Tagesbericht 09.06.2023

14. Tag Etappe von Eichenbühl nach Eisenbach

Erlaubt mir eine kleine Schleife zurück zum Tag vor der Abfahrt nach Augsburg,

25. Mai 2023…
Noch 5 Stunden bis zur Gepäckabgabe, noch 24 Stunden bis Ankunft in Augsburg.
Eigentlich müsste ich dringend noch die Buchhaltung schmeißen, aber ich hab mich gerade auf der Kaufmannszug-Seite mit den alten Bildern verloren und fange schon jetzt an, zu weinen.
4 Jahre sind schon wieder im Flug vergangen.
Bis eben war ich gefangen in der Hektik der Vorbereitungen und im Nähfieber. Alles dabei, alles gepackt, alles im Griff? Ich weiß es nicht. Der Weg wird es zeigen.
Viel wichtiger, jetzt hier alles abzulegen und sich auf die langersehnte Reise zu freuen. Zack, und schon fließen wieder Tränchen. Keine Ahnung, was das alles mit einem macht.
4 Jahre liegen hinter uns, gespickt mit Hürden, an erster Stelle die Zeit mit Corona.
Ich weiß, dass mein Tagesbericht erst in Eisenbach gefragt ist, aber dennoch wollte ich
heute aufschreiben, wie ich mich vor meinem 3. Start fühle. Eben gerade fängt die Freude an auf unvergessliche Stunden, prägende Gespräche und unzählige Gedankengänge – soviel ist jetzt schon sicher.
Endlich wieder die Natur bei einem Schritttempo von bis zu 7 oder mehr Stundenkilometer einsaugen dürfen. Anstrengung, Überwindung, Vergessen, Erholen und vor allem: die Einfachheit und den Dreck der Felder spüren.
Jeder, der ab morgen an meiner Seite unterwegs ist weiß, warum genau jetzt schon die
Tränen fließen. Es ist einfach nicht zu beschreiben….

So und jetzt zu meiner heutigen und eigentlichen Aufgabe:

Der Tagesbericht vom 09.05. – Eisenbach
Letzte Station vor dem morgigen Einzug in unsere Heimatstadt Seligenstadt.
Zugegeben, es war nicht sinnvoll mit dem Verfassen auf heute, den Sonntag nach dem
Einzug zu warten. Aber nach einem wieder wundervollen Tagesmarsch und Zugweg von
Eichenbühl nach Eisenbach, gab es wenig Gelegenheit, einen Text mit einigermaßen
vernünftigen Zusammenhängen zu verfassen.
Wir haben am Freitagmorgen wie üblich gestartet. Eine Tour von ca. 26 km lag vor uns. Es wurde wesentlich heißer als die Tage zuvor und so mussten die Kutschen regelmäßig zum Ausruhen und Durchatmen genutzt werden.
Doch als das Hufgeklapper in Miltenberg sich mit dieser wundervollen Stadt vermischte, hat es einen einfach wieder aufs Neue weitergetragen. Ich selbst habe mich neu begeistert, wie wunderschön Miltenbergs Altstadt ist und die Freude der Zuschauer war einfach sensationell.
Mittagsrast folgte darauf – wie in jedem Jahr – am Mainufer. Leckere Nudel mit Bolognese und Salate. Das war wie immer tip top… Danke ans Kuhn-Team!
Kurz vor Eisenbach wurden unsere Pferde, Teilnehmer und Kutschen aufgerödelt. Nachdem ich nun das 3. Mal dabei sein darf, wusste ich bereits, wie herzlich wir in Eisenbach empfangen werden und wie viel Arbeit sich die Einwohner von Eisenbach für uns machen.
Unser Fuhrmann Leo, selbst „Eisenbacher“ führt auf diesem Einzug wieder den Zug an. Das allein finde ich rührend und würdigt den besten Kutschfahrlehrer überhaupt.
Die Straßen waren geschmückt, überall an den Straßen standen unzählig viele Menschen, die uns ein kühles Bier, Schnäpschen oder andere lebenswichtige Getränke anboten.
Nachdem wir dann die Pferde versorgt wussten, die Wagen und Feldbetten für die Nacht vorbereitet waren, startete bereits die Musikkapelle und das Fest war in vollem Gange.
Auch hier wird für alle Zugteilnehmer eine mächtige Tafel in der Mitte für uns hübsch
geschmückt reserviert. Das gibt uns die Möglichkeit, uns zusammenzufinden, gemeinsam zu musizieren und diesen Tag Revue passieren zu lassen. Für mich persönlich, sind das die schönsten Abende und Eisenbach ist hier einfach herausragend.
(Ein klein wenig habe ich die spätabendlichen und sehr spontanen Trompeter-Trommelmixe mit der Kapelle vermisst. Das war bisher einer der Highlights meiner Züge und ich bitte darum, dies beim nächsten Mal wieder erleben zu dürfen)

Aktuell ist jetzt bereits Sonntag, der 11.6. – die letzte Nacht in Seligenstadt, inklusive
Einmarsch liegt hinter mir und das wohlbekannte Loch im Boden tut sich auf….
Ich möchte jedoch dem liebgewonnenen Norbert für seinen letzten folgenden Bericht nicht vorgreifen. Er wird sicher wieder die für ihn so wundervoll typischen Texte verfassen und uns den Tag liebevoll beschreiben.
Auch er ist einer dieser „unerträglich positiven“ Teilnehmer dieser Reise und ich muss beim Tippen schmunzeln (dieser Charakterzug wurde von unserem Fuhrmann Thomas für ein anderen Fuhrmann neu vergeben und wird mich mindestens für die nächsten 4 Jahre begleiten. Bis dann wieder einer einen draufhaut …)
Ich danke allen und jedem auf dieser emotional so bewegenden Reise und nein, ich weine gerade sicher nicht!
Das besagte Loch im Boden wird von Stunde zu Stunde größer, doch leider muss es in den kommenden 4 Jahren wieder mit dem üblichen Alltag und Oberflächlichkeiten gefüllt werden.
Dann erst kann dich der nächste Zug wieder mit voller Wucht auf den Boden bringen,
runterholen und erden.
In diesem Sinne, bleibt gesund – tragt es so lange wie möglich in euch.
Alles von dem, was unser Weg ausmacht, fehlt mir ab jetzt und für vermutlich sehr lange Zeit.
Diese Erfahrung durfte ich nun das 3. Mal machen. DANKE.
Danke an das Orga-Team, Support, Teilnehmer, besonders den nervenstarken Fuhrleuten und allen, die sich mit uns begeistern.

JUBEL.
Kirsten

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