahr Ihr Publikum mitzureißen. Unsere Jagdhornbläser begeistern die Menschen – erstmals mit Unterstützung durch die ‚Trommelfeuer ‘ und eine Feuershow rundet diesen traumhaften Tag ab. 

09.06.2011

Kaufmannszug 2011 Aub – Seligenstadt
Donnerstag, 9.6.2011, Külsheim – Eichenbühl / R. Wurzel

 Vieles wiederholt sich auf unserer ‚Zeitreise‘, das ist mir noch nie so aufgefallen wie heute, es ist nicht abgedroschen, eher wie ein Konzert auf einer Tournee. Die Akteure bringen immer wieder neue Nuancen in Ihr Spiel, das so nie gleich wird. So starten wir wieder in den neuen Tag, nur noch drei Etappen bis nach Seligenstadt vor uns und eine kurze Tagestrecke mit nur 18 Kilometern. Wo ist bloß die Zeit geblieben? Ich erwähnte bereits die veränderte Wahrnehmung. Vieles erleben wir sehr intensiver, die Kurzweil reißt es uns aber ebenso schnell fort, lässt den gefühlten Zeitraum schrumpfen. Als unser Troß heute startet, bin ich noch unterwegs. In meinem Hotel war kein Internetzugang verfügbar, ich musste in ein Gebiet mit besserer Funknetzabdeckung fahren. Gott sei Dank, die Unterstützung im Hintergrund klappt perfekt und ich kann durch ein Begleitfahrzeug nachgefahren werden. Kurz vor Hundheim bin ich dann wieder beim Zug. Auch hier die bekannte Szenerie, die ‘Hundheimer‘ sind gekommen uns zu begrüßen. Zur Mittagsrast treffen wir auf Metzger Becker , er ist angereist uns kulinarisch zu verwöhnen, dazu ein kühler Schoppen – perfekt. Der Schlafmangel scheint inzwischen bei allen soweit fortgeschritten dass bei jeglicher Gelegenheit und Haltung versucht wird zu schlafen. Immer wieder tauchen bekannte Gesichter auch aus Seligenstadt auf, immer mehr Menschen stehen in guter Laune an den Straßenrändern und jubeln uns zu, wir sind glücklich. Neunkirchen haben wir bei Kilometer 11 passiert, dann geht es an Ebenheid vorbei Richtung Eichenbühl. Wir fahren wieder über die alte Landstiege, sie ist inzwischen zwar frisch geschottert‘, hat aber von Ihrer Steilheit nichts verloren. Auf dieser Stiege haben die Eichenbühler ‚Vorspanndienste‘ mit Ihren Ochsen geleistet um die Pferde der Kaufleute zu schonen und selbst Schwedengeneral Gutav Adolf oder Graf Tilly waren auf diesem Weg schon unterwegs. Ein kurzes Stück noch, wir passieren den alten Mautturm und erreichen Eichenbühl, diesen kleinen Ort, der mit großer Herzlichkeit ein riesen Fest für uns vorbereitet hat. „Ich will sprechen den Willkomm – so ge-bührt es mir als Schultheis dieses freundlichen lieblichen Fleckens“ , so die Begrüßung durch Bürgermeister Winkler. Frisch gebackener Fisch von den Seligenstädter Fischern, flotte Märsche des Eichenbühler Musikzugs und der TGS Fanfarenbläser aus Seligenstadt, wir feiern in ausgelassener Stimmung an diesen Abend, der viel zu schnell zu Ende geht.