Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt
Sonntag, 21.06.2015, Seligenstadt – Mühlheim am Main
Es sollte pünktlich um 8.00 Uhr gestartet werden, aber es kam am letzten Tag eben anders. Ein Pferd hatte sich ein Hufeisen abgetreten und das musste zuerst wieder drauf genagelt werden. Der Hufschmied nächtigte ausgerechnet in dieser Nacht nicht in der Nähe der Pferde. So musste er erst bei unserem Fuhrmann Thomas in Hainburg abgeholt und auch wieder zurück gebracht werden. Mit 25 Minuten Verspätung ging es dann los. Über vertraute heimische Wege durch Hainburg, Klein Auheim und Steinheim fuhren wir Richtung Mühlheim. Leider mussten wir in Klein Auheim, wegen eines Radschadens, eine Kutsche zurücklassen. Das Rad hatte uns schon öfter, auf unserer diesjährigen Reise, Probleme bereitet. Auch heute funktionierte unser technischer Support. Ein Anruf, und der Rücktransport des Fuhrwerks nach Seligenstadt läuft. Am Straßenrand immer wieder Leute die uns erstaunt anschauen oder auf uns warten und zujubeln. Unser Tracking im Internet scheint zu funktionieren. Dietesheim ist erreicht, dort wartet ein Bäckermeister auf uns, umringt von einer Menschenmenge. Wir bekommen ein Gebäck gereicht, das als Dietesheimer Basaltkopp tituliert wird. Ein Gebäck aus Hefeteig mit einer Füllung aus Latwerge. Schmeckt super. Dann weiter bis Mühlheim, viele Menschen am Straßenrand und immer wieder Jubel, Jubel….! Der Bürgermeister begrüßt uns bei Sankt Markus auf das Herzlichste. Der Kaufmannszug stellt sich vor und es wird unsererseits erklärt, warum wir das Geleitsfest in Seligenstadt feiern. Die Geschichte von Mühlheim und Seligenstadt hängen ja dicht zusammen (beide 1200 Jahrfeier 2015). Nach geraumer Zeit ziehen wir weiter bis zur Roten Warte, hier war früher eine alte Zollstation. Alle Teilnehmer werden hier wieder von den Bewohnern der Siedlung verköstigt. Ca. gegen 15.30 Uhr werden dann die Pferde ausgespannt und genau wie die Fuhrwerke verladen, Heimreise. 3 Gespanne treten die Heimfahrt auf der Achse an. Ich bleibe mit meinen Pferden Anne und Uno noch bis alles soweit ist. in aller Ruhe trinke ich einen Kaffee, esse noch ein Stück guten, hausgemachten Kuchen und fahre dann mit 3 Mitstreitern auch gemütlich wieder Richtung Heimat, Seligenstadt. Gegen 18.00 Uhr treffen wir an der Heimatbundhalle ein, Pferde ausspannen. Mit Schwung auf den Pferderücken und zum Stall geritten. 19.00 Uhr im Stall angekommen, Pferde in die Box und gefüttert. Die sind auch froh wieder im heimischen Stall zu stehen. Mit ein bisschen Wehmut denke ich an die vergangenen 15 Tage. Es war eine lange Vorbereitungszeit und nun alles vorbei, die Zeit verging wie im Flug. Es bleiben die Erinnerungen an die schönen Erlebnisse mit Allen, die wunderbaren Landschaften und Städte, die guten Gespräche, der Spaß und der Schabernack der getrieben wurde. Wer nicht dabei war, kann nur über Erzählungen erahnen wie man wirklich fühlt. Es wird schwer wieder in den normalen Alltag einzutauchen, wir brauchen Zeit. Bis zum nächsten Mal 2019.
von Stephan Sprey
Supportbericht 2. Woche Aub – Seligenstadt (Mühlheim)
Heute heißt es Abschied nehmen in Aub. Wir fahren morgens durch Aub und sammeln die in den Gastfamilien verteilten Feldbetten und Gepäckstücke wieder ein. Überall ist es ein netter und freundlicher, wirklich ein freundschaftlicher Abschied und wir bedanken uns bei allen für die Gastfreundschaft und die schönen Zeit die wir hier verbracht haben.
Zum Beginn der zweiten Woche haben wir einen Personalwechsel im Supportteam, denn einige haben nur eine Woche Zeit oder möchten die zweite Woche mit dem Kaufmannszug gehen. Eine kleine Stammbesatzung bleibt allerdings auch in der zweiten Woche im Supportteam.
Nachdem wir, wie gewohnt Gatter, Mist, Zelte, Toilettenwagen, Schläuche, usw. zusammengemacht und verladen haben, geht es in einer Kolonne nach Unterwittighausen. Hier waren schon Bauhofmitarbeiter, Getränkehändler und freiwillige Helfer damit beschäftigt, das kleine Fest für unseren Empfang auf dem Schulhof, der neben dem Lagerplatz befindlichen Schule vorzubereiten. So hatten wir auch gleich Ansprechpartner vor Ort die uns bei Wasser, Abwasser und Strom weiterhelfen konnten. Für den heutigen Tag standen noch diverse Einkäufe im Baumarkt in Bad Mergentheim an. Lediglich neue Futtertröge, von denen in der ersten Woche 12 Stück merkwürdiger Weise abhandengekommen sind, haben wir nicht bekommen. Dafür war noch genug Platz im Kofferraum um beim Getränkehändler erfrischendes Hopfengetränk mitzunehmen. Als letztes Projekt vor Eintreffen des Kaufmannszug, bauten wir unserer Elsa einen geeigneten Stall. Elsa ist ihrem neuen Besitzer in der ersten Woche, eher zufällig zugelaufen. Sie ist ein sehr ruhiges Tier und eigentlich das krasse Gegenteil von ihrem Besitzer. Vielleicht haben wir sie deshalb schon sehr in unser Herz geschlossen. Die neue Behausung bietet ein richtiges Dach über dem Kopf und auch einen Schlafplatz für ihren Besitzer, der eine Nacht hinter Gitter ruhig auch mal vertragen kann.
Nach Ankunft des Kaufmannszugs gab es wieder einiges an den Fuhrwerken zu tun.
Am Abend bekommen wir von einem ortsansässigen Bauern einen riesigen Baumstamm, der als Stehtisch dient geschenkt. Als Dank erhält er eine Geleitsmünze und einen Bierbrannt. Als wir jedoch am nächsten Morgen den Stamm verladen wollen, ist er wie vom Erdboden verschollen.
Anscheinend war der „Herr Landwirt“ doch überrascht, dass wir tatsächlich die benötigten Werkzeuge und Fahrzeuge für den Transport dabei haben. Etwas frustriert darüber, machten wir uns an den Abbau des Lagers. Heute geht es nach Tauberbischofsheim auf das etwas außerhalb gelegene Gelände des Reit- und Fahrvereins. Die Abläufe funktionieren auch mit der neuen Besetzung schon fast reibungslos und wir kommen zügig voran. Dann ein Anruf: „An der Mittagsrast müssen zwei Pferde abgeholt werden!“ Schnell den Pferdeanhänger leer räumen, anhängen und los geht’s.
Wir schaffen es pünktlich zum letzten Aufrödeln vor dem Einzug in Tauberbischofsheim da zu sein und ziehen mit dem Kaufmannszug in die Stadt ein. Am Abend stehen nur kleinere Reparaturen an. Neue Bremsklötze die morgen noch etwas eingebremst werden können bevor sie am Donnerstag ihre große Belastungsprobe an der alten Steige vor Eichenbühl haben. Unser Busfahrer Alfred muss heute wegen seinen Lenkzeiten einen kompletten Ruhetag einlegen. Das bedeutet für uns, dass wir die Hotelschläfer am Abend mit dem Bus vom Wanderclub Edelweiß und von der Stadt Aub in mehreren Fahrten zu ihren Hotels fahren und am morgen wieder abholen müssen.
Der Abbau der Zelte nimmt am Morgen etwas mehr Zeit in Anspruch, da wir den Großteil für die nächsten Übernachtungen nicht mehr benötigen und diese jetzt saubergemacht und ordentlich verpackt werden müssen.
Auf dem Weg nach Kühlsheim hielten wir in Eiersheim, wo wir mit dem Kaufmannszug zusammen die Mittagsrast verbringen. Auf den restlichen paar Kilometer, in das zwei Orte weiter gelegene Kühlsheim, hat es tatsächlich ein Teil des Teams geschafft sich zu Verfahren. Doch schuld war die Technik, denn das Naiv hatte in diesem leichtbesiedelten Gebiet keinen Empfang. In Kühlsheim sind schnell Gatter, Wasserversorgung ein Toilettenwagen gestellt. Schnell noch 3 kleine Zelte aufbauen, die den Fuhrleuten und Reiter vorbestimmt sind, damit sie in der Nähe der Pferde sind. Die restlichen Zeltschläfer sind in der nebenanstehenden Turnhalle untergebracht. Wir machen uns fertig, ziehen unsere historischen Klamotten an und laufen dem Kaufmannszug entgegen um gemeinsam nach Kühlsheim einziehen zu können. Neben den üblichen kleineren und größeren Reparaturen an den Fuhrwerken mussten wir uns auch um die Instandhaltung sonstiger Gegenstände kümmern.
So war am mitgeführten Schnapsfäßchen der Hahn gebrochen, wodurch die Funktionsfähigkeit dieses lebensnotwendigen Utensils nicht mehr gewährleistet war. Doch auch dieses Problem konnte das Supportteam lösen, die uneingeschränkte Funktion wurde am Abend in Kühlsheim in einem Langzeittest geprüft…
Am nächsten Morgen ist es kalt, es regnet und darum wird beschlossen erst nach dem Mittagessen in Kühlsheim aufzubrechen. Was unseren Supportablauf etwas durcheinander bringt. Denn solange die Pferde in ihren mobilen Stallungen stehen, können wir keine Gatter abbauen, kein Mist zusammen machen, keine Futter und Wassertröge einpacken und keine Schläuche zusammen machen. Das heißt für uns, fast tatenloses rumsitzen am Morgen und Stress am Nachmittag. Als wir in Eichenbühl mit dem Aufbau fertig sind und in den Ort hinein laufen, kommen uns schon die Fuhrwerke entgegen. Auf Grund des Fäßchentests vom Vorabend dann doch etwas müde und mit dem Vorsatz „zwei Bier, eine Forelle und dann mal früh ins Bett“, setzen wir uns etwas abseits auf das Fest in Eichenbühl. Doch wer uns kennt, kann sich gut vorstellen, dass dieser Vorsatz nicht lange gehalten hat. Unser Tisch wurde Stück für Stück zum Mittelpunkt und man konnte einfach merken, was wir für eine zusammengewachsene Gemeinschaft geworden sind. Wir lachten, sangen und feierten bis in die Nacht hinein. Zum Schluss benötigten wir eine Spende von einem unserer Fuhrmänner und die Überredungskunst des Bürgermeisters, der auch viel Spass an unserem fröhlichen Gelage hatte, um noch einen Biernachschlag zu bekommen.
Am nächsten Morgen stand der nächste Abschied an. Denn nun hieß es, ade ihr Toilettenwägen und ade Imbissmobil. Ein letztes Mal Toiletten und Duschen putzen, Schläuche und Abwasserrohre reinigen und zusammenräumen. Die Anhänger müssen nach Augsburg und nach Ravensburg gefahren werden und es wurde später Abend bis unsere Supporter wieder zurück waren. Als wir nach dem Abbau aus Eichenbühl nach Eisenbach kommen ist der ganze Ort schon mit Fahnen und Flaggen rausgeputzt. Am Lagerplatz sind schon allerhand Helfer dabei unserem Kaufmannszug einen tollen Empfang zu bereiten. Das hat schon etwas von Volksfeststimmung, die Getränke- und Essensstände, die vielen Festbänke, die große Tafel in der Mitte, die für die Teilnehmer reserviert ist und die große Bühne. Wir haben recht schnell Gatter, Zelte, Wasser, usw. aufgebaut und schaffen es erstmals ab der Mittagsrast mit dem Kaufmannszug zu laufen. So hatten wir uns unseren Job öfters vorgestellt. Am nächsten Morgen hieß unser Ziel dann schon Seligenstadt. Es war schon ein komisches Gefühl, als wir am Morgen durch Seligenstadt zur Heimatbundhalle gefahren sind. Ist jetzt alles schon vorbei??? Doch zum Glück fängt der Tag erst an
Wir versuchen schon seit einer ganzen Woche eine genaue Anzahl der Pferde zu bekommen, die in Seligenstadt eine mobile Stallung benötigen. Wir bekamen nie eine Antwort, nur: „das kriegen wir schon!“ kurzer Hand hieß es an diesem Morgen: „baut alle auf!“ Blöd ist nur, dass 10 weniger auch genügt hätten. Auch an diesem Tag schafften wir es, an der Mittagsrast in Stockstadt ordnungsgemäß gekleidet da zu sein und den restlichen Weg nach Seligenstadt mit zulaufen.
Am nächsten Tag konnten auch wir vom Support von Anfang an mit nach Mühlheim laufen. Denn es waren keine Gatter, Zelte, etc. ab- und aufzubauen. Lediglich ein paar Fahrer mit Traktor und Anhänger waren nötig, um die Fuhrwerke wieder zurück nach Seligenstadt zu bringen. Bei der Frage nach der Anzahl der Fuhrwerke die zurück gefahren werden müssen, hieß die Antwort leider auch nur: “ kriegen wir schon“ doch bei einer etwas besseren Planung hätte sich ein Fahrer den Weg, sonntags nach Mühlheim sparen können. Aber das mit dem reden, kriegen wir schon bis zum nächsten mal hin!
Als die Kolonne mit den Fuhrwerken auf dem Rückweg ist, genügt eine WhatsApp und es stehen genügend Helfer zu Verfügung. Zusammen haben wir dann die Fuhrwerke abgeladen und sicher in der Heimatbundhalle verstaut.
Am Mittwoch drauf, stand dann das große Aufräumen an.
Das letzte Mal die Gatter abschlagen, aufladen und einlagern. Den Mist zusammen machen und entsorgen. Zelte weg bringen, Eimer, Tröge, Schläuche und Werkzeug sauber machen und einlagern. Fuhrwerke abdekorieren, leer und sauber machen.
Wir waren über 20 Personen und somit recht schnell fertig mit den Arbeiten. Im Anschluss sind wir zum Wanderclub Edelweiß zum Haxen Mittwoch. Das war nochmal ein richtig schöner Abschluss in geselliger Runde. Wir waren ein super Team, der Zusammenhalt war einmalig und somit hat es auch, wenn es einmal stressig war, stets Spaß gemacht.
Zum Abschluss noch ein paar technische Daten über die gesamten zwei Wochen:
· Jeden Tag 110 Gatter mit je 39kg auf- und abgebaut.
Das sind 4290kg pro Tag und somit auf den gesamten Kaufmannszug gesehen
bei 15 Tagen ein bewegtes Gewicht von 128,7 Tonnen.
· Für die Zelte haben wir 1759 Heringe in den Boden gehauen und wieder heraus gezogen.
· Die Pferde haben rund 9800kg Heu und 1500kg Hafer vertilgt und ca. 99000 Liter Wasser getrunken.
· Ca. 35 Kubikmeter Pferdemist wurden produziert, der zusammengerechelt, aufgeladen, weggefahren und abgeladen werden musste.
· Der Fuhrpark des Supports umfasste u.a.:
1 Traktor mit Hänger
1 LKW mit Hänger
1 Pferdetransporter mit Hänger
div. PKWs und Klein-LKWs mit Hänger (u.a. Toilette, Gepäck, Mist, etc.)
Euer Supportteam 2015!!!