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21.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Sonntag, 21.06.2015, Seligenstadt – Mühlheim am Main


Es sollte pünktlich um 8.00 Uhr gestartet werden, aber es kam am letzten Tag eben anders. Ein Pferd hatte sich ein Hufeisen abgetreten und das musste zuerst wieder drauf genagelt werden. Der Hufschmied nächtigte ausgerechnet in dieser Nacht nicht in der Nähe der Pferde. So musste er erst bei unserem Fuhrmann Thomas in Hainburg abgeholt und auch wieder zurück gebracht werden. Mit 25 Minuten Verspätung ging es dann los. Über vertraute heimische Wege durch Hainburg, Klein Auheim und Steinheim fuhren wir Richtung Mühlheim. Leider mussten wir in Klein Auheim, wegen eines Radschadens, eine Kutsche zurücklassen. Das Rad hatte uns schon öfter, auf unserer diesjährigen Reise, Probleme bereitet. Auch heute funktionierte unser technischer Support. Ein Anruf, und der Rücktransport des Fuhrwerks nach Seligenstadt läuft. Am Straßenrand immer wieder Leute die uns erstaunt anschauen oder auf uns warten und zujubeln. Unser Tracking im Internet scheint zu funktionieren. Dietesheim ist erreicht, dort wartet ein Bäckermeister auf uns, umringt von einer Menschenmenge. Wir bekommen ein Gebäck gereicht, das als Dietesheimer Basaltkopp tituliert wird. Ein Gebäck aus Hefeteig mit einer Füllung aus Latwerge. Schmeckt super. Dann weiter bis Mühlheim, viele Menschen am Straßenrand und immer wieder Jubel, Jubel….! Der Bürgermeister begrüßt uns bei Sankt Markus auf das Herzlichste. Der Kaufmannszug stellt sich vor und es wird unsererseits erklärt, warum wir das Geleitsfest in Seligenstadt feiern. Die Geschichte von Mühlheim und Seligenstadt hängen ja dicht zusammen (beide 1200 Jahrfeier 2015). Nach geraumer Zeit ziehen wir weiter bis zur Roten Warte, hier war früher eine alte Zollstation. Alle Teilnehmer werden hier wieder von den Bewohnern der Siedlung verköstigt. Ca. gegen 15.30 Uhr werden dann die Pferde ausgespannt und genau wie die Fuhrwerke verladen, Heimreise. 3 Gespanne treten die Heimfahrt auf der Achse an. Ich bleibe mit meinen Pferden Anne und Uno noch bis alles soweit ist. in aller Ruhe trinke ich einen Kaffee, esse noch ein Stück guten, hausgemachten Kuchen und fahre dann mit 3 Mitstreitern auch gemütlich wieder Richtung Heimat, Seligenstadt. Gegen 18.00 Uhr treffen wir an der Heimatbundhalle ein, Pferde ausspannen. Mit Schwung auf den Pferderücken und zum Stall geritten. 19.00 Uhr im Stall angekommen, Pferde in die Box und gefüttert. Die sind auch froh wieder im heimischen Stall zu stehen. Mit ein bisschen Wehmut denke ich an die vergangenen 15 Tage. Es war eine lange Vorbereitungszeit und nun alles vorbei, die Zeit verging wie im Flug. Es bleiben die Erinnerungen an die schönen Erlebnisse mit Allen, die wunderbaren Landschaften und Städte, die guten Gespräche, der Spaß und der Schabernack der getrieben wurde. Wer nicht dabei war, kann nur über Erzählungen  erahnen wie man wirklich fühlt. Es wird schwer wieder in den normalen Alltag einzutauchen, wir brauchen Zeit. Bis zum nächsten Mal 2019.

von Stephan Sprey

Supportbericht 2. Woche   Aub – Seligenstadt (Mühlheim)
  

Heute heißt es Abschied nehmen in Aub. Wir fahren morgens durch Aub und sammeln die in den Gastfamilien verteilten Feldbetten und Gepäckstücke wieder ein. Überall ist es ein netter und freundlicher, wirklich ein freundschaftlicher Abschied und wir bedanken uns bei allen für die Gastfreundschaft und die schönen Zeit die wir hier verbracht haben.

Zum Beginn der zweiten Woche haben wir einen Personalwechsel im Supportteam, denn einige haben nur eine Woche Zeit oder möchten die zweite Woche mit dem Kaufmannszug gehen. Eine kleine Stammbesatzung bleibt allerdings auch in der zweiten Woche im Supportteam.  

Nachdem wir, wie gewohnt Gatter, Mist, Zelte, Toilettenwagen, Schläuche, usw. zusammengemacht und verladen haben, geht es in einer Kolonne nach Unterwittighausen. Hier waren schon Bauhofmitarbeiter, Getränkehändler und freiwillige Helfer damit beschäftigt, das kleine Fest für unseren Empfang auf dem Schulhof, der neben dem Lagerplatz befindlichen Schule vorzubereiten. So hatten wir auch gleich Ansprechpartner vor Ort die uns bei Wasser, Abwasser und Strom weiterhelfen konnten. Für den heutigen Tag standen noch diverse Einkäufe im Baumarkt in Bad Mergentheim an. Lediglich neue Futtertröge, von denen in der ersten Woche 12 Stück merkwürdiger Weise abhandengekommen sind, haben wir nicht bekommen. Dafür war noch genug Platz im Kofferraum um beim Getränkehändler erfrischendes Hopfengetränk mitzunehmen. Als letztes Projekt vor Eintreffen des Kaufmannszug, bauten wir unserer Elsa einen geeigneten Stall. Elsa ist ihrem neuen Besitzer in der ersten Woche, eher zufällig zugelaufen. Sie ist ein sehr ruhiges Tier und eigentlich das krasse Gegenteil von ihrem Besitzer. Vielleicht haben wir sie deshalb schon sehr in unser Herz geschlossen. Die neue Behausung bietet ein richtiges Dach über dem Kopf und auch einen Schlafplatz für ihren Besitzer, der eine Nacht hinter Gitter ruhig auch mal vertragen kann. 

Nach Ankunft des Kaufmannszugs gab es wieder einiges an den Fuhrwerken zu tun.

Am Abend bekommen wir von einem ortsansässigen Bauern einen riesigen Baumstamm, der als Stehtisch dient geschenkt. Als Dank erhält er eine Geleitsmünze und einen Bierbrannt. Als wir jedoch am nächsten Morgen den Stamm verladen wollen, ist er wie vom Erdboden verschollen. 

Anscheinend war der „Herr Landwirt“ doch überrascht, dass wir tatsächlich die benötigten Werkzeuge und Fahrzeuge für den Transport dabei haben. Etwas frustriert darüber, machten wir uns an den Abbau des Lagers. Heute geht es nach Tauberbischofsheim auf das etwas außerhalb gelegene Gelände des Reit- und Fahrvereins. Die Abläufe funktionieren auch mit der neuen Besetzung schon fast reibungslos und wir kommen zügig voran. Dann ein Anruf: „An der Mittagsrast müssen zwei Pferde abgeholt werden!“ Schnell den Pferdeanhänger leer räumen, anhängen und los geht’s.

Wir schaffen es pünktlich zum letzten Aufrödeln vor dem Einzug in Tauberbischofsheim da zu sein und ziehen mit dem Kaufmannszug in die Stadt ein. Am Abend stehen nur kleinere Reparaturen an. Neue Bremsklötze die morgen noch etwas eingebremst werden können bevor sie am Donnerstag ihre große Belastungsprobe an der alten Steige vor Eichenbühl haben. Unser Busfahrer Alfred muss heute wegen seinen Lenkzeiten einen kompletten Ruhetag einlegen. Das bedeutet für uns, dass wir die Hotelschläfer am Abend mit dem Bus vom Wanderclub Edelweiß und von der Stadt Aub in mehreren Fahrten zu ihren Hotels fahren und am morgen wieder abholen müssen.  

Der Abbau der Zelte nimmt am Morgen etwas mehr Zeit in Anspruch, da wir den Großteil für die nächsten Übernachtungen nicht mehr benötigen und diese jetzt saubergemacht und ordentlich verpackt werden müssen.

Auf dem Weg nach Kühlsheim hielten wir in Eiersheim, wo wir mit dem Kaufmannszug zusammen die Mittagsrast verbringen. Auf den restlichen paar Kilometer, in das zwei Orte weiter gelegene Kühlsheim, hat es tatsächlich ein Teil des Teams geschafft sich zu Verfahren. Doch schuld war die Technik, denn das Naiv hatte in diesem leichtbesiedelten Gebiet keinen Empfang. In Kühlsheim sind schnell  Gatter, Wasserversorgung ein Toilettenwagen gestellt. Schnell noch 3 kleine Zelte aufbauen, die den Fuhrleuten und Reiter vorbestimmt sind, damit sie in der Nähe der Pferde sind. Die restlichen Zeltschläfer sind in der nebenanstehenden Turnhalle untergebracht. Wir machen uns fertig, ziehen unsere historischen Klamotten an und laufen dem Kaufmannszug entgegen um gemeinsam nach Kühlsheim einziehen zu können. Neben den üblichen kleineren und größeren Reparaturen an den Fuhrwerken mussten wir uns auch um die Instandhaltung sonstiger Gegenstände kümmern. 

So war am mitgeführten Schnapsfäßchen der Hahn gebrochen, wodurch die Funktionsfähigkeit dieses lebensnotwendigen Utensils nicht mehr gewährleistet war. Doch auch dieses Problem konnte das Supportteam lösen, die uneingeschränkte Funktion wurde am Abend in Kühlsheim in einem Langzeittest geprüft… 

Am nächsten Morgen ist es kalt, es regnet  und darum wird beschlossen erst nach dem Mittagessen in Kühlsheim aufzubrechen. Was unseren Supportablauf etwas durcheinander bringt. Denn solange die Pferde in ihren mobilen Stallungen stehen, können wir keine Gatter abbauen, kein Mist zusammen machen, keine Futter und Wassertröge einpacken und keine Schläuche zusammen machen. Das heißt für uns, fast tatenloses rumsitzen am Morgen und Stress am Nachmittag. Als wir in Eichenbühl mit dem Aufbau fertig sind und in den Ort hinein laufen, kommen uns schon die Fuhrwerke entgegen. Auf Grund des Fäßchentests vom Vorabend dann doch etwas müde und mit dem Vorsatz „zwei Bier, eine Forelle und dann mal früh ins Bett“, setzen wir uns etwas abseits auf das Fest in Eichenbühl. Doch wer uns kennt, kann sich gut vorstellen, dass dieser Vorsatz nicht lange gehalten hat. Unser Tisch wurde Stück für Stück zum Mittelpunkt und man konnte einfach merken, was wir für eine zusammengewachsene Gemeinschaft geworden sind. Wir lachten, sangen und feierten bis in die Nacht hinein. Zum Schluss benötigten wir eine Spende von einem unserer Fuhrmänner und die Überredungskunst des Bürgermeisters, der auch viel Spass an unserem fröhlichen Gelage hatte, um noch einen Biernachschlag zu bekommen.

Am nächsten Morgen stand der nächste Abschied an. Denn nun hieß es, ade ihr Toilettenwägen und ade Imbissmobil. Ein letztes Mal Toiletten und Duschen putzen, Schläuche und Abwasserrohre reinigen und zusammenräumen. Die Anhänger müssen nach Augsburg und nach Ravensburg gefahren werden und es wurde später Abend bis unsere Supporter wieder zurück waren. Als wir nach dem Abbau aus Eichenbühl nach Eisenbach kommen ist der ganze Ort schon mit Fahnen und Flaggen rausgeputzt. Am Lagerplatz sind schon allerhand Helfer dabei unserem Kaufmannszug einen tollen Empfang zu bereiten. Das hat schon etwas von Volksfeststimmung, die Getränke- und Essensstände, die vielen Festbänke, die große Tafel in der Mitte, die für die Teilnehmer reserviert ist und die große Bühne. Wir haben recht schnell Gatter, Zelte, Wasser, usw. aufgebaut und schaffen es erstmals ab der Mittagsrast  mit dem Kaufmannszug zu laufen. So hatten wir uns unseren Job öfters vorgestellt. Am nächsten Morgen hieß unser Ziel dann schon Seligenstadt. Es war schon ein komisches Gefühl, als wir am Morgen durch Seligenstadt zur Heimatbundhalle gefahren sind. Ist jetzt alles schon vorbei??? Doch zum Glück fängt der Tag erst an

Wir versuchen schon seit einer ganzen Woche eine genaue Anzahl der Pferde zu bekommen, die in Seligenstadt eine mobile Stallung benötigen. Wir bekamen nie eine Antwort, nur: „das kriegen wir schon!“ kurzer Hand hieß es an diesem Morgen: „baut alle auf!“ Blöd ist nur, dass 10 weniger auch genügt hätten. Auch an diesem Tag schafften wir es, an der Mittagsrast in Stockstadt ordnungsgemäß gekleidet da zu sein und den restlichen Weg nach Seligenstadt mit zulaufen.

Am nächsten Tag konnten auch wir vom Support von Anfang an mit nach Mühlheim laufen. Denn es waren keine Gatter, Zelte, etc. ab- und aufzubauen. Lediglich ein paar Fahrer mit Traktor und Anhänger waren nötig, um die Fuhrwerke wieder zurück nach Seligenstadt zu bringen. Bei der Frage nach der Anzahl der Fuhrwerke die zurück gefahren werden müssen, hieß die Antwort leider auch nur: “ kriegen wir schon“ doch bei einer etwas besseren Planung hätte sich ein Fahrer den Weg, sonntags nach Mühlheim sparen können. Aber das mit dem reden, kriegen wir schon bis zum nächsten mal hin! 

Als die Kolonne mit den Fuhrwerken auf dem Rückweg ist, genügt eine WhatsApp und es stehen genügend Helfer zu Verfügung. Zusammen haben wir dann die Fuhrwerke abgeladen und sicher in der Heimatbundhalle verstaut. 

Am Mittwoch drauf, stand dann das große Aufräumen an.   

Das letzte Mal die Gatter abschlagen, aufladen und einlagern. Den Mist zusammen machen und entsorgen. Zelte weg bringen, Eimer, Tröge, Schläuche und Werkzeug sauber machen und einlagern. Fuhrwerke abdekorieren, leer und sauber machen. 

Wir waren über 20 Personen und somit recht schnell fertig mit den Arbeiten. Im Anschluss sind wir zum Wanderclub Edelweiß zum Haxen Mittwoch. Das war nochmal ein richtig schöner Abschluss in geselliger Runde. Wir waren ein super Team, der Zusammenhalt war einmalig und somit hat es auch, wenn es einmal stressig war, stets Spaß gemacht.

Zum Abschluss noch ein paar technische Daten über die gesamten zwei Wochen:   

·         Jeden Tag 110 Gatter mit je 39kg auf- und abgebaut.
Das sind 4290kg pro Tag und somit auf den gesamten Kaufmannszug gesehen
bei 15 Tagen ein bewegtes Gewicht von 128,7 Tonnen.  

·         Für die Zelte haben wir 1759 Heringe in den Boden gehauen und wieder heraus gezogen.    

·         Die Pferde haben rund 9800kg Heu und 1500kg Hafer vertilgt und ca. 99000 Liter Wasser getrunken.    

·         Ca. 35 Kubikmeter Pferdemist wurden produziert, der zusammengerechelt, aufgeladen, weggefahren und abgeladen werden musste.   

·         Der Fuhrpark des Supports umfasste u.a.:
1 Traktor mit Hänger
1 LKW mit Hänger
1 Pferdetransporter mit Hänger
div. PKWs und Klein-LKWs mit Hänger (u.a. Toilette, Gepäck, Mist, etc.)
        

Euer Supportteam 2015!!!

20.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Samstag, 20.06.2015, Obernburg/Eisenbach – Seligenstadt


Der ‚Endspurt‘

Der gestrige Abend bei den Eisenbachern steckt heute Morgen noch so manchem in den ‚Knochen‘ – oder vielleicht auch im ‚Kopf‘.  Euch Eisenbachern, dem Organisationsteam vom Vereinsring und den ‚8 Franken‘ sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.  Ihr versteht es einfach Feste zu organisieren und vor allem zu feiern. Da können auch ein paar Regentropen die Stimmung nicht trüben. Nun, es nutzt nichts, wir müssen heute früh unsere letzte (vorletzte) und längste Etappe in Angriff nehmen und dies bedeutet der Wecker klingelt um 05:30 Uhr. Schnell raus aus dem Bett, waschen, anziehen, Sachen packen und bloß nichts vergessen? Das Paulchen (unser jüngster Fuhrmann) kann länger schlafen, er braucht das auch und es sei ihm gegönnt. Er kommt später mit der 2. Fuhre zum Lagerplatz am Sportgelände nach. Die Supportfrauen ins Auto laden und nichts wie hin zu den Zeltschläfern. Frühstück muss gemacht werden denn schließlich warten  90 Personen und es soll ja auch schon um 8.00 Uhr die Fahrt aufgenommen werden. Das, was hier von den Frauen des Versorgungstrupps geleistet wurde, ist unglaublich. Das Frühstücksbuffet ist reichhaltiger als in manch gutem Hotel und verdient bestimmt  5 Sterne. Dazu die Bemerkung eines Fuhrmanns:  „Ihr habt`s eure Madel`s gut im Griff“. Heute haben wir die größte ‚Truppenstärke‘ der gesamten Tour,  da viele Teilnehmer der ersten Woche gestern Abend  wieder zu uns gestoßen sind.  Klar – Keiner möchte den Einzug in Seligenstadt verpassen.  Wir haben eine neue Route festgelegt und sind dieses Mal nicht auf dem langen Betonfeldweg parallel dem „langen Handtuch“ unterwegs, sondern fahren über die „Hardt“ von Eisenbach aus durch Wald und Flur. Fuhrmann Leo Jakob, Eisenbacher und somit ortskundig hatte uns diese Strecke empfohlen. Auf einem schmalen Hohlweg geht es bergauf, da haben die Rösser schon ordentlich zu tun. Die Steigung zieht und zieht sich, scheint kein Ende zu nehmen, bis wir den höchsten Punkt oberhalb des Teufelsjoch auf 297,5 m erreichen. Alle schnaufen und im Wald ist es dampfig und diesig.  Aber es hat sich gelohnt, die Fahrt durch den Wald am Morgen ist alle Mühen wert. Nachdem wir das Waldstück passiert haben, kommen wir zur  ‚Lichten Platte‘. Hier vom freien Feld aus, sehen wir die Skyline von Frankfurt schemenhaft am Horizont. Dann geht es durch das Heiligental hinunter nach Großostheim und auf dem ‚Einhardwanderweg‘ nach Stockstadt zu unserer Mittagsrast.  An den Weiden einer Pferdezucht vorbei, fühlten sich unsere ‚Rösser‘  motiviert  es den weidenden Zuchtpferden gleich zu tun und einfach los zu galoppieren, das geht aber nicht. Ein heißes Tempo hatte unser Zugführer vorgelegt. Wir waren mit  fast 7 Km in der Stunde unterwegs  und das ist selbst für geübte Wanderer schon ein sehr sportliches Tempo. Auf dem Gelände des Bauhofs von Stockstadt erwartet uns schon der Lionsclub mit der Verpflegung. Das Zeitfenster ist jedoch eng und so müssen wir schnell wieder los, denn man erwartet uns bereits an der Grassbrücke am Schwalbennest. Eine Wachmannschaft versperrt uns dort den Weg. Nach kurzer Untersuchung und peinlicher Befragung dürfen wir  passieren, jedoch nicht bevor wir uns am Äppelwoi laben und kurz durchschnaufen. Weiter geht’s nun zum Endspurt, eine Rechtsbiegung noch von der alten Landstraße nach Stockstadt und wir können den Engelsturm der Basilika in der Ferne sehen. Da kann es schon mal passieren dass dem Einen oder Anderen die Augen zu schwitzen beginnen. Noch 2 Kilometer und wir stehen am Ortsschild von Seligenstadt. Aufrüsten und Kleiderordnung herstellen ist jetzt angesagt, wir wollen schließlich ein gutes Bild  zu Hause abgeben.  

Ein Blick die Aschaffenburger Straße rauf lässt schon erahnen, dass da einiges an Zuschauern auf uns wartet. Dann die Einfahrt über das Handwerkerkreiseltor – wir werden von dem Musikkorps der TGS und einer Abordnung des Heimatbundvorstands, nebst Brauchtumspfleger, begrüßt und in die Stadt geleitet. Es war für uns schon eine besondere Ehre und Anerkennung,  dass neben unserer Stadträtin Claudia Bicherl, auch unser Landrat Oliver Quilling zur Begrüßung erschienen war.  Die Gesichter der Menschen am Straßenrand sind uns vertraut. Schon die Aschaffenburger Straße hinunter stehen die Menschen in mehreren Reihen hintereinander, dann der Marktplatz,  proppenvoll – Wahnsinn – wir sind vollkommen ergriffen. Sowas kennen wir sonst nur vom Rosenmontag oder vom Geleitsfest. Was aus unserer fixen Idee innerhalb dieser zwölf Jahre werden würde, das haben wir damals im Jahr 2003 bestimmt nicht gedacht. Wir sind alle einfach nur überwältigt.  

Wie sagte Robert Melber in Aub, ‚Unsere Freundschaft muss man fühlen‘ –  ‚Seligenstädter zu sein muss man auch fühlen‘ und Ihr Seligenstädter habt uns heute dieses unbeschreibliche Gefühl geben!

Die 1. Stadträtin Claudia Bicherl empfängt uns dann als Vertreterin der Stadt Seligenstadt auf der Bühne vor dem Rathaus und das gesamte Organisationsteam darf sich in das „Goldene Buch“ der Stadt eintragen.  Die Stadt Seligenstadt präsentiert uns eine riesige, fünfstöckige Torte,  die unseren Kaufmannsweg dokumentiert. Gekrönt ist die Torte mit einem dreidimensionalen Abbild unseres Kaufmannszuglogos. Zuvor haben wir bereits erfahren, dass jedem Zugteilnehmer eine Dankesurkunde, ausgestellt durch unsere Bürgermeisterin,  per Post zugegangen war. Ein Geleitssoldat löst bei seinen 2 Kindern das gegebene Versprechen ein, sie dürfen seinen Backenbart mit der Schere auf normale Länge kürzen. Mutig, mutig, aber es geht alles gut. Pferde und Kutschen müssen nun zuerst zur Heimatbundhalle gebracht werden, bevor wir alle gemeinsam  im Rathausinnenhof feiern können. Spontan findet sich ein ‚Geleitssoldatenchor‘ zusammen und Trommelfeuer unterhält die Anwesenden mit einem kurzen Programm. Sehr stimmungsvoll schließt diese Darbietung mit ‚Amazing Grace‘, begleitet von Fuhrmann Peter K. auf dem Akkordeon. Klasse TOM, Danke.

Allen, die sich um die Organisation für unsere Ankunft in Seligenstadt und die Bewirtung gekümmert haben, sowie der Stadt Seligenstadt, die uns dazu eingeladen hat, sagen wir an dieser Stelle ganz herzlichen Dank!

Morgen soll es nochmal nach Mühlheim zur 1200 Jahrfeier gehen. Es wird wohl noch eine kurze Nacht werden, denn um 06:30 Uhr wird bereits das Füttern der Pferde beginnen  und die Abfahrt nach Mühlheim, um 8.00 Uhr rückt näher.

von Stephan Sprey und Robert Wurzel

19.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Freitag, 19.06.2015, Eichenbühl – Obernburg/Eisenbach

„Es war halt doch ein schönes Fest, alles wieder voll gewest“ – so könnte man fast meinen – aber fröhlich war es schon in Eichenbühl. Die Nacht war sehr kurz, denn der Bus bringt das „mitfahrende Volk“ bereits um 07:30 Uhr vom „Karpfen“ in Obernburg zum Startpunkt der Fuhrwerke in Eichenbühl. Um 09:00 Uhr wollen wir voller Energie zur vorletzten Etappe aufbrechen. Angesagte Schafskälte und Regenschauer werden uns nicht bremsen. Eben kitzeln mich die Barthaare von „Nora“, einem unserer tüchtigen Zugpferde am Hals – also „alter Knabe“, mache dich auf die Beine! Wir folgen auf einem gut befahrbaren Asphaltweg dem Tal der Erf, das rechtsseitig von stillgelegten Weinterrassen, die jetzt von Obstbäumen bewachsen sind und links von ausgedehnten Weideflächen begrenzt wird. Einige Haflinger versuchen mit wehenden Mähnen unserem Zug zu folgen. Dann erreichen wir Bürgstadt, mit Polizeibegleitung wird Miltenberg passiert. Dem „Maa“ folgend fahren wir durch Kleinheubach. Von der anderen Mainseite grüßt der „Großheubacher Bischofsberg“ zu uns herüber und weckt die Hoffnung auf einen guten Tropfen am Ziel. Schon ist Laudenbach erreicht und während unsere vierbeinigen, bellenden Begleiter ein Bad im Fluss nahmen, wurden die Zugteilnehmer schon wieder zum Mittagsmahl gebeten. Ob die Passagiere des vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffes „Travelmarvel Sapphire“ auch eine so schöne Gemeinschaft an Bord haben? Apropos Gemeinschaft, die Altersspanne reicht in unserem Zug von dem süßen 3 jährigen Bauernmädchen Leonie, bis zum 78 jährigen Soldaten und Urgroßvater. Eine Vielzahl von Berufen, von der Krankenschwester, über den Flugzeugingenieur, dem Lanschaftspfleger , der promovierten Physikerin – um nur einige zu nennen, sind vertreten. In der Zwischenzeit haben wir Klingenberg erreicht, wo ein Fuhrmann seine Trompete erklingen lässt. Von den farbenfrohen Feldblumen der nachfolgenden Kornfelder werden jetzt die Wagen und Pferde geschmückt. Dann empfangen uns die Eisenbacher „Landsknechte“. Zusammen mit den berittenen Fanfarenbläsern geleiten sie uns nach Eisenbach. Die Straßen sind gesäumt von Menschen, die unseren Zug erwartend, vor Ihren Häusern sitzen. Getränke und kleine Happen werden uns gereicht als wir die festlich geschmückten Straßen passieren – was für ein Empfang! Der wunderschöne und fast trockene Tag findet auf der Festwiese, mit einem fränkischen Blasorchester und freundlichen Begrüßungsworten, sowie einem  Obolus   für die Zugteilnehmer einen gelungenen Abschluss.

Ich schließe mit einer dringenden Empfehlung:

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, doch soll es etwas Besonderes sein, muss er den Kaufmannszug erwählen!“

von Karl Jörg Großlaub

18.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Donnerstag, 18.06.2015, Külsheim – Eichenbühl

Ich liege hier, im idyllischen Grün. Vögel zwitschern, Kühe muhen, ab und an ein Apfelbaum neben mir. Die Sonne scheint, manchmal regnet es. Sehr oft bin ich alleine, nur manchmal fährt ein Auto über mich. Ich bin die Landstraße, zwischen Külsheim und Eichenbühl. Ich bin klein, weit ab vom Schuss. Lastwagen unterschiedlicher Größe, alle Automarken, Traktoren mit und ohne Anhänger, alle kann ich unterscheiden. Ich kenne auch einzelne Pferde, Kutschen, Radfahrer und Spaziergänger. Aber das heute, das kannte ich so noch nicht. Da liege ich lange ausgestreckt und hänge meinen Gedanken nach. Plötzlich fühle ich ein leichtes Vibrieren. Kein Laster, kein Auto, die fühlen sich anders an. Das Vibrieren wird stärker, was ist das??? Da kommen alte, sehr alte Erinnerungen hoch. Früher, als ich noch keine Asphaltdecke hatte, vor langer Zeit. Da war ich noch wichtig, verband Dörfer und Menschen, war eine wichtige Handelsstraße. Alles lief über mich. Damals fühlte ich das oft. Besonders ein Teil von mir kann sich sehr gut erinnern: Die alte Steige. Die ist noch original, nicht verbaut, nein, purer Sandstein. Hier kann man die Spuren der alten Kaufmannszüge sehen, als Rillen im Stein. Nein, es ist kein Erdbeben, was ich da fühle, ich habe Glück!! Es sind 17 Kutschen mit Gepäck, Pferde, Menschen, Hunde, sogar ein Falke, das gab´s lange nicht mehr!! Sie klappern über mich, erzählen, singen Lieder, sehen alle so glücklich aus.

Das könnte ich öfters haben! Zu schnell sind sie vorbei.

Ich fühle das Vibrieren noch lange in mir.

von Angela Sticksel

Heute Morgen sind wir aufgewacht und was uns dann erwartet hat war nicht sehr erfreulich, denn wir sind zu früh aufgestanden. Es hat geregnet und deshalb laufen wir erst nach dem Mittagessen los, in der Hoffnung, dass es danach nicht mehr regnet. Wir saßen dann im Schlosshof und wussten nicht wohin mit unserer Energie. Nach dem Mittagessen ging es dann endlich los, aber es hörte nicht auf zu regnen. Es war zwar nur Sprühregen, der machte uns aber trotzdem nass und wir kühlten aus. Das Wetter machte uns alle müde und teilweise haben wir auf der Kutsche geschlafen. Die Pferde mussten weiter schuften und über die holprigen Wege laufen. Erst kurz vor unserem Ziel (Eichenbühl) fing die Sonne wieder an zu scheinen, doch für die lange Gefällestrecke liess sie sich nicht blicken. Wir wurden herzlich in Eichenbühl empfangen. Für jeden gab es ein Freigetränk und einen gebackenen Fisch mit Kartoffelsalat von der Seligenstädter Fischerzunft. In der Kapelle standen 70 verschiedene Kuchen!!! Da haben sich die Landfrauen selbst übertroffen. Alle fielen todmüde in ihre Betten da dieser Tag und das Wetter, sowie das Entlasten der Pferde an den Gefällestrecken, viel Kraft gekostet hat.

von Judith Sticksel, Mara Sticksel, Carmen Linares Cuba

17.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Mittwoch, 17.06.2015, Tauberbischofsheim – Külsheim

Die Gedanken sind frei, Pferdegedanken.

Ach wie war die Nacht so kurz. Diese komischen und seltsam gewandeten Zweibeiner kommen ja schon wieder zu unserem geliebten Ruheplatz. Leben könnte in dieser ländlichen Idylle so schön und ruhig sein. Endlose Weiden – Unmengen von bestem, saftigem Gras! Diese Blödmänner haben Wagen, die sie selbst nicht ziehen können, aber draufhocken – das können sie. Was soll das Ganze? 17 Wagen – 140 Zweibeiner, das Verhältnis stimmt doch nicht, oder?! Bei großen Steigungen zeigen sie uns zwar ihr Wohlwollen, indem sie absteigen, aber dies ist wohl eher eine Absichtserklärung. Die Kerle sind viel leichter und könnten zu Fuß gehen, genauso wie wir. Unsereins hat mehr Eigengewicht zu tragen und zieht dazu noch den Wagen. Aber wenn ich so überlege, geht es mir doch ganz gut, für mein Futter wird gesorgt. Drückt mich ein Wehwehchen kommen alle besorgt angelaufen und die Bestürzung ist groß. Ganz abgesehen von den täglichen Streicheleinheiten, die uns besonders von den süßen Zweibeinerinnen zukommen. Das lässt uns über alles hinwegsehen. Unser Pferdeherz ist ja bekanntlich sehr groß. Außerdem stehen wir sonst immer lange im Stall, Weide oder auf dem Paddock und langweilen uns. Arbeiten macht uns Spaß und man sieht mal was von der Welt. Wer sich mit uns auskennt sieht es in unseren schwarzen großen Augen.

Und doch war das heute ein entspannter Tag. Beim Aufschirren fragte ein Fuhrmann den Anderen nach der Startzeit, der sprach von 11.00 Uhr. Tatsächlich folgte nur eine kurze Wegstrecke ohne große Steigungen und dann schon wieder Mittagsrast. Völlig relaxt standen wir am Rande eines großen Platzes und konnten uns nicht erklären, wer Gras so gleichmäßig kurz abgrasen kann. Ich glaube mich daran zu erinnern, gesehen zu haben, dass darauf viele Zweibeiner einer einzigen Lederkugel hinterher rannten. Wie blöd, noch blöder als Wagenziehen, da hat wenigstens jeder einen eigenen und man streitet sich nicht darum. Wir wurden getränkt – gefüttert und es geht wieder weiter.  Doch irgendwie passt unser Tempo nicht mehr so Recht in die heutige Zeit der Dieselrösser und Benzinkutschen, die uns immer wieder begegnen. Die müssen sich manchmal unserem Tempo anpassen – Geduldsprobe!!! Die meisten mit Wohlwollen, wenige genervt. Dann wieder eine lange Pause mitten in einer tollen Landschaft – Gras, Gras……. eine Zweibeinerin erzählte etwas von „Toskana“ – kann man das essen? Wir wieder los, dann kamen Gestalten mit einer Maschine, schwarz, surrend an einem geringelten Führstrick, irgendwas von Sendung und Fernsehen faselnd. Warum sind dann die Zweibeiner so komisch, wie bei einer Kolik. Manche machen komische Bewegungen, andere verstecken sich in ihrer Box/Wagen. Ich glaube die brauchen mal einen Arzt.
Aber im Großen und Ganzen sind wir doch zufrieden und bilden mit dem Einen oder Anderen ein gutes Team, sie kümmern sich doch alle gut um uns. Das Einparken der Fuhrwerke wird immer abgesprochen aber keiner von denen kann bis 2,3 oder 4 zählen, bleibt für uns nur das Chaos über!
Morgen wird alles besser, vielleicht – Wir haben ja einen großen Kopf und viel Geduld.

Von den Pferden von Peter Knapp und Stephan Sprey

16.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Dienstag, 16.06.2015, Unterwittighausen – Tauberbischofsheim

6.30 Uhr, ein neuer Tag beginnt. Der Blick über das Lager ist schon gewaltig und macht ein bisschen stolz. Ich muss unserem Support ein großes Lob aussprechen, alles ist geordnet und übersichtlich aufgebaut. Langsam schälen sich die ersten Leute aus den Schlafsäcken und kommen aus den Zelten, Anlaufstation ist die Futterstelle des Essensupports. Auch hier gibt es rein nichts, aber auch gar nichts zu bemängeln, wie im besten Hotel 5 Sterne. Pferde sind gefüttert und warten auf den Aufbruch zum nächsten Etappenziel Tauberbischofsheim. Dann kommt Peter Knapp mit einem Buch und alle sind erstaunt. Er hat in Nacht- und Fleißarbeit das „ Goldene Buch“ der Gemeinde Wittighausen mit einer Zeichnung unseres Zuges versehen. Einfach nur Klasse, unbeschreiblich, jedes Detail stimmt, alles da. Man traut sich gar nicht auf die Seite mit den Unterschriften zu versehen. 10.00 Uhr es geht pünktlich los, das war früher auch nicht immer so. Es kommt dann die steile lang gezogene Steigung bei Grünsfeld, ganz schön heftig, aber auch angekündigt. Die Pferde haben da gut zu tun und die Reisenden müssen von den Wagen absteigen, Erleichterung für die Zugtiere.  Mittagsrast auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Tauberbischofsheim, reine Natur. Auch hier wieder ein perfektes Mittagsessen. Dann weiter über den Radweg in Richtung Tagesziel, der Schlossplatz mitten in Tauberbischofsheim. Vor Einzug in die Stadt aber nochmal eine ausgiebige Pause mit einem kleinen Nickerchen. Nach dem Empfang geht es die lange Steigung zum Gelände des Reit- und Fahrverein hoch. Das Lager ist wieder perfekt organisiert, danke Support. Bei Lagerfeuer und Gesang klingt der Tag dann aus. Gute Nacht bis morgen früh, Start ist dann ganz entspannt um 11.00 Uhr. Ach ja, da sind noch die Einträge ins Gästebuch auf unserer Homepage. Beim Vorlesen hatten Einige Tränen in den Augen.

von Stephan Sprey

 Supportbericht, Augsburg – Aub

Für einige von uns beginnt der Kaufmannszug schon um 05:00 Uhr morgens am Freitag, den 5. Juni. Wir fahren in Kolone mit drei vollbeladenen Fahrzeugen Richtung Augsburg. Nach einer Frühstückspause auf dem  Autohof Wörnitz, mit gespendeten Wurstbrötchen der Metzgerei Becker, erreichen wir planmäßig gegen 09:00 Uhr, unseren Lagerplatz in Augsburg. Der Grund für das frühe Aufbrechen ist einfach zu erklären – nach und nach werden die verschiedenen Pferde eintreffen und dann müssen unsere mobilen Stallungen aufgebaut sein um die Pferde aufnehmen zu können.

Nun ist es soweit, es muss sich bewahrheiten ob unsere ganzen Überlegungen und Verbesserungen für die technische Infrastruktur unseres Lagers auch funktionieren.
Da ist zum Beispiel die Feuertaufe für unseren Traktor mit Frontlader, den wir zum verladen der Gatterelemente für die mobilen Stallungen erstmals dabei haben. Dieser ist sogar schon am Donnerstag mit den Gatterelementen nach Augsburg gefahren. Auch das Verladesystem unsere Ausrüstung in Gitterboxen zu verpacken und die einfach per Frontlader in den LKW zu verstauen, muss sich erst noch bewähren. Der Versuch sich um 15:00 Uhr einfach mal ein Bierchen in der Gastwirtschaft nebenan  zu genehmigen, wird sofort scharf von den ‚Chefs‘ gerügt. Es fällt anscheinend auf wenn wir nicht am Platz präsent sind. Zum Empfang und Bankett am Abend können auch nicht alle ‚Supporter‘ mit, denn die Wache über das Lager gehört auch zu den Aufgaben unseres Supports.
Jetzt geht es los, als sich der Tross endlich am Samstagmorgen vom Platz macht, können wir voller Tatendrang loslegen. Aber der erste Tag hat doch immer seine kleinen Tücken, man weiß noch nicht was, wie und wo  – aber das ist ganz normal, die Abläufe müssen sich erst noch einspielen. Wir fahren in mehreren kleinen Kolonen zum Gut Schwaighof denn unser ‚Supportzug‘ hat eine beachtliche Größe:

LKW mit schwerem Anhänger, der Traktor mit schwerem Anhänger, ein Pferdetransporter mit Planen Anhänger, 2 Pritschen mit Anhänger, ein kleiner Bus, mehrere PKW mit diversen Anhängern, 1 WC – Wagen, 1 Sanitärwagen, 1 Verkaufswagen mit Kühlung, 1 Sprinterbus und 1 PKW

Dieses muss jeden Tag gepackt, weiter gefahren und wieder ausgeladen und aufgebaut werden.
Am Gut Schwaighof angekommen, beginnen wir mit unserer Arbeit. Die mobilen Stallungen für die 36 Pferde müssen hergerichtet werden, Wasser, Kraftfutter und Heu müssen bereitgestellt werden, die WC- und Sanitärwagen müssen eingerichtet werden (Wasser, Abwasser, Strom, frisches Toilettenpapier, Seife…). Während dieser Zeit ist der ‚Zelttrupp‘ schon mit dem Einrichten des Lagers beschäftigt, für die 90 ‚Zeltschläfer‘ werden 12 Mannschaftszelte benötigt, allerdings ist in Schwaighof der Boden so hart dass für die 255 notwendigen Zeltheringe die Löcher mit der Schlagbohrmaschine vorgebohrt werden müssen.
Als wir gerade fertig sind, hören wir schon die Trommeln des nahenden Kaufmannszuges. Kaum sind die Pferde versorgt, kommen die ersten Notfälle. Bei den Duschen kommt nur kaltes Wasser – nach dem der gesamte Sanitärwagen samt dem Boiler auf den Kopf gestellt war, stellt sich heraus dass nur ‚Kalt‘ und ‚Warm‘ vertauscht war. Schade dass dieser ansonsten doch schöne Tag mit einem heftigen Platzregen endete.
Der nächste Tag begann nach dem Motto „und täglich grüßt das Murmeltier“.
Zelte abbauen, WC Wagen reinigen, Gatter abschlagen und verladen, Pferdemist zusammenrechen, Wasserschläuche und Kabel aufrollen, Geschirr spülen und verpacken …
Als alles erledigt ist, fahren wir nach Harburg, unseren nächsten Lagerplatz. Routine stellt sich langsam ein und so sind wir rechtzeigt fertig um den Kaufmannszug mit kühlen Getränken zu empfangen.

Kaum war der Zug angekommen begann der zweite Teil unserer täglichen Arbeit, die Wartung  und Reparatur der Fuhrwerke. Eine Speiche musste geschient werden, eine Deichsel repariert und diverse Holz- und Schweißarbeiten durchgeführt werden.

Am nächsten Morgen trauten wir unseren Augen nicht, es regnete in Strömen. Während wir versuchten die Zeltplanen zusammen zulegen, bildeten sich immer wieder kleine Teiche. Bei solch einem Wetter dauert leider alles etwas länger. Heute können wir uns gemeinsam mit dem Kaufmannszug zur Mittagsrast in Klein Sorheim zum Schweinebraten treffen.
In diesem Dorf ging es so eng zu dass der Duft unseres mitgebrachten Pferdemists das gesamte Dorf erfüllte und unserem Traktor – wohl etwas zu groß für die Dorfstraßen –  eine Blumenrabatte zum Opfer fiel.
In Nördlingen wollten wir unser Lager wieder auf der sogenannten Eiswiese aufschlagen. Diese liegt tief, wird im Winter geflutet und als Eisfläche genutzt. Nach den starken Regenfällen war sie so nass dass sie als Lagerplatz nicht nutzbar war. Pferde und Fuhrwerke konnten auf der höher gelegenen Fläche der ‚alten Gärtnerei‘ untergebracht werden und die Stadt Nördlingen stellte uns eine Turnhalle für die ‚Zeltschläfer‘ zur Verfügung. Diese lag aber im Stadtteil Kleinerdlingen und alles Gepäck samt Feldbetten musste wieder transportiert werden. Für den in der ‚Schranne‘, einem ehemaligen Lagerhaus sollten wir Getränke bei der ‚Ankerbräu‘ abholen. Das einzige was wir in der Ankerbräu entdecken ist ein Förderband, beladen mit leeren Bierkisten fährt es aus dem Gebäude heraus, dann nach oben und wieder in der Gebäude hinein – kein Mensch weit und breit. Das hatte etwas von Geisterbahn, wir lösten Tickets und fuhren eine Runde mit, so fanden wir schließlich den Mitarbeiter der uns die bestellten Getränke aushändigte. Kaum in der Schranne angekommen, führte uns der nächste Auftrag zurück zum Lager, vergessene Sachen holen, nebenbei noch ein Fuhrwerk reparieren.

Das verwirrende Straßensystem, das uns tagsüber schon zum Narren gehalten hatte, sollte unseren Kaufmannszüglern noch eine nächtliche Stadtrundfahrt bescheren. Alfred benötigte für die eigentlich zehnminütige Fahrt fast 50 Minuten.

Für den Kaufmannszug stand am nächsten Tag nur eine  kurze Strecke an, es wurde erst um 13:00 Uhr gestartet und die Pferde brauchten für den Vormittag noch Ihre Stallungen. Da aber um 17:00 Uhr die Ankunft für Maihingen geplant war, bedeute dies für den Abbau und Aufbau des Lagers dass 4 Stunden weniger als sonst zur Verfügung standen. Wir lösten das Problem indem  ein erster Trupp mit den Zelten schon entsprechend früher nach Maihingen startete. Dieses System sollte sich auch in  den darauf folgenden Tagen bewähren. In Dinkelsbühl wurde der Anhänger mit dem Gepäck der Zeltschläfer für die Hotelschläfer benötig, also umpacken, eine zusätzliche Fahrt und dann war da noch das Fuhrwerk das heute nicht im Zug mitfuhr und in Maihingen geholt werden musste. Trotzdem, zum Einzug in Dinkelsbühl konnten erstmals auch wir ‚Supporter‘ dabei sein. Das Feier musste leider wieder warten, denn Reparaturen an den Fuhrwerken standen noch an.

In Dombühl läuft, auch dank des ‚Platzwartes‘, alles reibungslos – er ist nebenbei auch Metzger, Getränkehändler, Bauer und Gastwirt. Wir bemerken dass wir langsam immer routinierter werden, so sind wir am nächsten Tag in Rothenburg schon am frühen Nachmittag mit dem eingerichteten Lagerplatz fertig. Es ist wieder sehr heiß, so wird kurzerhand ein großer Anhänger mit Folie ausgelegt, geflutet und wir freuen uns schon auf die erstaunten Gesichter der Kaufmannszugteilnehmen, wenn wir bei Ihrer Ankunft im Jubelbad liegen. Es sollte aber bei der der Vorfreude bleiben, ein Fuhrwerk war mit  einem Radschaden vor Rothenburg liegen geblieben, wir mussten das Fahrzeug holen und starteten sofort mit der Reparatur, während der Kaufmannszug schon in Rothenburg einzog. Der vermeintliche Totalschaden des Rades ließ sich aber am Ende dank dem Einsatz eines Spezialklebers vermeiden.

Am Samstag ging es fast schon nach Hause – nach Hause nach Aub.
gut gelaunt und voller Vorfreude auf diesen Tag legten wir nach dem Frühstück los. Die Zelte sind wie immer noch bevor sich der Kaufmannszug in Bewegung setzt schon abgebaut und verladen. Wir hatten an diesem Tag mehr Fahrzeuge als sonst und ein paar Planänderungen für den Lagerplatz in Aub. Somit beschlossen wir ein kurzes ‚Supportertreffen‘ nach der Abfahrt des Kaufmannszuges abzuhalten. Unsere gute Laune wurde dann kurz unterbrochen, von einem Herrn, der eigentlich unseren Pferdemist abholen sollte. Dieser hatte kein Verständnis dass wir uns kurz besprechen und organisieren mussten – ok – zur Besprechung gab es frischen Erdbeerkuchen und Kaffee. Nach dem der Herr sich immer mehr aufregte was denn jetzt mit dem Mist sei und wann wir ihn aufladen würden haben wir Ihm zu verstehen gegeben dass wir unseren Mist nicht hergeben würden.

In Aub mussten wir nur 2 Zelte aufbauen, da das Feuerwehrhaus und viele private Unterkünfte zur Verfügung standen. Die Feldbetten mussten trotzdem auf die verschiedenen Nachtlager verteilt werden.
Am Sonntag, dem eigentlichen Ruhetag, standen wieder Reparaturarbeiten an. Wir beschossen einstimmig Reparaturaufträge nur noch bis 19:00 Uhr anzunehmen.
Nachmittags haben uns unsere Fuhrleute Thomas und Leo zu einer Planwagenfahrt eingeladen – danke Thomas und Leo für diese kurze arbeitsfreie und erholsame Zeit.

So geht unsere erste Supportwoche zu Ende –  Das Supportteam.

15.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt
Montag, 15.06.2015, Aub – Unterwittighausen


War das ein tolles, herzergreifendes Wochenende, doch am Sonntag-Nachmittag für viele auch ein trauriger Moment – Teilnehmerwechsel – für einige Mitreisende ging die Reise zu Ende, neue Mitreisende kamen hinzu. Tränen des Abschieds, Tränen der Freude.  

Zum Abschluss und Ausklang dann noch ein stimmungsvoller Sonntagabend bei angenehmen sommerlichen Temperaturen, rund um den Marktplatz mit der Stadtkapelle Aub, mit einer extra Einlage vom „Trommelfeuer“ und bis in die Nacht mit süßen Waffeln, direkt vor Ort auf der Straße mit dem Holzofen –Waffeleisen gebacken, es ging bis in die Nacht hinein, auch mit unseren stimmgewaltigen Sänger.   

Montag: Ab 7.00 Uhr Frühstück, dann Aufrüsten der Wagen, 10.oo Uhr Abfahrt.  Es war eine Abreise mit etwas Wehmut, aber mit dem schönen Gefühl, 2 Tage bei Freunden „Daheim“ gewesen zu sein. Die Sonne lachte, mit fröhlichem Winken und dankbaren „Jubel“-Rufen sind wir noch einmal  durch das Städtchen, auf und davon gezogen.

Der Weg führte uns nun durch leicht hügeliges Gelände, bei milden Temperaturen und erfrischenden Winden, durch weite Felder, Wiesen, Wälder, einfach Natur pur. Ein solches Reisen kann man auch getrost „Entschleunigung“ nennen.   

Mittagsrast machten wir auf einer Wiese bei Stalldorf, nach gut 1 ½  Stunden ging es über eine ebenso abwechslungsreiche Landschaft nach Unterwittighausen. Ein schöner Empfang mit einem Dorffest, für das wir, an einem Montag, der Anlass sind. Der Schultheis =Bgm. Wessels= empfing uns standesgemäß, in Rokoko Gewandung gekleidet spendierte er uns nach seiner Willkommesrede  1 Fass Bier und gab es zur Freude Aller zum Anstich frei. Die Wittichhäuser Musikanten sorgten für gute Stimmung uns so gab es interessante, lustige und fröhliche Gespräche mit Gesang bis in die Nacht hinein.  

Eine Nachtrags-Berichtigung muss ich noch von den 2 Männern bringen, die angeblich alkoholisiert sehr spät zum Hotel kamen, keinen Schlüssel hatten und deren Frauen längst schon fest im Bett schliefen. Natürlich wird bei jed möglichem Anlass in der Kompanie gelästert, gefrotzelt und gestichelt, doch den Beiden wurde Unrecht getan, denn P.Kn. und R.B. waren da so nüchtern wie es nüchterner nicht geht. Nach dem Radbruch bei P.Kn. hat dieser abends R.B. gebeten, ihn mit den Bruchteilen des Rades schnellstens nach Bensheim zu seinem Wagner zu fahren, damit er ein bis Aub wieder einen neues Rad hat, das hieß 199 km nach Bensheim und 199 km zurück, so standen die Beiden dann vor der Hoteltüre.   

Nachdem die Anruferei bei den Frauen nicht brachte, wurde Moni H. per Handy geweckt und gebeten, sie möge den Schlüssel aus dem Fenster werfen, Moni war aber im Haupthaus, auf der anderen Straßenseite, Moni kam im Schlafanzug runter auf die Straße, doch der Schlüssel passte nicht im Nebenhaus, zwischenzeitlich war es schon halb 2 geworden und man überlegte schon im Auto zu schlafen, da kam P.Kn. die Idee, seinem Hund zu pfeifen, der im Zimmer bei seiner Frau war.  4 Pfiffe und der „Davi“ schlug laut an, so hat der gute Hund dafür gesorgt, dass die Beiden doch noch zur nötigen Nachtruhe kamen!!   

Und noch eine Nachtrags-Geschichte: Pferde haben ja bekanntlich eine etwas schnellere Gangart als wir Menschen. So kamen bei einer Rast,  8 Personen auf die Idee, schon mal ein größeres Stück voraus zu eilen, doch sie gingen einen falschen Weg. Die Ausreißer wurden 3 km entfernt zufällig von unserem vorbeifahrenden Bus aus gesehen und aufgelesen. Des Abends gab es dann in der „Schranne“ folgende Anklagerede: 

Bei allem Renne – bei aller Hetze    
Gesetze – sind nun mal Gesetze

Ich muss berichte von einem Fall in der Tat 
der sich heut in uns´rer Kompanie ereignet hat   

Ein Fall von allerhöchster Brisanz 
ähnlich wie ein Lauf beim Eiertanz

Nur viel schwieriger – bei aller Sucht  
ich spreche hier – von „FAHNENFLUCHT „!

Bei Schillingsfürst – wo wir mittäglich verweilt 
waren diese – fluggs vor – und davon geeilt     

Bei Fahnenflucht – hat man einst – unverdrosse
die Deliquenten glatt erschosse !!   

„FAHNENFLUCHT“ – weg von der Truppe 
3 Mann  –  5 Marketenderinne-Puppe  

De Karlheinz – de Josef – de Peter – wie´s scheint 
Moni – Sigi – Annerose – Conni – Ursula – im Geiste vereint 

Bei aller Nachsicht hier auf Erden  
dieser Vorfall – muss geahndet werden –!, 

die 8 –  sind ein Fall für´s Tribunal 
doch — ich ruf hier in den Saal   

ich bitte um Gnade  –  keine Erschießerei 
denn mei´ Sigi  is do aach debei   

denn mei´ Sigi  –  des is mein Fraa – ohne Joch 
verurteilt-erschießt se net – ich brauch se doch noch   

der Ruf nach dem Scheiterhaufen der wurde da laut 
da hat der Karlheinz sich ganz mutig getraut   

hat laut gerufe – des wär ja „schreckelich“ 
verbennt nicht die Frauen – nemmt ganz aafach mich! 

Lasst uns nur vereint sein – bei diesem schönen Haufen
und wir versprechen – der Truppe nicht mehr davon zu laufen!!!!   

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!  J U B E L   !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

von Richard Biegel                

„Der ‚Pferdepaul‘ aus Unterwittighausen“

Der Einzug in Unterwittighausen war wunderschön,
nach kurzer Zeit konnte man einen ‚Riesen Baumstamm‘ sehn

so stellten sich die Fuhrleut an diesen Stamm gemacht als Tisch
und genossen gezapftes Bier, ganz frisch.

In geselliger Runde war der Paul am Prahlen
„Ihr  könnt  diesen Stamm  ruhig haben“.

Und ‚Pferdepaul‘ schenkte also dann,
unseren Fuhrleuten seinen Stamm.

Als Dank, eine Flasche vom Kaufmannstropfen er bekam
den er auch mit großer Freude nahm.

Die Freude über unser Geschenk war aber nicht von langer Dauer
anscheinend überlegte es sich der Paul nochmal genauer.

Zack, zack, der Baumstamm hatte für Ihn wohl doch noch einen Zweck
und war recht schnell dann wieder weg.

Dieser Zug der war nicht fein,
oder sollt der Stamm gar auf dem Weg nach Seligenstadt sein?

14.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Sonntag, 14.06.2015, Ruhetag in Aub


Rasttag in Aub

Eigentlich hatten wir ja schon damit gerechnet – es würde wieder ein rauschendes Fest zu unserem Empfang geben – doch der gestrige Abend erreichte einen neuen Superlativ.

Schon während unserer Begrüßung erreichte eine Brieftaube mit einer eiligen Nachricht den Rat der Stadt.  Ein an einer Uferböschung grasender Esel  sei nach dem Durchzug einer Handelskarawane verschwunden – der Verdacht fiel natürlich sofort auf unseren Kaufmannszug und man schickte sofort Soldaten los um nach dem Tier zu suchen – völlig unbedarft kreuzte derweil das beschriebene Tier nebst seinem ‚rotschöpfigen‘ Reiter den Marktplatz, was natürlich zu seiner sofortigen Ergreifung führte. Alles Beteuern, das Tier sei herrenlos und Ihm zugelaufen halfen nichts, es wurde sofort gerichtet und das Urteil vollstreckt. Weil er sich nicht von seinem Tier trennen wollte, wurde er kurzerhand durch einen Schmied an den (Draht) Esel gekettet.

Nicht schlecht staunte man jedoch während des Banketts auf dem Marktplatz, unser Verurteilter hatte seine Hand geopfert um sich von den Ketten zu befreien. Rusty erschien mit einem blutigen Stumpf den eine Prothese aus grob gebogenem Draht zierte, die Ihm für den weiteren Abend die Hand ersetzen sollte.  

In gewohnter Souveränität moderierte Christopher das kleine Abendprogramm,  bekannte Lieder aus unserem ‚Lagerleben‘ wurden  von unserem Auber Troubadour, nebst gesanglicher Verstärkung, zum Besten gegeben, die Gaukler des Kaufmannszugs konnten mit Feuerspuken, Jonglage und Akrobatik die feiernde Gesellschaft begeistern und Fuhrmann Robert aus Augsburg schnalzte mit der Peitsche zu den Akkordeonklängen von Fuhrmann Peter.

Leider war ich zu Müde um in dieser Nacht bei den Letzten zu sein. Von meinem Zimmer im ‚Ars Musica‘, direkt am Marktplatz gelegen, lauschte ich jedoch noch lange den Klängen von Gitarre, Akkordeon und dem Gesang fröhlicher Menschen.

Heute ist ‚Ruhetag‘, Mensch und Tier sollen sich erholen. Für Viele ist eine aufregende Woche zu Ende gegangen und die meisten ‚Neuen‘ sind schon angekommen, um sich auf den Kaufmannzug einzustellen.
Unser traditioneller Gottesdienst bot hierzu die beste Gelegenheit. Sehr feierlich und stimmungsvoll konnten wir so den Tag gemeinsam beginnen. Sehr gerührt bin ich noch beim schreiben dieser Zeilen, wenn ich an die Gänsehaut und die Tränen in den Augen denke. 

Unsere Trommler, begleitet von Max mit der Trompete, hatten zur Melodie von ‚Amazing Grace‘ den Gottesdienst eröffnet und Annika konnte immer wieder mit den zarten Klängen Ihrer Geige die Anwesenden berühren. Ein besonderer Dank sei an dieser Stelle auch Pastoralreferent Burkard Fleckenstein gesagt. Selbst erfahrener Pilger, kannte er sich aus mit der langsamen Art des Reisens, den Erfahrungen, Erlebnissen und Gefühlen eines ‚Pilgernden‘. Er spannte gekonnt  einen Bogen zum Kaufmannszug und zeigte die Parallelen auf. Mit ‚Großer Gott wir loben Dich‘ und dem Seligenstädter Wallfahrtslied ‚O engelreines Paar‘, endete dieser ergreifende Gottesdienst.

Spannend sollte es dann werden, um 12 Uhr war unser Erscheinen auf dem Marktplatz erwünscht und groß war die Überraschung als der Grund dafür bekannt wurde. Hans unser Fuhrmann aus Kronach hatte sich schon immer eine besondere Hochzeit mit seiner Adelheit vorgestellt und so wurde symbolisch die erste  ‚Kaufmannszugs -Trauung‘ vollzogen. Ein kleiner Brautzug setzte sich unter den Klängen des ‚Kaufmannszuglieds‘ über den Markplatz in Bewegung.
Moni vollzog die Trauung –  Deeido mit Demdo und Dooudo mit Deredo ……  –  unterstützt wurde Sie von Pater Bruno der reichlich Wasser beisteuerte. Natürlich fehlten auch die passenden Hochzeitsringe aus gebogenen Hufnägeln nicht und wurden im Hufeisen liegend, auf einem roten Samtkissen gereicht.  

Stadtführungen und Führungen durch das Auber Spitalmuseum rundeten die Angebote des Tages ab. Jetzt neigt sich der Tag, wir sitzen bei Blasmusik mit unseren Auber Freunden zusammen und lassen dieses wundschöne Wochenende ausklingen.

Das abschließende Wort von Robert Melber, dem Auber Bürgermeister, umschreibt alles was wir dieses Wochenende erleben durften.

     “ Unsere Freundschaft kann man nicht beschreiben, man muss sie fühlen“

von Robert Wurzel

13.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Samstag, 13.06.2015, Rothenburg ob der Tauber – Aub

Wir kommen als Freunde

Wer kennt denn heute noch das Lied  „Drunt in der grünen Au“ oder “ als wir jüngst in Regensburg waren? Bestimmt die Wenigsten.  Aber auch die typischen Zeltlager- und Lagerfeuerlieder wie „die Affen rasen durch den Wald“, „ein kleiner Matrose“, „Theo, spann den Wagen an“ u.v.a. werden hier von den Großen an die nächste Generation weiter gegeben. Auf Wagen 1 von Stephan Sprey wurde besonders viel geträllert, da, wo sich schon seit 12 Jahren immer alle Kinder versammeln. In Zeiten von Smartphones und Generation „Kopf runter“ eine tolle Beobachtung. In ruhigeren Momenten werden dann auch mal von Moni Zöller Märchen wie König Drosselbart oder Prinzessin Himmelblau erzählt. Hier hören nicht nur die Kleinsten begeistert zu. Großartig.

Überhaupt eine Sache, die den Kaufmannszug auszumachen scheint. Hier wird Geschichte lebendig gemacht.  Natürlich schauspielern wir, füllen eine Rolle aus, als Fuhrmann, Kaufmann, die vielen Markendenterinnen, Gaukler, Soldaten und alle anderen. Aber spätestens am zweiten Tag identifiziert man sich auch damit, empfindet jeden neonfarben gekleideten Radfahrer, jedes Auto, überhaupt jegliches Produkt der modernen Zivilisation als unnatürlich. Es gibt viele Momente, in denen man sich durchaus in diese Zeit zurückwünscht. Gerade wir, die wir den Vergleich haben. In Zeiten des Internet-Wahnsinns, der Reizüberflutung, Hochindustrialisierung, beruflichem Druck und den gesundheitlichen Folgen hieraus, kann man sich hier zumindest für einen Augenblick für eine oder für zwei Wochen fallen lassen. Mancher der Teilnehmer hat sich sicher vorgenommen, in Zukunft vielleicht das eine oder andere in seinem Leben gemächlicher angehen zu lassen. Da bin ich mir ganz sicher.

Eigentlich soll ich ja einen Tagesbericht schreiben, aber mir gehen so viele Sachen im Kopf rum, die ich loswerden  möchte und muss. Menschen unterhalten sich hier!!  Ich bin auch sonst ein durchaus kommunikativer Mensch, aber hier hat man die Gelegenheit und Gelassenheit, viele intensive Gespräche zu führen, die einen sehr berühren. Zudem hatten wir natürlich überwiegend viel Freude und Spaß und von ganzem Herzen. Hier war nichts, aber auch gar nichts oberflächlich.

Heute geht’s nach Aub – Bergfest – Halbzeit – Morgen wird es einen Ruhetag geben (für uns ist hier Endstation, wir warten in Seligenstadt auf unseren Tross) und alle freuen sich auf diese herzliche und freundliche Stadt.  Wir starten relativ pünktlich um 9.15 Uhr und werden in den nächsten 7 Stunden durch genau 5 Ortschaften durchkommen, darunter Metropolen wie Gattenhofen, Adelshofen und Gickelshausen. Freundliche gepflegte Ortschaften in Mittelfranken, deren Bewohner uns alle herzlich begrüßt haben. Uns sind auf unserer heutigen Strecke genau drei Autos entgegen gekommen und wir hatten das Gefühl, hier ist die Kornkammer Europas. Norbert Zöllers, bekanntlicherweise Kreislandwirt, standen die Tränen in den Augen ob dieser Weite und Fruchtbarkeit der Erde.

Aub nun, ein kleiner Fleck im Ochsenfurter Gau, zählt zu Unterfranken, knapp an der Baden-Württemberger Grenze und somit katholisch geprägtes Grenzland, hat seine historische Bedeutung durch die Kaufmannsrouten erhalten. Als Schnittpunkt der Ost-West- von Regensburg, Nürnberg nach Frankfurt und der Nord-Süd-Route von Hamburg,  Kassel  bis nach Rom, kann man sich vorstellen, welche Bedeutung diese kleine Stadt schon seit dem frühen Mittelalter hatte. Die Stadtrechte bekam Aub schon Anfang des 15.Jahrhunderts verliehen und das ganze Jahr war hier reges Treiben. Man kann sich das heute vielleicht mit dem Drehkreuz Frankfurter Flughafen vergleichen. Damals war jedes zweite Haus eine Gastwirtschaft und jede Familie lebte von den Reisenden, in dem sie als Wagner, Sailer oder Sattler dafür sorgten, dass alle, gut ausgestattet und wohlversorgt, weiter ziehen konnten. Die Gasthäuser sind mittlerweile etwas weniger und längst gehen die Auber moderneren Berufen nach, aber eines haben sie sich offenbar über all die Jahrhunderte bewahren können: Ihre Gastfreundschaft. Vorweg: ich sitze hier in einem Haus von Patrick und Bärbel, die sich uns so vorstellten  am Markplatz  und tippe diese Zeilen ein. Das vorhin und was im Moment da unten abläuft ist der Hammer. Eine tolle Begrüßung mit Musik und Tradition, jubelnde Auber und Seligenstädter am Straßenrand,  eine Tafel mit Essen, Getränke, ein Treiben und man fühlt sich sehr herzlich aufgenommen. Wir kommen als Freunde zu Freunden.

Unbedingt berichtenswert: Ca. 5 km vor Aub kamen zwei Berittene und überbrachten uns mit einer Begrüßungsurkunde die offiziellen Regularien des Bürgermeisters für unsere Ankunft in der Stadt. Unter anderem die Vorgabe, dass verheiratete Weibsleute sich nach Einbruch der Dunkelheit nur in Begleitung ihrer Männer bewegen dürften und zum anderen, dass am nächsten Morgen zu unserem Herrn gebetet werden möge. Hierzu hätten auch die Ungläubigen zu erscheinen. Verbunden damit haben wir einen Taler überreicht bekommen, der uns freien Verzehr bis zur neunten Stunde gewähren solle. Eine schöne und gelungene Überraschung und selbstverständlich wurde ausreichend gejubelt.

Ein Wort noch zu den Musikern, die uns in dieser Woche begleitet haben. Ich selbst habe hier natürlich ein verstärktes Augenmerk. Unermüdlich an vorderster Front, mit militärischer Härte und Aufforderung zum orgastischen   Volksliedersingen, Karl-Heinz Kopp mit seinem Adjutanten Robert Wurzel von der Edelweiß-Fraktion. Dann natürlich Alice alias Christopher aus Aub, der sein Handwerk versteht und innerhalb von zwei Minuten jede Gesellschaft auf diesem Erdball zum kochen bringt.  Klaus, auch aus Aub, ist für mich der Troubadour der Truppe. An jeder Rast sitzt er zupfend mit seiner Gitarre auf einem Holzstamm und sorgt für gepflegte Unterhaltung. Christine aus Würzburg, eine echte Bereicherung an der Gitarre und eine tolle Stimme. Ja, der Peter Knapp natürlich am Akkordeon, der den Kaufmannszug immer zu nutzen scheint, um Akkordeon zu üben. Der Typ ist sowieso ein Original (Heute ist übrigens sein neues Wagenrad gekommen, das am Mittwoch zerbrochen  ist, siehe Bericht).  Und dann natürlich Annika an der Geige. 15 Jahre, stellt sich morgens in die Kirche, begleitet den Gottesdienst, oder spielt Volkslieder mit. Hallo, welche 15-Jährige kann das noch? Und dann noch unsere Jagdhornbläser Mille, Peter Knapp und auch mal der Rusty mit ihren Signalen, wenn wir durch die Ortschaften fahren.

Zum Schluss noch einige für mich  ungeklärte, seltsame oder auch schöne Dinge:

Warum laufen Pferde bei 35 Grad im Schatten gefühlt doppelt so schnell?

 Oder warum ist es egal, wenn aus angegebenen 28 km immer 5 km mehr werden (lieber Stephan, manche lassen GPS mitlaufen J)

oder: wie ist es möglich, auf einer ungefederten Kutsche auf einem holprigen Feldweg zu schlafen?

Warum empfindet es keiner als asozial, bei 35 Grad im Schatten, völlig außer Atem, einen oder zwei Hochprozentige, getarnt als Medizin gegen Läuse und Syphilis zu trinken?

Wie schön es sein kann,  wenn ganze Kindergärten oder Schulklassen am Straßenrand stehen und begeistert werden können.

Das größte Rätsel: ich hätte nicht gedacht, irgendwann auf dieser Tour „Jubel“ zu rufen. Das ging auf den Vorbesprechungen gar nicht so an mich. Es hat genau zwei Tage gedauert.

Vielen  Dank  von uns, und ich spreche hier bestimmt für alle Teilnehmer, an die Orga und den Support, an die Auber und alle, die uns so herzlich aufgenommen haben.

JUUUBEEEEL

Norbert Zabolitzki

12.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Freitag, 12.06.2015, Dombühl – Rothenburg ob der Tauber

Der Wecker klingelt um 6.30 Uhr. Im Urlaub ist das ziemlich früh. Ein Blick aus dem Fenster, ein Blick auf den Balkon, blauer Himmel, tolles Wetter. Da sehe ich die Küchen-Crew gerade ins Auto steigen. Sie sind schon auf dem Weg zum Zeltplatz – also noch früher aufgestanden – im Urlaub. Für die Zeltschläfer gibt es Frühstück ab 7.00 Uhr. Wir (Hotelschläfer) frühstücken im Hotel und werden dann von unserem Busfahrer Alfred um 8.10 Uhr zum Zeltplatz gefahren. Alfred hat gestern um 23.10 Uhr den Zündschlüssel gezogen und mit der geforderten + verdienten 9 Stunden Ruhezeit ergibt sich unsere Abfahrtzeit 8.10 Uhr. Auch an so etwas muß gedacht werden.
Jetzt noch 2 Tagebuch Nachträge:
Gestern Abend kamen noch Gaukler bei uns auf dem Zeltplatz vorbei. Mit Akrobatik – auch von den Kleinsten – und Feuerspuckern wurden wir am Lagerfeuer überrascht. Die Gaukler kamen  natürlich auch aus unserer eigenen Gruppe. Manchmal dauert es ein bis zwei Tage bis sich durch die Kaufmannszugfunktrommeln alle kleinen Geschichten verteilt haben. Deshalb erst heute dieser Nachtrag. 2 Männer wussten manchmal nicht, welches Bier das letzte sein soll. So wurde es sehr spät, bis sie zurück ins Hotel kamen. Ihre Frauen waren natürlich schon längst im Bett. Die Männer hatten keine Schlüssel für die Zimmer und auch nicht für den Nachteingang. „Dann rufen sie an!“ Das erste Handy klingelt endlos durch. Die Frau hat einen tiefen und gesunden Schlaf. Bei der zweiten Frau ist der Akku leer. Und die dritte Frau macht ihr Handy nachts grundsätzlich aus – wegen dem Elektrosmog. Mit der modernen Technik kommt man also nicht weit. Zum Schluss half ein Pfiff und der schlug an. Den Herren wurde Einlass gewährt. Die ganze Aktion hat dann nochmal eine knappe Stunde der ohnehin kurzen Nachtruhe geraubt. Wir hoffen natürlich, dass das letzte Bier geschmeckt hat.
Wir laufen mit unserem Zug auf kleinen und großen Straßen. Am liebsten aber natürlich auf Feldwegen. Autos kreuzen immer unseren Weg. Da gibt es die netten und die aggressiven Autofahrer. Die einen fahren einfach weiter, hupen leider auch und wollen vor der Kutsche bzw. vor den Pferden einscheren, leider auch manchmal zu schnell und zu knapp. Das ist nicht gut für unsere sensiblen Pferde. Die anderen Autos bleiben stehen. Die Fahrer freuen sich und winken uns zu. Am schönsten sind die Kindergartengruppen, die mit ihren Erzieherinnen am Wegrand stehen. Gestärkt geht es nach der Mittagsrast (Heringsbrötchen + gezapftes kühles Bier) weiter nach Rothenburg. Für mich ist heute in Rothenburg die schöne Reise leider zu Ende. Ich hatte einfach die beste Zeit auf unserem Wagen mit Melanie, Uli, Norbert, Astrid, Andrea dem weltbesten und liebsten Kutscher Hans mit seinen beiden Pferden Verena  und Wendy. Zum Nachmittag gebe ich ab an meinen Mitschreiber Wolfram.

Unter einer erbarmungslosen Sonne ziehen wir über die Felder vor Rothenburg. Die letzten Kilometer sind schwer, werden aber mit einem grandiosen Einzug entschädigt. Ach ja, 2 besonders fleissige Teilnehmer liefen heute voran und haben leider die geplante Route verlassen. Ein Anruf mit dem Handy: „Wann und wo zieht der Zug nach Rothenburg – Wir stehen gerade in der Spitalgassse….“ Der Zeltplatz ist schon wieder komplett aufgebaut und zusätzlich gibt es einen Pool. Dank an das kreative Technikteam des Support. Abendessen gibt es in der Schranne, schöner Raum und leckeres Essen. Mit Musik und einem letzten Bier auf dem Zeltplatz klingt der letzte Abend vor Aub aus. Morgen ist dann Königsetappe!

Anton schläfst du schon?

von Patrick Czaronek und Wofram Henze