Kaufmannszug Nürnberg – Seligenstadt 2003
Samstag 07.06.2003, Obernburg – Seligenstadt
Gott sei Dank, alle sind wohlauf. Die Räuber vom Vorabend waren verhandlungsbereit. Man saß in gemütlicher Runde auf dem Kirchplatz von Obernburg, plötzlich Böller, Stichflammen und Rauch. Eine Schar schwer bewaffneter wilder Gesellen erstürmte den Platz. Zum Glück waren unsere Soldaten auch noch bewaffnet. Ein heftiger Kampf entbrannte, und wir versuchen mit allen Mitteln unser Hab und Gut zu verteidigen. Es konnte jedoch nicht verhindert werden, zwei Kaufleute wurden entführt. Nur durch die Zahlung eines mit Gold gefüllten Sackes, wurden sie wieder freigegeben. Die Räuber zeigten sich jedoch sozial und verteilten Ihre Beute unter dem gemeinen Volk. Als wir heute früh um 07:40 Uhr zum Frühstück kommen, sind wir schon die Letzten. Die Vorfreude auf die Ankunft in Seligenstadt, mobilisiert wohl die letzten Kräfte. Dennoch, Spannung liegt in der Luft. Die schwere ‚Gesellschaftskutsche’, die wir in Aub zurücklassen mussten, soll heute wieder mitfahren. Sie wurde um 06:00 Uhr in Aub verladen, und soll ab 08:00 Uhr bereitstehen. Da Moritz gestern ausgefallen ist, soll Ben heute wieder zustoßen und mit Nina einen Planwagen ziehen. Er steht aber bereits in seinem Heimatstall und muss erst geholt werden. Da die Zeit drängt, verladen wir kurzerhand einen Planwagen und bringen ihn nach Stockstadt, wo Nina und Ben auf ihn warten. Es soll noch bis 09:35 Uhr dauern bis wir endgültig aufbrechen können. Unsere Strecke ist heute nicht besonders schön, dafür aber umso gefährlicher. Auf der stark befahrenen Landstraße, dem alten ‚Langen Handtuch’, fahren wir die 18 Kilometer nach Stockstadt. Die Zeit ist knapp, denn um 13:00 Uhr sollen wir zur Mittagsrast ankommen. Für uns bedeutet das ein strammes Marschtempo. Umso größer ist dann die Erleichterung, als wir früher als erwartet eintreffen. Wir werden vom Bürgermeister und Vertretern der Stadt begrüßt, die Firma Zeller reicht uns einen kühlen Wein und deftige Speisen. In ‚voller Montur’ geht es weiter Richtung ‚Grasbrücke’. Mit einem flotten Marsch der Stadtkapelle Seligenstadt, werden wir empfangen. Amtmann Alfons Heberer vollzieht die Zeremonie der Geleitsübergabe, und weiß von unserem Räuberüberfall zu berichten. Mit frischen Geleitsreitern zu Pferde, ziehen wir gen Seligenstadt. Die Herolde reihen sich ein (Fanfarenbläser der TGS Seligenstadt) und wir ziehen in Richtung Marktplatz. Überall jubelt man uns zu. Der Empfang am Marktplatz ist mit Worten eigentlich nur schwer zu beschreiben. Der Platz ist gefüllt mit Menschen, die uns zujubeln und klatschen. Nach den Strapazen dieser Woche treibt es uns die Tränen in die Augen. Wir werden durch den Bürgermeister begrüßt und haben die große Ehre in das ‚Goldene Buch’ der Stadt schreiben zu dürfen. Mit einem triumphalen Auszug ziehen wir zu den Mainwiesen. Der Gesangverein ‚Germania 03’ hat uns einen ganz besonderen Empfang bereitet. Anstelle des Löffeltrunkes, müssen wir einen 1 Liter fassen Bierkrug in einem Zug leeren. ‚Wer leer ihn trinkt in einem Zug, hat frei Geleit mit Recht und Fug’, wir schaffen es und können somit eine fürstliche Bewirtung durch die ‚Germanen’ genießen. Lassen Sie mich an dieser Stelle noch einmal allen danken, die dieses Projekt unterstützt haben. Gesondert möchte ich die Seligenstädter Gruppen nennen, die sich aktiv beteiligt haben: Fanfarenbläser TGS , Fahnenschwenker, Jagdhornbläser, Sportschützen, Stadtkapelle, Reitsportverein, Bürgerwehr und natürlich die ‚Spessarträuber’. Wenn ich doch jemanden vergessen haben sollte oder sich jemand auf keinem Bild wiederfindet, bitte ich, es mir nachzusehen. Es war ein tolles Projekt und unbeschreibliches Erlebnis, das nur durch den Idealismus und die Begeisterung aller Mitwirkender gelingen konnte. -Vielen Dank