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01.06.2011

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt

Mittwoch, 1.6.2011, Maihingen – Dinkelsbühl / R. Wurzel

„Sanft wurden wir heute früh durch lieblichen Gesang geweckt. Die Nonnen des Klosters in Maihingen hielten ihre Morgenandacht.“ So habe ich meinen Tagesbericht vor vier Jahren beim Start morgens in Maihingen begonnen. Mehr träumend als wach, habe ich auch heute früh versucht ein paar Zeilen zu formulieren und es fiel mir genau so schwer wie damals. Überhaupt scheint sich vieles an diesem Tag genauso abzuspielen wie 2007. Nun, die Nonnen gibt es nicht mehr und das Wetter heute ruft sicher Begeisterung bei den Landwirten hervor, bei uns drückt es eher auf die Stimmung. Hätte ich den alten Tagesbericht mal vorher gelesen, das berühmte Funkloch wäre mir in Erinnerung gerufen worden. Die Bereitstellung von Bildern und Bericht für unsere Internetseite war deshalb über den Tag nicht möglich. Auch 2 Pferde haben wir vorsorglich wegen wunder Stellen nach der Mittagspause aus dem Zug genommen um Ihnen Ruhe zu gönnen. Für die Administration bedeutete dies natürlich auch wieder – ein Planwagen und 2 Pferde mussten zusätzlich transportiert werden. Der Streckenabschnitt hat wieder eine neue Kulisse vorgefahren, über einige Steigungen und Gefällstrecken geht es auf ursprünglichen Wegen durch Wald und Feld. Beim dem einen oder anderen Wagen kommen die Bremsen an Ihre Grenzen und auf den Gefällen müssen Halteseile eingesetzt werden. Schnell zeigt sich dass Wartungsarbeiten an den Bremsen der Fuhrwerke für den Abend eingeplant werden müssen. Albert ist im Moment nicht beim Zug, hat aber durch Heinz einen kompetenten Vertreter, der mit ‚seinem Team‘ fachmännisch die Fuhrwerke pflegt. Den Blick auf die Landschaft können wir heute nicht wirklich genießen, es ist kalt, es ist nass und wir sind froh als wir Dinkelsbühl erreichen. Umso erfreulicher als uns die berittene Stadtwache entgegenkommt um uns für die letzten Kilometern Ihr Geleit anzubieten. Das Stadttor bleibt jedoch zunächst verschlossen. Der Rat der Stadt muss über-zeugt werden, dass wir in redlicher Absicht kommen und genügend Gold und Silber mit uns führen. Begleitet von den Pikinieren ziehen wir durch diese traumhafte Altstadt zur Bleiche, unserem Lagerplatz. Auf Lagerfeuerromantik müssen wir wegen des schlechten Wetters leider verzichten, die Gastfreundschaft des ‚‘Wilden Mann‘ ist dafür aber mehr als eine Entschädigung. Mit Stadtwache und Pikinieren feiern und singen wir bis tief in die Nacht. Ein Spaziergang um die Stadtmauer, zu später Stunde, lässt den Tag dann doch noch sehr romantisch ausklingen. 

30.05.2011

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt 
Montag, 30.5.2011, Harburg – Nördlingen / R. Wurzel

Punkt 09:50 Uhr sind wir heute Morgen an der Harburg gestartet, so berich-tete mir zumindest unser Willi beim Mittagessen. Ich saß zu dieser Zeit in unserem Servicewagen, im Schlepptau der Anhänger mit den Wassertanks, die gerade gefüllt wurden (2x 1000l , den 40 Pferde haben Durst) , versuche Bilder zu bearbeiten und ein paar Zeilen zum letzten Tag zu verfassen. War es gestern noch angenehm warm, so ist es heute schon hochsommerlich heiß und wir müssen zwischendurch schon mal eine Trinkpause für die Pferde einlegen. Die Strecke führt uns durch weitgehend schattenloses Gelände, das aber mit Blicken in die weitläufige Hügellandschaft entschädigt. Schnell erreichen wir den Gasthof Schröppel, unser Mittagsziel in Kleinsorheim. Im schattigen Biergarten des Hofes läßt es sich aushalten. Selbstverständlich hat der Wirt wieder einen Schweinsbraten‘ für uns vorbereitet. Die 38 kg Fleisch und 120 Klöße vom letzten mal werden diesmal wohl nicht gereicht haben, unter 200 Klößen wird da nichts gegangen sein (waren die gut). Das Landschaftsbild hält dann auch am Nachmittag wieder herrliche Weitblicke für uns bereit und das erste mal stellt sich wieder dieses Gefühl der ‚Entschleunigung‘ ein, die Uhr scheint sich im positivem Sinne langsamer zu drehen, es bleibt mehr Zeit für die Wahrnehmung. Umso mehr sind wir verwundert als schon bald der Löbsinger Tortum, eines der Wahrzeichen der freien Reichsstadt Nördlingen, aus der Ferne auftaucht. Nördlingen selbst hat bereits im 12. Jahrhundert das Messeprivileg erhalten und bewahrt wie wir aktiv seine Geschichte – so verwundert es nicht das der Rat der Stadt uns in historischen Gewandungen empfängt. In die Stadt geleitet wurden wir zuvor durch den ‚Trommlertrupp‘ der Nördlinger Knabenkapelle – einfach unbeschreiblich, über 50 Jungs die akkurat trommeln und eine perfekte Marschformation bilden. Wir sind den Nördlingen gut in Erinnerung geblieben, entsprechend herzlich fällt auch die Begrüßung durch den Bürgermeister und den ‚Historischen Bürgermeister‘ aus. Eingerahmt in die Klänge von klassischen Märschen wie Hohenfriedberger- oder Torgauer Marsch genießen wir den Empfang. In unserem Lager auf der Eiswiese klingt heute unser Tag aus. Auch hier erhalten wir überraschend Besuch von zwei Nachtwächtern die ihre Weisen vortragen und damit das Intro für einen romantischen Abend bei Gesang liefern. Wenn der Türmer vom Daniel das zweite mal sein Fenster öffnet ist 00:00 Uhr und Zeit für das Bett hatte uns der Bürgermeister gemahnt – na ja, wie schon gesagt, un-sere Uhren gehen im Moment anders. 

29.05.2011

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt
Sonntag, 29.5.2011, Allmannshofen – Harburg / R. Wurzel

29 km trennen uns heute Früh noch von unserem Tagesziel der Harburg, Der gestrige Tag war hart, für die Zugteilnehmer wegen der langen Tagesetappe, für das Supportteam wegen der enormen Arbeit, die für den Auf- und Abbau des Lagers, sowie der organisatorischen Tätigkeiten im Hintergrund anfällt. Zwei Pferdeanhänger voll Mist fallen alleine jeden Tag an. 19:00 Uhr war unsere Ankunft gestern Abend, zu diesem Zeitpunkt waren selbstverständlich Lager und Stallboxen hergerichtet, die Transportfahrten aber waren längst noch nicht abgeschlossen. Aber auch hier hat die Erfahrung gezeigt, die Routine stellt sich am 2. – 3. Tag ein und wie schon 2007 ist der Umgang mit Mistgabel und Schubkarren für den ein oder anderen auch noch ungewohnt. Unsere Wegstrecke verläuft wieder durch diese ‚ländliche Kulturlandschaft‘ mit ihren sanften Hügeln, wir konnten alle Fahrzeuge wieder im Zug aufnehmen, die angebrochene Deichsel vom Vortag konnte problemlos repariert werden. 

An diesem sonnigen Vormittag kommen wir flott voran und erreichen sehr bald Donauwörth, unseren Rastplatz zur Mittagszeit. Recht erstaunt sind wir denn die Stadt steht voller Menschen, die uns schon erwarten. Vor der Kulisse der Donauwörther Altstadt, genießen wir förmlich das ‚Bad‘ in der jubelnden Menschenmenge. Beflügelt von dem regen Interesse der Menschen am Kaufmannszug vergeht der Nachmittag wie im Flug. Die Landschaft wechselt wieder und wir befinden uns im Ries, diesem etliche Quadratkilometer großen Krater aus Urzeiten. 

Schon bald ist Harburg erreicht und die inzwischen voll restaurierte alte Brücke über die Wörnitz liefert uns eine imposante Einfahrt zur Altstadt. Der herzliche Empfang in Harburg, der kleinen Stadt mit der trotzigen Burg, in der das Geleitsschreiberhaus noch an die Zeiten der Geleitszüge erinnert ist wieder über allem erhaben. 

Mit Blasmusik werden wir zunächst am Marktplatz empfangen und ziehen anschließend hinauf zur Burg. Zur späteren Stunde erfreuen uns die ‚Nachtwächter‘ mit Ihrem Gesang und in gemütlicher Runde genießen wir die romantische Abendstimmung auf der Burg. Umrahmt von den Klängen aus dem Akkordeon unseres Kutschers Peter Knapp lassen wir den Tag aus-klingen. 

28.05.2011

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt
Samstag, 28.5.2011, Augsburg – Allmannshofen 

34 Km sollten heute unser Tagesprogramm bestimmen. Pferde und Lager wa-ren in diesem Jahr nicht auf Gut Schwaighof untergebracht, sondern auf dem Gelände der TSG 1885 in Lechhausen, einem Ortsteil von Augsburg. Mit unserem gesamten Zug von 39 Pferden und 16 Fuhrwerken, war es leider nicht möglich die Innenstadt zu befahren, eine ‚Delegation‘ von 3 Wagen musste deshalb den Kaufmannszug zur Verabschiedung auf dem Rathausplatz vertreten. Erstmals während des Kaufmannszuges präsentierte sich dann unsere neue ‚Trommlertruppe‘ zur Eröffnung der Veranstaltung. Das ‚Seligenstädter Trommelfeuer‘, so nennt sich die Gruppe in Anlehnung an das Flammendesign auf den Instrumenten, konnte mit akkuratem Spiel und sauberem Abschlag begeistern. An der Herzlichkeit unserer Augsburger Freunde, kann man sich immer wieder nur erfreuen, so war auch dieses Jahr unsere Verabschiedung auf dem Rathausplatz ein ergreifendes Ereignis. 

Eine Augenweide, das kann man sicher sagen, war die Seligenstädter Roko-kotanzgruppe mit Ihrer Tanzvorführung. 

5 Km waren es zum TSG Sportgelände, wo der Rest des Kaufmannszuges auf uns wartete – unter Trommelklang gelangten wir durch den dichten Augsburger Stadtverkehr dort hin. Den Zug dann zum ersten mal in seiner vollen Länge zu sehen, lässt sich nur mit ‚Gewaltig‘ beschreiben. Schnell ging es dann durch die Siedlungen am Augsburger Stadtrand zum Lech und unse-rer ersten Panne entgegen – nun, wir haben mittlerweile Routine bei solchen Vorfällen und eine gebrochene Deichsel bringt uns nicht mehr aus der Ruhe. Das Problem sind unsere neuen ‚alten‘ Fuhrwerke, die zum ersten Mal zum Einsatz kommen und jetzt Ihre Bewährungsproben durchstehen müssen, mal ne lockere Speiche, mal ne heiß gelaufene Radnabe……… Die Kilometer scheinen heute irgendwie länger zu sein als sonst, aber die 34 Kilometer brauchen halt einfach Ihre Zeit. Schön ist einfach – man scheint uns zu 

kennen, wir werden oft angesprochen, in den letzten 4 Jahren sind wir wohl nicht in Vergessenheit geraten. 

Unser ‚Zeitmanagement‘ stimmt heute und so erreichen wir wie avisiert, das ‚Gut Schwaighof‘, unser Etappenziel. Familie Zeising hat wieder einen sehr schönen festlichen Rahmen für unseren Empfang geschaffen, so können wir gelassen bei Rokokotanz, Blasmusik und Spanferkel vom Spieß, gelassen den Tag ausklingen lassen. 

27.05.2011

Kaufmannszug 2011 Augsburg – Seligenstadt 
Freitag, 27.5.2011, Augsburg 

Nach Monaten intensiver Vorbereitung ist jetzt endlich soweit, wir starten mit unserem Unternehmen Kaufmannszug 2011. Die ganze Woche über war schon geschäftiges Treiben an der Seligenstädter Heimatbundhalle. Mit dem Supportteam wurde die Organisation nochmal abgestimmt, die letzten Arbeiten an den Fuhrwerken verrichtet und die gesamte Ausrüstung für den Transport zusammengetragen. 

Heute Morgen um 05:00 Uhr standen wir dann parat, der ‚Vortrupp‘, mit zwei Sattelschleppern, einem Lastzug, dem LKW mit den Elementen zu unseren mobilen Stallungen und wir, mit dem ‚Kaufmannszug -Einsatzfahrzeug‘. Mit zügigen 80 Kilometer pro Stunde bewegten wir uns gen Augsburg. An alles hatten wir gedacht, dachten wir – dem Erfinder des Mobilfunks sei Dank, der Rest konnte während der Fahrt geklärt werden. Klappt das mit Heu, unser Bus hat ja keine Plakette für die ‚Umwelt Zone‘, gibt es eine Sondergenehmigung……. Gegen 11:00 Uhr kamen wir dann in Augsburg an und mit uns der lang ersehnte Regen – wie man es halt nimmt, dem einen Freud, dem andern Leid. So nass und durchgefroren wie wir waren, war dann auch der heiße Tee das bevorzugte Getränk während der verdienten Mittagspause, na ja – es war inzwischen ja auch schon 15:00 Uhr. Dann ging es los, die Pferdetransporter trafen nach und nach ein und unser Reisebus mit den restlichen Teilnehmern. Wie im Flug verging die Zeit bis wir uns in der Lobby unseres Hotels, wie auch schon 2007 trafen. Das erste Mal alle in Ihren Gewandungen, Bärbel gibt die letzten Anweisungen dann ‚schreiten‘ wir zum Empfang im Wollmarktsaal. Die Interessengemeinschaft Historisches Augsburg, mit der uns inzwischen schon eine tiefe Freundschaft verbindet hat uns wieder zum festlichen Bankett eingeladen. Im Rahmen dieses wundervollen Abends, ist es uns deshalb eine besondere Ehre, den Vorstand der IG Historisches Augsburg durch den ‚Eimertrunk‘ in unsere Kaufmannsgilde aufzunehmen. 

21.05.2011

Kaufmannszüge 2011 Augsburg/Nürnberg – Seligenstadt
Samstag, 21.05.2011, Seligenstadt

Am Samstag Nachmittag den 21.05.2011 trafen sich die Teilnehmer der Kaufmannszüge an dem Feldkreuz am Schachenweg. Ein großer Teil der Fuhrleute und Reiter waren mit Ihren Rössern und Hunden vor Ort. Es war ein herrlicher Tag und die Sonne verwöhnte uns mit Ihren warmen Strahlen. Sollte das ein Vorgeschmack auf die, in der nächsten Woche beginnende, große Reise sein? Das wäre ein Traum. Grund der Zusammenkunft war die Segnung aller Teilnehmer und Tiere durch Pfarrer Heinz Förg. Es war ein feierlicher und ergreifender Rahmen. Auch unsere Trommlergruppe „Trommelfeuer“ war mit von der Partie. Nach gut einer Stunde verließen alle frohen Mutes die Örtlichkeit und waren voller Vorfreude auf den Start der Kaufmannszüge 2011. Mit Gottes Segen und in seiner Obhut reist es sich sehr gut und beruhigt.

21.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Sonntag, 21.06.2015, Seligenstadt – Mühlheim am Main


Es sollte pünktlich um 8.00 Uhr gestartet werden, aber es kam am letzten Tag eben anders. Ein Pferd hatte sich ein Hufeisen abgetreten und das musste zuerst wieder drauf genagelt werden. Der Hufschmied nächtigte ausgerechnet in dieser Nacht nicht in der Nähe der Pferde. So musste er erst bei unserem Fuhrmann Thomas in Hainburg abgeholt und auch wieder zurück gebracht werden. Mit 25 Minuten Verspätung ging es dann los. Über vertraute heimische Wege durch Hainburg, Klein Auheim und Steinheim fuhren wir Richtung Mühlheim. Leider mussten wir in Klein Auheim, wegen eines Radschadens, eine Kutsche zurücklassen. Das Rad hatte uns schon öfter, auf unserer diesjährigen Reise, Probleme bereitet. Auch heute funktionierte unser technischer Support. Ein Anruf, und der Rücktransport des Fuhrwerks nach Seligenstadt läuft. Am Straßenrand immer wieder Leute die uns erstaunt anschauen oder auf uns warten und zujubeln. Unser Tracking im Internet scheint zu funktionieren. Dietesheim ist erreicht, dort wartet ein Bäckermeister auf uns, umringt von einer Menschenmenge. Wir bekommen ein Gebäck gereicht, das als Dietesheimer Basaltkopp tituliert wird. Ein Gebäck aus Hefeteig mit einer Füllung aus Latwerge. Schmeckt super. Dann weiter bis Mühlheim, viele Menschen am Straßenrand und immer wieder Jubel, Jubel….! Der Bürgermeister begrüßt uns bei Sankt Markus auf das Herzlichste. Der Kaufmannszug stellt sich vor und es wird unsererseits erklärt, warum wir das Geleitsfest in Seligenstadt feiern. Die Geschichte von Mühlheim und Seligenstadt hängen ja dicht zusammen (beide 1200 Jahrfeier 2015). Nach geraumer Zeit ziehen wir weiter bis zur Roten Warte, hier war früher eine alte Zollstation. Alle Teilnehmer werden hier wieder von den Bewohnern der Siedlung verköstigt. Ca. gegen 15.30 Uhr werden dann die Pferde ausgespannt und genau wie die Fuhrwerke verladen, Heimreise. 3 Gespanne treten die Heimfahrt auf der Achse an. Ich bleibe mit meinen Pferden Anne und Uno noch bis alles soweit ist. in aller Ruhe trinke ich einen Kaffee, esse noch ein Stück guten, hausgemachten Kuchen und fahre dann mit 3 Mitstreitern auch gemütlich wieder Richtung Heimat, Seligenstadt. Gegen 18.00 Uhr treffen wir an der Heimatbundhalle ein, Pferde ausspannen. Mit Schwung auf den Pferderücken und zum Stall geritten. 19.00 Uhr im Stall angekommen, Pferde in die Box und gefüttert. Die sind auch froh wieder im heimischen Stall zu stehen. Mit ein bisschen Wehmut denke ich an die vergangenen 15 Tage. Es war eine lange Vorbereitungszeit und nun alles vorbei, die Zeit verging wie im Flug. Es bleiben die Erinnerungen an die schönen Erlebnisse mit Allen, die wunderbaren Landschaften und Städte, die guten Gespräche, der Spaß und der Schabernack der getrieben wurde. Wer nicht dabei war, kann nur über Erzählungen  erahnen wie man wirklich fühlt. Es wird schwer wieder in den normalen Alltag einzutauchen, wir brauchen Zeit. Bis zum nächsten Mal 2019.

von Stephan Sprey

Supportbericht 2. Woche   Aub – Seligenstadt (Mühlheim)
  

Heute heißt es Abschied nehmen in Aub. Wir fahren morgens durch Aub und sammeln die in den Gastfamilien verteilten Feldbetten und Gepäckstücke wieder ein. Überall ist es ein netter und freundlicher, wirklich ein freundschaftlicher Abschied und wir bedanken uns bei allen für die Gastfreundschaft und die schönen Zeit die wir hier verbracht haben.

Zum Beginn der zweiten Woche haben wir einen Personalwechsel im Supportteam, denn einige haben nur eine Woche Zeit oder möchten die zweite Woche mit dem Kaufmannszug gehen. Eine kleine Stammbesatzung bleibt allerdings auch in der zweiten Woche im Supportteam.  

Nachdem wir, wie gewohnt Gatter, Mist, Zelte, Toilettenwagen, Schläuche, usw. zusammengemacht und verladen haben, geht es in einer Kolonne nach Unterwittighausen. Hier waren schon Bauhofmitarbeiter, Getränkehändler und freiwillige Helfer damit beschäftigt, das kleine Fest für unseren Empfang auf dem Schulhof, der neben dem Lagerplatz befindlichen Schule vorzubereiten. So hatten wir auch gleich Ansprechpartner vor Ort die uns bei Wasser, Abwasser und Strom weiterhelfen konnten. Für den heutigen Tag standen noch diverse Einkäufe im Baumarkt in Bad Mergentheim an. Lediglich neue Futtertröge, von denen in der ersten Woche 12 Stück merkwürdiger Weise abhandengekommen sind, haben wir nicht bekommen. Dafür war noch genug Platz im Kofferraum um beim Getränkehändler erfrischendes Hopfengetränk mitzunehmen. Als letztes Projekt vor Eintreffen des Kaufmannszug, bauten wir unserer Elsa einen geeigneten Stall. Elsa ist ihrem neuen Besitzer in der ersten Woche, eher zufällig zugelaufen. Sie ist ein sehr ruhiges Tier und eigentlich das krasse Gegenteil von ihrem Besitzer. Vielleicht haben wir sie deshalb schon sehr in unser Herz geschlossen. Die neue Behausung bietet ein richtiges Dach über dem Kopf und auch einen Schlafplatz für ihren Besitzer, der eine Nacht hinter Gitter ruhig auch mal vertragen kann. 

Nach Ankunft des Kaufmannszugs gab es wieder einiges an den Fuhrwerken zu tun.

Am Abend bekommen wir von einem ortsansässigen Bauern einen riesigen Baumstamm, der als Stehtisch dient geschenkt. Als Dank erhält er eine Geleitsmünze und einen Bierbrannt. Als wir jedoch am nächsten Morgen den Stamm verladen wollen, ist er wie vom Erdboden verschollen. 

Anscheinend war der „Herr Landwirt“ doch überrascht, dass wir tatsächlich die benötigten Werkzeuge und Fahrzeuge für den Transport dabei haben. Etwas frustriert darüber, machten wir uns an den Abbau des Lagers. Heute geht es nach Tauberbischofsheim auf das etwas außerhalb gelegene Gelände des Reit- und Fahrvereins. Die Abläufe funktionieren auch mit der neuen Besetzung schon fast reibungslos und wir kommen zügig voran. Dann ein Anruf: „An der Mittagsrast müssen zwei Pferde abgeholt werden!“ Schnell den Pferdeanhänger leer räumen, anhängen und los geht’s.

Wir schaffen es pünktlich zum letzten Aufrödeln vor dem Einzug in Tauberbischofsheim da zu sein und ziehen mit dem Kaufmannszug in die Stadt ein. Am Abend stehen nur kleinere Reparaturen an. Neue Bremsklötze die morgen noch etwas eingebremst werden können bevor sie am Donnerstag ihre große Belastungsprobe an der alten Steige vor Eichenbühl haben. Unser Busfahrer Alfred muss heute wegen seinen Lenkzeiten einen kompletten Ruhetag einlegen. Das bedeutet für uns, dass wir die Hotelschläfer am Abend mit dem Bus vom Wanderclub Edelweiß und von der Stadt Aub in mehreren Fahrten zu ihren Hotels fahren und am morgen wieder abholen müssen.  

Der Abbau der Zelte nimmt am Morgen etwas mehr Zeit in Anspruch, da wir den Großteil für die nächsten Übernachtungen nicht mehr benötigen und diese jetzt saubergemacht und ordentlich verpackt werden müssen.

Auf dem Weg nach Kühlsheim hielten wir in Eiersheim, wo wir mit dem Kaufmannszug zusammen die Mittagsrast verbringen. Auf den restlichen paar Kilometer, in das zwei Orte weiter gelegene Kühlsheim, hat es tatsächlich ein Teil des Teams geschafft sich zu Verfahren. Doch schuld war die Technik, denn das Naiv hatte in diesem leichtbesiedelten Gebiet keinen Empfang. In Kühlsheim sind schnell  Gatter, Wasserversorgung ein Toilettenwagen gestellt. Schnell noch 3 kleine Zelte aufbauen, die den Fuhrleuten und Reiter vorbestimmt sind, damit sie in der Nähe der Pferde sind. Die restlichen Zeltschläfer sind in der nebenanstehenden Turnhalle untergebracht. Wir machen uns fertig, ziehen unsere historischen Klamotten an und laufen dem Kaufmannszug entgegen um gemeinsam nach Kühlsheim einziehen zu können. Neben den üblichen kleineren und größeren Reparaturen an den Fuhrwerken mussten wir uns auch um die Instandhaltung sonstiger Gegenstände kümmern. 

So war am mitgeführten Schnapsfäßchen der Hahn gebrochen, wodurch die Funktionsfähigkeit dieses lebensnotwendigen Utensils nicht mehr gewährleistet war. Doch auch dieses Problem konnte das Supportteam lösen, die uneingeschränkte Funktion wurde am Abend in Kühlsheim in einem Langzeittest geprüft… 

Am nächsten Morgen ist es kalt, es regnet  und darum wird beschlossen erst nach dem Mittagessen in Kühlsheim aufzubrechen. Was unseren Supportablauf etwas durcheinander bringt. Denn solange die Pferde in ihren mobilen Stallungen stehen, können wir keine Gatter abbauen, kein Mist zusammen machen, keine Futter und Wassertröge einpacken und keine Schläuche zusammen machen. Das heißt für uns, fast tatenloses rumsitzen am Morgen und Stress am Nachmittag. Als wir in Eichenbühl mit dem Aufbau fertig sind und in den Ort hinein laufen, kommen uns schon die Fuhrwerke entgegen. Auf Grund des Fäßchentests vom Vorabend dann doch etwas müde und mit dem Vorsatz „zwei Bier, eine Forelle und dann mal früh ins Bett“, setzen wir uns etwas abseits auf das Fest in Eichenbühl. Doch wer uns kennt, kann sich gut vorstellen, dass dieser Vorsatz nicht lange gehalten hat. Unser Tisch wurde Stück für Stück zum Mittelpunkt und man konnte einfach merken, was wir für eine zusammengewachsene Gemeinschaft geworden sind. Wir lachten, sangen und feierten bis in die Nacht hinein. Zum Schluss benötigten wir eine Spende von einem unserer Fuhrmänner und die Überredungskunst des Bürgermeisters, der auch viel Spass an unserem fröhlichen Gelage hatte, um noch einen Biernachschlag zu bekommen.

Am nächsten Morgen stand der nächste Abschied an. Denn nun hieß es, ade ihr Toilettenwägen und ade Imbissmobil. Ein letztes Mal Toiletten und Duschen putzen, Schläuche und Abwasserrohre reinigen und zusammenräumen. Die Anhänger müssen nach Augsburg und nach Ravensburg gefahren werden und es wurde später Abend bis unsere Supporter wieder zurück waren. Als wir nach dem Abbau aus Eichenbühl nach Eisenbach kommen ist der ganze Ort schon mit Fahnen und Flaggen rausgeputzt. Am Lagerplatz sind schon allerhand Helfer dabei unserem Kaufmannszug einen tollen Empfang zu bereiten. Das hat schon etwas von Volksfeststimmung, die Getränke- und Essensstände, die vielen Festbänke, die große Tafel in der Mitte, die für die Teilnehmer reserviert ist und die große Bühne. Wir haben recht schnell Gatter, Zelte, Wasser, usw. aufgebaut und schaffen es erstmals ab der Mittagsrast  mit dem Kaufmannszug zu laufen. So hatten wir uns unseren Job öfters vorgestellt. Am nächsten Morgen hieß unser Ziel dann schon Seligenstadt. Es war schon ein komisches Gefühl, als wir am Morgen durch Seligenstadt zur Heimatbundhalle gefahren sind. Ist jetzt alles schon vorbei??? Doch zum Glück fängt der Tag erst an

Wir versuchen schon seit einer ganzen Woche eine genaue Anzahl der Pferde zu bekommen, die in Seligenstadt eine mobile Stallung benötigen. Wir bekamen nie eine Antwort, nur: „das kriegen wir schon!“ kurzer Hand hieß es an diesem Morgen: „baut alle auf!“ Blöd ist nur, dass 10 weniger auch genügt hätten. Auch an diesem Tag schafften wir es, an der Mittagsrast in Stockstadt ordnungsgemäß gekleidet da zu sein und den restlichen Weg nach Seligenstadt mit zulaufen.

Am nächsten Tag konnten auch wir vom Support von Anfang an mit nach Mühlheim laufen. Denn es waren keine Gatter, Zelte, etc. ab- und aufzubauen. Lediglich ein paar Fahrer mit Traktor und Anhänger waren nötig, um die Fuhrwerke wieder zurück nach Seligenstadt zu bringen. Bei der Frage nach der Anzahl der Fuhrwerke die zurück gefahren werden müssen, hieß die Antwort leider auch nur: “ kriegen wir schon“ doch bei einer etwas besseren Planung hätte sich ein Fahrer den Weg, sonntags nach Mühlheim sparen können. Aber das mit dem reden, kriegen wir schon bis zum nächsten mal hin! 

Als die Kolonne mit den Fuhrwerken auf dem Rückweg ist, genügt eine WhatsApp und es stehen genügend Helfer zu Verfügung. Zusammen haben wir dann die Fuhrwerke abgeladen und sicher in der Heimatbundhalle verstaut. 

Am Mittwoch drauf, stand dann das große Aufräumen an.   

Das letzte Mal die Gatter abschlagen, aufladen und einlagern. Den Mist zusammen machen und entsorgen. Zelte weg bringen, Eimer, Tröge, Schläuche und Werkzeug sauber machen und einlagern. Fuhrwerke abdekorieren, leer und sauber machen. 

Wir waren über 20 Personen und somit recht schnell fertig mit den Arbeiten. Im Anschluss sind wir zum Wanderclub Edelweiß zum Haxen Mittwoch. Das war nochmal ein richtig schöner Abschluss in geselliger Runde. Wir waren ein super Team, der Zusammenhalt war einmalig und somit hat es auch, wenn es einmal stressig war, stets Spaß gemacht.

Zum Abschluss noch ein paar technische Daten über die gesamten zwei Wochen:   

·         Jeden Tag 110 Gatter mit je 39kg auf- und abgebaut.
Das sind 4290kg pro Tag und somit auf den gesamten Kaufmannszug gesehen
bei 15 Tagen ein bewegtes Gewicht von 128,7 Tonnen.  

·         Für die Zelte haben wir 1759 Heringe in den Boden gehauen und wieder heraus gezogen.    

·         Die Pferde haben rund 9800kg Heu und 1500kg Hafer vertilgt und ca. 99000 Liter Wasser getrunken.    

·         Ca. 35 Kubikmeter Pferdemist wurden produziert, der zusammengerechelt, aufgeladen, weggefahren und abgeladen werden musste.   

·         Der Fuhrpark des Supports umfasste u.a.:
1 Traktor mit Hänger
1 LKW mit Hänger
1 Pferdetransporter mit Hänger
div. PKWs und Klein-LKWs mit Hänger (u.a. Toilette, Gepäck, Mist, etc.)
        

Euer Supportteam 2015!!!

20.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Samstag, 20.06.2015, Obernburg/Eisenbach – Seligenstadt


Der ‚Endspurt‘

Der gestrige Abend bei den Eisenbachern steckt heute Morgen noch so manchem in den ‚Knochen‘ – oder vielleicht auch im ‚Kopf‘.  Euch Eisenbachern, dem Organisationsteam vom Vereinsring und den ‚8 Franken‘ sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.  Ihr versteht es einfach Feste zu organisieren und vor allem zu feiern. Da können auch ein paar Regentropen die Stimmung nicht trüben. Nun, es nutzt nichts, wir müssen heute früh unsere letzte (vorletzte) und längste Etappe in Angriff nehmen und dies bedeutet der Wecker klingelt um 05:30 Uhr. Schnell raus aus dem Bett, waschen, anziehen, Sachen packen und bloß nichts vergessen? Das Paulchen (unser jüngster Fuhrmann) kann länger schlafen, er braucht das auch und es sei ihm gegönnt. Er kommt später mit der 2. Fuhre zum Lagerplatz am Sportgelände nach. Die Supportfrauen ins Auto laden und nichts wie hin zu den Zeltschläfern. Frühstück muss gemacht werden denn schließlich warten  90 Personen und es soll ja auch schon um 8.00 Uhr die Fahrt aufgenommen werden. Das, was hier von den Frauen des Versorgungstrupps geleistet wurde, ist unglaublich. Das Frühstücksbuffet ist reichhaltiger als in manch gutem Hotel und verdient bestimmt  5 Sterne. Dazu die Bemerkung eines Fuhrmanns:  „Ihr habt`s eure Madel`s gut im Griff“. Heute haben wir die größte ‚Truppenstärke‘ der gesamten Tour,  da viele Teilnehmer der ersten Woche gestern Abend  wieder zu uns gestoßen sind.  Klar – Keiner möchte den Einzug in Seligenstadt verpassen.  Wir haben eine neue Route festgelegt und sind dieses Mal nicht auf dem langen Betonfeldweg parallel dem „langen Handtuch“ unterwegs, sondern fahren über die „Hardt“ von Eisenbach aus durch Wald und Flur. Fuhrmann Leo Jakob, Eisenbacher und somit ortskundig hatte uns diese Strecke empfohlen. Auf einem schmalen Hohlweg geht es bergauf, da haben die Rösser schon ordentlich zu tun. Die Steigung zieht und zieht sich, scheint kein Ende zu nehmen, bis wir den höchsten Punkt oberhalb des Teufelsjoch auf 297,5 m erreichen. Alle schnaufen und im Wald ist es dampfig und diesig.  Aber es hat sich gelohnt, die Fahrt durch den Wald am Morgen ist alle Mühen wert. Nachdem wir das Waldstück passiert haben, kommen wir zur  ‚Lichten Platte‘. Hier vom freien Feld aus, sehen wir die Skyline von Frankfurt schemenhaft am Horizont. Dann geht es durch das Heiligental hinunter nach Großostheim und auf dem ‚Einhardwanderweg‘ nach Stockstadt zu unserer Mittagsrast.  An den Weiden einer Pferdezucht vorbei, fühlten sich unsere ‚Rösser‘  motiviert  es den weidenden Zuchtpferden gleich zu tun und einfach los zu galoppieren, das geht aber nicht. Ein heißes Tempo hatte unser Zugführer vorgelegt. Wir waren mit  fast 7 Km in der Stunde unterwegs  und das ist selbst für geübte Wanderer schon ein sehr sportliches Tempo. Auf dem Gelände des Bauhofs von Stockstadt erwartet uns schon der Lionsclub mit der Verpflegung. Das Zeitfenster ist jedoch eng und so müssen wir schnell wieder los, denn man erwartet uns bereits an der Grassbrücke am Schwalbennest. Eine Wachmannschaft versperrt uns dort den Weg. Nach kurzer Untersuchung und peinlicher Befragung dürfen wir  passieren, jedoch nicht bevor wir uns am Äppelwoi laben und kurz durchschnaufen. Weiter geht’s nun zum Endspurt, eine Rechtsbiegung noch von der alten Landstraße nach Stockstadt und wir können den Engelsturm der Basilika in der Ferne sehen. Da kann es schon mal passieren dass dem Einen oder Anderen die Augen zu schwitzen beginnen. Noch 2 Kilometer und wir stehen am Ortsschild von Seligenstadt. Aufrüsten und Kleiderordnung herstellen ist jetzt angesagt, wir wollen schließlich ein gutes Bild  zu Hause abgeben.  

Ein Blick die Aschaffenburger Straße rauf lässt schon erahnen, dass da einiges an Zuschauern auf uns wartet. Dann die Einfahrt über das Handwerkerkreiseltor – wir werden von dem Musikkorps der TGS und einer Abordnung des Heimatbundvorstands, nebst Brauchtumspfleger, begrüßt und in die Stadt geleitet. Es war für uns schon eine besondere Ehre und Anerkennung,  dass neben unserer Stadträtin Claudia Bicherl, auch unser Landrat Oliver Quilling zur Begrüßung erschienen war.  Die Gesichter der Menschen am Straßenrand sind uns vertraut. Schon die Aschaffenburger Straße hinunter stehen die Menschen in mehreren Reihen hintereinander, dann der Marktplatz,  proppenvoll – Wahnsinn – wir sind vollkommen ergriffen. Sowas kennen wir sonst nur vom Rosenmontag oder vom Geleitsfest. Was aus unserer fixen Idee innerhalb dieser zwölf Jahre werden würde, das haben wir damals im Jahr 2003 bestimmt nicht gedacht. Wir sind alle einfach nur überwältigt.  

Wie sagte Robert Melber in Aub, ‚Unsere Freundschaft muss man fühlen‘ –  ‚Seligenstädter zu sein muss man auch fühlen‘ und Ihr Seligenstädter habt uns heute dieses unbeschreibliche Gefühl geben!

Die 1. Stadträtin Claudia Bicherl empfängt uns dann als Vertreterin der Stadt Seligenstadt auf der Bühne vor dem Rathaus und das gesamte Organisationsteam darf sich in das „Goldene Buch“ der Stadt eintragen.  Die Stadt Seligenstadt präsentiert uns eine riesige, fünfstöckige Torte,  die unseren Kaufmannsweg dokumentiert. Gekrönt ist die Torte mit einem dreidimensionalen Abbild unseres Kaufmannszuglogos. Zuvor haben wir bereits erfahren, dass jedem Zugteilnehmer eine Dankesurkunde, ausgestellt durch unsere Bürgermeisterin,  per Post zugegangen war. Ein Geleitssoldat löst bei seinen 2 Kindern das gegebene Versprechen ein, sie dürfen seinen Backenbart mit der Schere auf normale Länge kürzen. Mutig, mutig, aber es geht alles gut. Pferde und Kutschen müssen nun zuerst zur Heimatbundhalle gebracht werden, bevor wir alle gemeinsam  im Rathausinnenhof feiern können. Spontan findet sich ein ‚Geleitssoldatenchor‘ zusammen und Trommelfeuer unterhält die Anwesenden mit einem kurzen Programm. Sehr stimmungsvoll schließt diese Darbietung mit ‚Amazing Grace‘, begleitet von Fuhrmann Peter K. auf dem Akkordeon. Klasse TOM, Danke.

Allen, die sich um die Organisation für unsere Ankunft in Seligenstadt und die Bewirtung gekümmert haben, sowie der Stadt Seligenstadt, die uns dazu eingeladen hat, sagen wir an dieser Stelle ganz herzlichen Dank!

Morgen soll es nochmal nach Mühlheim zur 1200 Jahrfeier gehen. Es wird wohl noch eine kurze Nacht werden, denn um 06:30 Uhr wird bereits das Füttern der Pferde beginnen  und die Abfahrt nach Mühlheim, um 8.00 Uhr rückt näher.

von Stephan Sprey und Robert Wurzel

19.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Freitag, 19.06.2015, Eichenbühl – Obernburg/Eisenbach

„Es war halt doch ein schönes Fest, alles wieder voll gewest“ – so könnte man fast meinen – aber fröhlich war es schon in Eichenbühl. Die Nacht war sehr kurz, denn der Bus bringt das „mitfahrende Volk“ bereits um 07:30 Uhr vom „Karpfen“ in Obernburg zum Startpunkt der Fuhrwerke in Eichenbühl. Um 09:00 Uhr wollen wir voller Energie zur vorletzten Etappe aufbrechen. Angesagte Schafskälte und Regenschauer werden uns nicht bremsen. Eben kitzeln mich die Barthaare von „Nora“, einem unserer tüchtigen Zugpferde am Hals – also „alter Knabe“, mache dich auf die Beine! Wir folgen auf einem gut befahrbaren Asphaltweg dem Tal der Erf, das rechtsseitig von stillgelegten Weinterrassen, die jetzt von Obstbäumen bewachsen sind und links von ausgedehnten Weideflächen begrenzt wird. Einige Haflinger versuchen mit wehenden Mähnen unserem Zug zu folgen. Dann erreichen wir Bürgstadt, mit Polizeibegleitung wird Miltenberg passiert. Dem „Maa“ folgend fahren wir durch Kleinheubach. Von der anderen Mainseite grüßt der „Großheubacher Bischofsberg“ zu uns herüber und weckt die Hoffnung auf einen guten Tropfen am Ziel. Schon ist Laudenbach erreicht und während unsere vierbeinigen, bellenden Begleiter ein Bad im Fluss nahmen, wurden die Zugteilnehmer schon wieder zum Mittagsmahl gebeten. Ob die Passagiere des vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffes „Travelmarvel Sapphire“ auch eine so schöne Gemeinschaft an Bord haben? Apropos Gemeinschaft, die Altersspanne reicht in unserem Zug von dem süßen 3 jährigen Bauernmädchen Leonie, bis zum 78 jährigen Soldaten und Urgroßvater. Eine Vielzahl von Berufen, von der Krankenschwester, über den Flugzeugingenieur, dem Lanschaftspfleger , der promovierten Physikerin – um nur einige zu nennen, sind vertreten. In der Zwischenzeit haben wir Klingenberg erreicht, wo ein Fuhrmann seine Trompete erklingen lässt. Von den farbenfrohen Feldblumen der nachfolgenden Kornfelder werden jetzt die Wagen und Pferde geschmückt. Dann empfangen uns die Eisenbacher „Landsknechte“. Zusammen mit den berittenen Fanfarenbläsern geleiten sie uns nach Eisenbach. Die Straßen sind gesäumt von Menschen, die unseren Zug erwartend, vor Ihren Häusern sitzen. Getränke und kleine Happen werden uns gereicht als wir die festlich geschmückten Straßen passieren – was für ein Empfang! Der wunderschöne und fast trockene Tag findet auf der Festwiese, mit einem fränkischen Blasorchester und freundlichen Begrüßungsworten, sowie einem  Obolus   für die Zugteilnehmer einen gelungenen Abschluss.

Ich schließe mit einer dringenden Empfehlung:

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, doch soll es etwas Besonderes sein, muss er den Kaufmannszug erwählen!“

von Karl Jörg Großlaub

18.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Donnerstag, 18.06.2015, Külsheim – Eichenbühl

Ich liege hier, im idyllischen Grün. Vögel zwitschern, Kühe muhen, ab und an ein Apfelbaum neben mir. Die Sonne scheint, manchmal regnet es. Sehr oft bin ich alleine, nur manchmal fährt ein Auto über mich. Ich bin die Landstraße, zwischen Külsheim und Eichenbühl. Ich bin klein, weit ab vom Schuss. Lastwagen unterschiedlicher Größe, alle Automarken, Traktoren mit und ohne Anhänger, alle kann ich unterscheiden. Ich kenne auch einzelne Pferde, Kutschen, Radfahrer und Spaziergänger. Aber das heute, das kannte ich so noch nicht. Da liege ich lange ausgestreckt und hänge meinen Gedanken nach. Plötzlich fühle ich ein leichtes Vibrieren. Kein Laster, kein Auto, die fühlen sich anders an. Das Vibrieren wird stärker, was ist das??? Da kommen alte, sehr alte Erinnerungen hoch. Früher, als ich noch keine Asphaltdecke hatte, vor langer Zeit. Da war ich noch wichtig, verband Dörfer und Menschen, war eine wichtige Handelsstraße. Alles lief über mich. Damals fühlte ich das oft. Besonders ein Teil von mir kann sich sehr gut erinnern: Die alte Steige. Die ist noch original, nicht verbaut, nein, purer Sandstein. Hier kann man die Spuren der alten Kaufmannszüge sehen, als Rillen im Stein. Nein, es ist kein Erdbeben, was ich da fühle, ich habe Glück!! Es sind 17 Kutschen mit Gepäck, Pferde, Menschen, Hunde, sogar ein Falke, das gab´s lange nicht mehr!! Sie klappern über mich, erzählen, singen Lieder, sehen alle so glücklich aus.

Das könnte ich öfters haben! Zu schnell sind sie vorbei.

Ich fühle das Vibrieren noch lange in mir.

von Angela Sticksel

Heute Morgen sind wir aufgewacht und was uns dann erwartet hat war nicht sehr erfreulich, denn wir sind zu früh aufgestanden. Es hat geregnet und deshalb laufen wir erst nach dem Mittagessen los, in der Hoffnung, dass es danach nicht mehr regnet. Wir saßen dann im Schlosshof und wussten nicht wohin mit unserer Energie. Nach dem Mittagessen ging es dann endlich los, aber es hörte nicht auf zu regnen. Es war zwar nur Sprühregen, der machte uns aber trotzdem nass und wir kühlten aus. Das Wetter machte uns alle müde und teilweise haben wir auf der Kutsche geschlafen. Die Pferde mussten weiter schuften und über die holprigen Wege laufen. Erst kurz vor unserem Ziel (Eichenbühl) fing die Sonne wieder an zu scheinen, doch für die lange Gefällestrecke liess sie sich nicht blicken. Wir wurden herzlich in Eichenbühl empfangen. Für jeden gab es ein Freigetränk und einen gebackenen Fisch mit Kartoffelsalat von der Seligenstädter Fischerzunft. In der Kapelle standen 70 verschiedene Kuchen!!! Da haben sich die Landfrauen selbst übertroffen. Alle fielen todmüde in ihre Betten da dieser Tag und das Wetter, sowie das Entlasten der Pferde an den Gefällestrecken, viel Kraft gekostet hat.

von Judith Sticksel, Mara Sticksel, Carmen Linares Cuba