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08.06.2011

Kaufmannszug 2011 Aub – Seligenstadt
Mittwoch, 8.6.2011, Tauberbischofsheim – Külsheim / R. Wurzel

Mit knapp 16 km bis nach Külsheim, liegt heute einer der kürzesten Tourentage vor uns. Mensch und Tier sind bislang sehr strapaziert worden, besonders den Augsburger Kaufleuten, die ja schon 5 Tage mehr unterwegs sind, sieht man die Erschöpfung jetzt deutlich an. Eine lange Mittagsrast ist heute vorgesehen, alle haben sich gefreut etwas Zeit zum ausspannen zu haben – ein Kalter Wind und Nieselregen schränken den Erholungswert jedoch deutlich ein. 7,6 km waren es bis hierher nach Eiersheim, unseres Etappenziels im Kaufmannszug 2003 und der Ort unserer heutigen Mittagsrast. Die ersten 5 km davon waren eine nicht enden wollende Steigung auf der Landstraße, dann geht es auf schmaler Straße steil hinunter in eine Senke. Die Gaststätte ‚Grüner Baum‘ aus Klein-Auheim ist extra angereist, versorgt uns mit Mittagessen und zum Kaffee gibt es frischen Blechkuchen aus Hermanns und Helgas Backstube. In die Senke geht es rein und auch raus, entsprechend erwarten uns Nachmittags auch wieder Steigungen. Auf schmalen Wirtschaftswegen können wir den Blick über die weiten Kornfelder genießen, ganze Felder mit rotem Mohn begegnen uns, Mageriten wachsen am Wegesrand und lenken ab von dem bedrohlich wirkenden Himmel. Immer näher kommen wir ‚Cullesheim‘ und freuen uns darauf abzutauchen in das Mittelalter, das die Külsheimer in Ihrem Verein pflegen. In Uissigheim besucht uns wieder ein Kindergarten – einmal ein altes Gewehr an der Schulter hängen zu haben, den Dreispitz auf dem Kopf, das Erinnerungsfoto, wie schnell kann man doch ein Kinderherz erfreuen. Dann ist es soweit, vor mittelalterlicher Kulisse ziehen wir auf den Schlossplatz zu Cullesheim. Der Bürgermeister lässt es sich trotz knapper Zeit nicht nehmen uns kurz zu begrüßen, dann kündigen die Turmbläser den Schultheiß an, der uns löbliche Kaufleut auf seine unnachahmliche Art empfängt. Klar warb er für seine vortrefflich Weibsleut und mahnte zu Ordnung und Sitte, doch wurde im zugetragen, das gerade gegen dieses unser Fuhrmann Peter verstoßen hatte. Es half kein Bitten, kein Flehen, der ‚schöne Peter‘ musste an den Pranger. Doch fand sich ein mild gestimmtes Weib Ihn auszulösen. Bei mittelalterlichen Tänzen zur Musik aus Leier und Dudelsack, der Gilde der Bader aus Seligenstadt und bezauberndem orientalischen Bauchtanz erleben wir einen wunderschönen Abend. Es wird dunkel, Schwedenfackeln erleuchten den Platz und der Abend klingt unter dem Gesang unserer Lieder langsam aus. Külsheim – Danke! 

07.06.2011

Kaufmannszug 2011 Aub – Seligenstadt
Dienstag, 7.6.2011, Unterwittighausen – Tauberbischofsheim / R. Wurzel

Die ‚rettende‘ Fleischwurst, die Petra Kuhn vor vier Jahren im Gepäck hatte als sie nach Wittighausen kam, war den ‚Wittighäusern‘ noch gut in Erinnerung, überhaupt waren wir Ihnen gut in Erinnerung – sie hatten einfach ein tolles Fest vorbereitet. Beim Aufbruch heute morgen erleben wir wieder dieses vertraute Bild, über das wir uns immer wieder freuen – Wittighausen ist mit Mann und Maus auf den Beinen um uns zu verabschieden. Kindergärten und Schulklassen stehen wieder am Straßenrand und jubeln uns zu. Mit nur 18 Kilometern, liegt heute zwar eine der kürzeren Etappen vor uns, die zu überwältigenden Steigungen werden aber den Reisende, sowie Roß und auch Reiter alles abverlangen. Auf der bewährten Führe verläuft unser Weg zunächst über Zimmern, dann nach Grünsfeld. Landstraßen wechseln sich mit schmalen Pfaden ab auf denen man die Natur wieder genießen kann. Die unbefestigten, holprigen Wege stellen aber hohe Ansprüche an unsere alten Fuhrwerke. Nun, die heiß gelaufene Radnabe bei Stephans Wagen in Grünsfeld, ist wohl nicht auf einen holprigen Weg zurückzuführen – da fehlte wahrscheinlich einfach ein wenig Wagenschmiere. Die Fuhrwerke werden zwar täglich ‚gewartet‘, aber bei 80 Rädern kann schon mal eines vergessen werden. Das Wetter zeigt sich heute wieder freundlich, die Sonne wärmt uns den Rücken und läßt uns auf der 3 km langen Steigung hoch zum ehemaligen Truppenübungsplatz gewaltig ins Schwitzen kommen. Alle Reisenden müssen laufen, die Fuhrwerke fahren ‚leer‘ und unser Troß zieht sich gewaltig auseinander. – Ein Trost, wie schön, denn nach der Last kommt auch die Mittagsrast – Schön ist es auch zu sehen wie die Natur sich dieses ehemalige Militärgelände wieder zurückholt. Herrliche Wolkenbilder bilden einen Kontrast zu sattem Grün, Schafe weiden auf der Wiese, dazu das Hufgeklapper unserer Pferde, da gibt es wirklich nichts Schönres als ein Fuhrmann zu sein – für uns Reisende ist es nicht weniger ein Genuss. Schnell sind die letzten Kilometer nach Tauberbischofsheim abgefahren, ein paar steile Passagen, dann stehen wir vor Tauberbischofsheim. Mit Trommeln und schwenkenden Fahnen ziehen wir vor das Schloss, einst Sitz des kurmainzischen Oberamtes. Der Bürgermeister, Vertreter der Neuzeit, weiß über die Bedeutung seiner Stadt zur Zeit der Geleitszüge zu berichten und der kurmainzische Amtmann begrüßt den Geleitstrupp. Beim Empfang im Schloss kommen wir schnell wieder ins Gespräch mit den ‚Heimatfreunden‘ und leiten den gemütlichen Ausklang des Tages auf dem Schlossplatz ein. 

06.06.2011

Kaufmannszug 2011 Aub – Seligenstadt

Montag, 6.6.2011, Aub – Unterwittighausen / R. Wurzel

Es ist unser 10. Reisetag und über 200 Km Reiseweg liegen für die Augsburger Kaufleute bereits hinter uns. Der Ruhetag in Aub hat uns allen gut getan – dem Köper, mehr aber noch der Seele. Heute früh ist es viertel nach Zehn als wir sind startbereit sind, das war eine beachtliche Leistung mussten doch über 160 Zugteilnehmer neu sortiert, die Gespanne neu eingeteilt und die Zugreihenfolge festgelegt werden. Beim einen Planwagen gibt es Probleme mit der Deichsel, er muss zunächst zurückbleiben. Schulklassen waren heute schon früh bei uns zu Besuch und bei unsrer ‚Ehrenrunde‘ durch Aub sind wir begeistert – das ganze Städtchen scheint auf den Beinen, Scharen von Kindern säumen den Weg. Kindergarten und Grundschule haben Ihren Tagesbetrieb anscheinend wegen uns unterbrochen. Die Landschaft öffnet sich heute weiter und wird mit Ihren Eindrücken viel Weite bieten. Kaum haben wir Aub verlassen taucht auch schon das Hinweisschild Gelchsheim 3 km auf. Markt Gelchsheim, das Deutschordensdorf in Franken, wird es sich auch dieses Jahr nicht nehmen lassen uns zu begrüßen. Bürgermeister Geßner weiß gekonnt zu moderieren und wir genießen unser zweites Frühstück. Unser Troß ist mit seinen derzeit 18 Fuhrwerken und 40 Pferden gewaltig lang geworden und für die Fotografierenden wird es jetzt schwierig. Einmal nach einem Bild am Ende des Zuges, besteht kaum noch die Möglichkeit nach vorne zu gelangen. Wir reisen derzeit noch unter dem Geleit des Würzburger Hochstifts, werden aber mit unserem Tagesziel Wittighausen das Hoheitsgebiet derer von Rieneck erreichen. 18 Kilometer sind es noch bis dorthin, bei schönem Wetter keine Entfernung, wir sind aber gerade einem tief schwarzen Wolkenband entgegen gefahren und befinden uns in einem Unwetter. Starker Wind treibt uns den Gewitterregen ins Gesicht und es dauert nicht lange bis alles klitsch nass ist. Wir beschließen deshalb zügig durchzufahren und auf die Mittagsrast zu verzichten. Organisationsgeschick ist wieder gefragt – der Lagerplatz ist zu nass für die Zelte, die Kleider sind zu nass für die Menschen. Der geplante Empfang fällt deshalb buchstäblich ins Wasser und wird auf den frühen Abend verlegt. Der Herzlichkeit wie uns die Wittighäuser empfangen, tut dies jedoch keinen Abbruch. Wittighausen hat wie Seligenstadt eine ausgeprägte Vereinskultur, alle helfen mit, und so wird dank Bürgermeister Bernhard Henneberger ein sehr schönes Fest daraus. Die Trommeln erklingen und bis tief in die Nacht wird mit den Wittighäusern gesungen und gefeiert. 

05.06.2011

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt

Sonntag, 5.6.2011, Aub / R. Wurzel

Unser Empfang von gestern lässt sich nicht treffend genug beschreiben, es fehlen einfach die passenden Worte, das Erlebte muss denen vorbehalten bleiben, die dabei waren. Rein sachlich lässt sich natürlich sagen dass Grußworte ausgetauscht wurden, dass Kutscher Thomas wegen ‚Schlüsseluntreue‘ in Handfesseln gelegt wurde oder die Auber Soldaten sich wegen Ihres ‘Rumtreibens‘ erklären und die Prügel durch das Nudelholz der Frau einstecken mussten – das Gefühlte bleibt aber uns. Stephan und Patrick mussten gegeneinander antreten und beweisen wer denn der bessere Zugführer sei. Patrick stellte sich dabei, zumindest im Spiel, als die Nummer Eins heraus. Bei allerlei Gauklerei klang später der Abend langsam aus. Sonntag ist unser Ruhetag, Mensch und Ross haben sich ihn verdient. Nach einer anstrengenden Woche ist Gelegenheit Gott für seine schützende Hand zu danken und seinen Beistand für die zweite Woche zu erbitten. Sehr festlich ist der Gottesdienst gestaltet, zu dem wir wieder alle in unseren Gewandungen erschienen sind. ‘Genieße es lieber Burkard, so voll erlebst Du Deine Kirche selten‘ , hatte Ihm ein Freund gesagt und er genoss es, der Zelebrant des Gottesdienstes Burkard Fleckenstein. Tränen traten dann prompt in Augen als die Seligenstädter Jagdhornbläser mit sehr gefühlvollem Spiel den Gottesdienst eröffnen. Für uns als ‚echte‘ Seligenstädter ist es eine Selbstverständlichkeit unserer Wallfahrt zu gedenken und lautstark erklingt ‘Oh Engel reines Paar‘. Der Nachmittag soll uns Gelegenheit geben an Führungen durch die Stadt oder dem Spitalmuseum teilzunehmen. Die Gewitter , die auch Seligenstadt an diesem Nachmittag nicht verschonen, werden die Aktivitäten wohl eher nach drinnen getrieben haben, so findet auch unserer Abendprogramm drinnen statt. Die Auber sind da flexibel und haben kurzerhand die Veranstaltung in die Festhalle im Spitalgarten verlegt. Es spielt die Auber Blasmusik auf, nach einem deftigem Essen gibt es am offenen Feuer gebackene Waffeln von unserem Soldaten ‚Ali‘, Robert Melber lobt die Organisation des Kaufmannszuges, später erklingen fröhliche Lieder zum Akkordeon unseres Kutschers Peter und viel zu schnell geht dieser schöne Abend zu Ende. Morgen müssen wir fit sein, es wird neu gemischt, die ‚Nürnberger‘ werden sich mit den ‚Augsburgern‘ vereinen und Richtung Seligenstadt ziehen. 

04.06.2011 NB

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt
Samstag, 4.6.2011, Bad Windsheim – Aub

Nach dem gestrigen Frühaufsteherstress, dürfen wir heute etwas länger schlafen. Die Abfahrt ist für 08.45 Uhr vorgesehen. Wie am Vorabend verabredet treffen die Teilnehmer pünktlich ab 08.30 Uhr ein und man muss es an dieser Stellen einfach einmal betonen: „Die Disziplin in der Mannschaft stimmt!“. Aus diesem Grund schaffen wir das vorgegebene Zeitfenster spielend. Als Patrick um 08.45 Uhr den Befehl zum Aufbruch gibt bleibt das Support-Team wie immer im Lager mit allen bekannten Utensilien und Gerätschaften zurück, die wie jeden Tag zuverlässig verpackt, verschnürt und verladen werden müssen. Für den angefallenen Pferdemist hat uns das Freilandmuseum einen Anhänger auf das Gelände gestellt, auf dem heute rund eine Tonne rein organischer Müll landen wird. Die ganze Arbeit ist gegen 11.00 Uhr erledigt und die Begleitfahrzeuge verlassen wie immer als letzte den Lagerplatz des Vortages. Zur heutigen Mittagsrast werden wir uns auf dem Freigelände eines ansässigen Bauerhofes in Uttenhofen niederlassen. Den Rastplatz erreichen wir gemäß Zeitplan pünktlich gegen 12.30 Uhr. Unsere Mädels vom Support-Team haben das Buffet bereits wunderbar vorbereitet und alle Mitreisenden können direkt mit der Atzung beginnen. Die Sonne brennt heute ohne Unterlass und jeder ist jetzt froh, sich im Schatten eines Baums ein ruhiges Plätzchen zu finden, um dort in Ruhe zu essen oder einfach nur Ruhe zu finden. Mensch und Tier müssen in diesen anderthalb Stunden Kraft tanken, denn auf uns wartet ja heute einer der absoluten Höhepunkte unserer Reise – die Ankunft in unsere gefühlte Partnerstadt Aub. Leider müssen wir ab der Mittagsrast ohne unseren Fuhrmann Sven Jennebach weiterreisen. Sein Hengst Ali hat kurz vor der Mittagsrast zu lahmen begonnen. Aus Vorsichtsgründen werden seine beiden Hengste und das zugehörige Fuhrwerk verladen. Sven ist zuversichtlich, dass sein Ali nach dem Ruhetag in Aub wieder mit von der Partie sein wird! Zum Verladen wird unser Support-Team angefunkt. Alles klappt wie Schnürchen und gegen 14.00 Uhr verlassen der Tross und die Begleitfahrzeuge Uttenhofen. Spätestens ab jetzt spürt man, dass bei jedem Schritt den wir uns an Aub herantasten die Spannung steigt! Was wird uns heute in Aub erwarten? Wir wissen es nicht genau aber alle sind sicher, dass wir wieder unvergessliche Stunden erleben werden. Stunden die uns immer wieder eines vor Augen führen – „Wir kommen nach Hause und sind zu Gast bei Freunden!“ – Jubel! 

04.06.2011 AB

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt

Samstag, 4.6.2011, Rothenburg – Aub / R. Wurzel

30,4 km lang sollte heute unsere Tagesstrecke betragen, 14,5 km bis Gickels-hausen unserem Rastort zur Mittagszeit. Aber gemäß dem Motto ‚Sicher ist Sicher‘ nehmen wir nach Gattenhofen eine Abkürzung. Die eingesparten 3 km werden uns am Nachmittag ggf. Luft schaffen, wir wollen schließlich pünktlich in Aub sein. Weite Blicke lässt heute das Landschaftsbild zu, auf einer Art ‚Hochebene‘ geht és östlich des Taubertals Richtung Aub. Landwirtschaftliche Flächen bestimmen den Landschaftzug und man merkt den Feldern die lange Trockenperiode an. In Gickelhausen fahren wir den bewährten Rastplatz an und prompt taucht auch der ‚Schorsch‘ wieder auf, fragt nach seinen Deichseln und scheint noch jedes Pferd zu kennen das auch vor vier Jahren dabei war. Auch heute liegen wir ungeachtet der Abkürzung sehr gut in der Zeit. Es ist schön – die eingeplanten Zeiten für Zwischenfälle‘ konnten wir die ganze Woche über schon für Pausen nutzen, nie war eine ‘Notreparatur‘ während des Tages notwendig. Über stille Landstraßen begleitet von eindrucksvollen Wolkenbildern, die ich bislang vermisst hatte, kommen wir am Nachmittag zügig voran und erreichen so entspannt unser Tagesziel Aub. Unsere Soldaten hatten mittlerweile wieder die Verstärkung durch die Seligenstädter Sportschützen erhalten und stellen nun eine ansehnliche Kompanie dar. Klar, an der Stadtwache von Aub kommt Niemand vorbei. Erst nach der Inspizierung unseres Zuges und der Versicherung unsererseits dass wir redliche Kaufleute sind, dürfen wir passieren und in die Stadt einfahren. Der Empfang am Marktplatz ist einfach unbeschreiblich , die Herzlichkeit der Auber kennt keine Grenzen und so genießen wir umrahmt von der jubelnden Menge den Begrüßungstrunk. Unsere Nürnberger Kaufleute sind noch nicht eingetroffen, werden wohl auch noch 1 Stunde brauchen, so verschieben wir den ‘Empfang‘ auf diesen Zeitpunkt. Aber viel schneller als erwartet hört man schon von weitem den Klang der Landsknechtstrommeln. Ein imposanter Geleitstrupp begleitet den Kaufmannszug auf den Martplatz. Ein besonderes Ereignis ist es für Robert Melber, den Bürgermeister von Aub. Ist es doch eher selten einen Geburtstag in solchem Rahmen zu feiern, so gratuliert Ihm auch Claudia Bicherl, unsere 1. Stadträtin und überbringt die Grüße der Stadt Seligenstadt. Die ‚große Tafel‘ ist gedeckt und wir lassen uns zunächst den berühmten Tafelspitz von Karl Lochner schmecken, was wird wohl der Abend noch bringen? 

03.06.2011 NB

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt

Freitag, 3.6.2011, Langenzenn – Bad Windsheim

Es ist so gegen 05.30 Uhr heute früh als das für den Kaufmannszug so typi-sche Geräusch von abrollenden, mit Stahl beschlagenen, Radreifen und das rhythmische Klackern der Pferdehufe zu hören ist. Seit gut anderthalb Stunden sind die Fuhrleute jetzt schon auf den Beinen. Alles ist in dieser Zeit akribisch und routiniert für den Aufbruch vorbereitet worden. Alle Pferde sind fit und es gibt „Gott sei Dank!“ keinerlei großen Schäden an den Fuhrwerken zu vermelden. Es ist soweit, der Kaufmannszug Nürnberg – Seligenstadt nimmt die Tagesetappe von Langenzenn über Hagenhofen nach Bad Windsheim in Angriff. Eine wahre Königsetappe über insgesamt 32 Kilometer, mit vielen, bis zu 14 % steilen Steigungen und Anstiegen erwartet Mensch und Tier, pünktlich 16:00 Uhr müssen wir unser Ziel erreicht haben. Während der Tross Langenzenn verlässt, arbeiten die stillen Helfer im Hintergrund, um ihre Chefs Anette Rühl und Hermann Stiebitz, auf Hochtouren. Schnell und routiniert ist das mobile Gattersystem auf geladen, die Zelte abgeschlagen und der angefallene Mist entsorgt. In Hagenhofen, im Gasthof „Zur Stadt Bad Windsheim“ , wollen wir uns gemeinsam zur Mittagsrast treffen . Alles läuft wie am Schnürchen und in der Zeit, zwischen 11.15 Uhr und 12.30 Uhr verbringt man am verabredeten Treffpunkt bei Gulaschsuppe und kühlen Getränken eine Mittagspause in fröhlich entspannter Atmosphäre. Als Patrick gegen 12.30 Uhr zum Aufbruch auffordert, liegt vor dem Zug eine der schwierigsten Passagen. Streckenabschnitte mit bis zu 14 % Gefälle liegen vor uns und mit der Hilfe aller Teilnehmer – sie helfen beim Bremsen der Fuhrwerke mit, indem sie diese mit dicken Hanfseilen zurückhalten, wird auch diese Herausforderung gemeistert. Der Zug zieht an wunderbaren rot leuchtenden Mohnfeldern vorbei und trotz der allgegenwärtigen Trockenheit, erfreuen sattgrüne Felder mit Salat, Gemüse und Getreide das Auge der vorbeiziehenden Karawane. Pünktlich 15.45 Uhr stehen wir vor den Toren der Stadt Bad Windsheim. Dort werden wir von vielen hundert Menschen begeistert empfangen und mit Beifall zum Marktplatz geleitet. Am Marktplatz angekommen werden wir durch den BM Ledertheil empfangen und begeben uns dann schnurstracks zu unserem Lager auf dem Gelände des Freiland Museums. Der Einzug über das Gelände des Museums gerät zu einem wahren Triumphzug den alle Beteiligten nicht so schnell vergessen werden. Nach einem gemeinsamen Essen lassen wir den Abend, bei wohl vertrauten Liedern, am Lagerfeuer ausklingen. 

03.06.2011 AB

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt

Freitag, 3.6.2011, Dinkelsbühl – Rothenburg / R. Wurzel

Durch den Naturpark Frankenhöhe führen uns heute die 25 Kilometer bis Rothenburg ob der Tauber, die mittelalterliche Stadt, die zurecht um eine Anerkennung als UNESCO Weltkulturerbe wirbt. Die Europäische Wasserscheide, richtunggebend für den Fluss des Wassers Richtung Rotes Meer und Nordsee, werden wir passieren. An traumhaften Eindrücken scheint die Natur heute auch alles aufzuzeigen was möglich ist. Kaum malerrischer könnte sich eine Landschaft präsentieren als zwischen Dombühl und Schillingsfürst. Teils auf naturbelassenen Wegen, teils auf kleinen Landstraßen verläuft unsere Strecke. Immer wieder passieren wir kleine stille Ortschaften wie Wörnitz, Diebach oder Bockenfeld, und haben zur Mittagsrast nach 15 Kilometern, den größten Teil der Strecke geschafft. Überraschend – Unser Wirt vom gestrigen Abend fährt mit dem Traktor vor – Thomas hatte Ihn mit einem Faß Bier herbestellt. Dann taucht auch Johannes wieder auf, er und Beatrix haben heute Geburtstag, es gibt Eis. Uns geht es gut! Freundlich und hilfsbereit zeigt sich die Polizei hier, sie sichern sehr zuvorkommend die Wegpassagen auf den stärker befahrenen Landstraßen. Bald biegen wir wieder ab in einen naturbelassenen Weg, der sich teils als Hohlweg, teils als Allee, langsam Richtung Rothenburg zieht. Kaum eine halbe Stunde später taucht auch schon die imposante Silhouette von Rothenburg aus der Ferne auf. Es ist gerade erst kurz vor Drei, wir scheinen sehr gut in der Zeit zu liegen. 15:33 Uhr, wir passieren Gebsattel – 3 Kilometer noch bis Rothenburg – 15:50 Uhr, das Ortsschild von Rothenburg – hier stimmt aber etwas nicht, so schnell können wir nicht sein. Durch das Rödertor ziehen wir in die Stadt ein. Der Klang der Landsknechttrommeln mischt sich mit dem Klang von Hufeisen auf Kopfsteinpflaster und schallt durch die engen Gassen, versetzt die Menschen vor der Kulisse der alten Gebäude im Gedanken Jahrhunderte zurück. Die Stadt ist voller Menschen – sie sind sicher nicht wegen uns gekommen – dennoch scheinen wir heute die Attraktion zu sein. Der bayrische Rundfunk hat uns überraschend mit einem Kamerateam ein Stück begleitet und ist auch zugegen als wir durch die Bürgermeisterin begrüßt und mit einem Schluck aus dem ‚Humpen‘ willkommen geheißen werden. In der Schrannenhalle, 2007 noch eine Notlösung, werden wir unser ‘Bergfest‘ und die Geburtstagkinder feiern. Die Anstrengungen der letzten Tage fordern aber Ihren Tribut, um 22:00 Uhr machen wir uns auf in unsere Quartiere. 

02.06.2011 NB

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt

Donnerstag, 2.6.2011, Nürnberg – Langenzenn

Für gut die Hälfte der Teilnehmer des Kaufmannszuges von Nürnberg nach Seligenstadt hat der Wecker am heutigen Tag bereits weit vor 04.00 Uhr geklingelt – galt es doch den Anschluss nicht gleich beim Start am Kapellen-platz zu verlieren! Exakt um 05.05 Uhr setzt sich der Reisebus in Richtung Frankenmetropole Nürnberg in Bewegung. An Bord rund 40 wagemutige und bestens gelaunte Seligenstädter, die zum Großteil erstmals das Abenteuer Kaufmannszug in Angriff nehmen wollen. Gegen 09.00 Uhr kommen wir schließlich auf dem Hauptmarkt an. Unser Supportteam lässt nicht lange auf sich warten und bereits um kurz vor halb Zehn wird uns das Frühstück gereicht, das wir mit Blick auf ein Gemälde eines historischen Kaufmannszuges, der auf der Wand des gegenüberliegenden IHK-Gebäudes prangt, genießen dürfen. Der Präsident der IHK Franken, Herrn von Vopelius, verabschiedet den Kaufmannszug, ein Vertreter der Stadt Nürnberg kann leider nicht anwesend sein. Gegen 10.30 Uhr setzt sich unser Kaufmannszug, angeführt von unserer einmaligen Trommlertruppe, dann endlich in Bewegung. Der Tross setzt sich aus rund 70 Personen, 18 Pferden und 9 Fahrzeugen (Geleits- und Gesellschaftskutschen) zusammen. Begleitet wird er von einer 6-köpfigen Supportmannschaft in 2 Supportfahrzeugen. Wir verlassen Nürnberg Richtung Fürth und bei durchschnittlich 26°C und fast wolkenfreiem Himmel fahren wir in einem zügigen Tempo an riesigen Salat- und Weizenfeldern vorbei und erreichen gegen 14.30 Uhr unsere Mittagsrast in Seukendorf. Dort werden wir vom 1. und 2. Bürgermeister und rund 100 Bürgern herzlich begrüßt und anschließend von der Feuerwehr erstklassig mit Essen und Trinken versorgt. Viel Zeit zur Rast bleibt nicht, denn um 17.00 Uhr wollen wir in Langenzenn, unserem Etappenziel sein. Dort werden wir bereits von hunderten von Schaulustigen und dem Bürgermeister Erich Ammon erwartet. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Bürgermeister , Grußworten von Albert Kemmerer und dem Arbeitskreis Kaufmannszug, wird durch unseren Cheffuhrmann Patrick Sprey ein Fass Bier angestochen und von den Teilnehmern recht zügig geleert. Gegen 18.00 Uhr machen wir uns dann auf den Weg zu unserer Übernachtungsstätte, dem Gasthof-Hotel Seerose. Ein wunderschöner Tag geht zu Ende für den man einfach nur dankbar sein kann. Es ist einfach schön dabei gewesen zu sein! 

02.06.2011 AB

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt

Donnerstag, 2.6.2011, Dinkelsbühl – Dombühl / R. Wurzel

Bis tief in die Nacht erklangen gestern noch die Lauten der Pikiniere von Dinkelbühl und ihre fröhlichen Lieder. In so geselliger Runde vergehen die Abende leider viel zu schnell und man findet nur schwer ins Bett. So wundert es auch nicht dass wir inzwischen etwas an ‚Frische‘ eingebüßt haben. Unser Tagesablauf ist vorbestimmt und das heißt für viele um 05:30 Uhr aufstehen, die Tiere füttern, abbürsten, nach kleine Blessuren sehen, Fuhrwerke herrichten, Frühstück vorbereiten…. Unser ‚administrativer Betrieb‘ funktioniert inzwischen perfekt, beim eingespielten Team sitzt jeder Handgriff. Verstärkt wird das Supportteam täglich noch durch 5 zusätzliche Helfer aus den Reihen der Reisenden. Folglich können wir heute pünktlich um 09:00 Uhr starten und setzen uns Richtung Larrieden in Gang. Die 9 km lange Strecke schaffen wir in einer Stunde und zwanzig Minuten, das ist für einen ‚Gehenden‘ ein sehr flottes Tempo, für ein Pferdegespann locker zu gehen und für unsere Esel zu leider zu schnell. Romantisch soll das Landschaftsbild heute werden, bewegen wir uns doch weitestgehend auf dem Radweg ‚Romantische Straße‘. Über stille Landstraßen durch blühende Felder führt uns der Weg nach Feuchtwangen, vorbei an verträumten Teichen mit Schilfbewuchs, Kornblumen und Mohn am Wegesrand erfreuen den Blick. Das Wetter zeigt sich heute wieder freundlicher, es weht eine frische Brise, ist sonnig – das ideale Reisewetter also. Zügig erreichen wir so den Grillplatz für die Mittagsrast, der uns aus 2007 noch bekannt ist. Viele Gäste sind an diesen idyllischen Platz gekommen um uns zu besuchen und Fotos zu schießen von dieser ungewöhnlichen Truppe. Sogar ein Amateurfilmer aus Dinkelsbühl hat uns bis hierher begleitet. Über Oberdallersbach und Achshofen, ziehen wir Nachmittags dann weiter nach Dombühl. Viele Radfahrer und Tagesausflügler begegnen uns, die den Feiertag nutzen um den Kaufmannszug unterwegs zu bestaunen. Helmut Auer, der Bürgermeister der Markgemeinde Dombühl, empfängt uns vor ‚seinem‘ kleinsten Rathaus Bayerns. Das kühle Bier am Marktplatz mundet vorzüglich, bevor wir auf die Wiese am Bauhof der Gemeinde ziehen. Eher gemütlich geht heute der Tag im Lager bei gegrilltem Lamm zu Ende – man merkt, Mensch und Tier brauchen etwas Ruhe um Kraft für die nächsten Etappen zu schöpfen.