7. Tag Etappe von Dombühl nach Rothenburg ob der Tauber
Aus dem Erleben einer Beikutscherin
11 nach 5: Wieder einmal weckt mich die Sonne. Schnell über das Fußballfeld des FC Dombühl zum Toilettenwagen. Obwohl ich dick eingepackt bin, fröstele ich ein wenig. Noch sind die Strahlen am Himmel nur hübsch anzusehen. Später werden sie uns vielleicht noch ins Schwitzen bringen.
Jetzt erst einmal zum Pferd. Heu, Wasser, Kraftfutter. All das ist wichtig, immerhin haben wir heute eine Strecke von 26,2 km vor uns bis nach Rothenburg ob der Tauber. Da muss jedes Pferd gestärkt in den Tag starten können.
Als das erledigt ist, genieße ich den wunderschönen Morgen bei einer guten Tasse Tee. Egal, wie früh ich morgens wach bin, unser Küchenteam ist noch früher auf. Dankbar sitze ich nun also auf der Bank und schlürfe die heiße Flüssigkeit. Langsam erwacht das Lager. Wecker klingeln, Schnarcher brechen abrupt ab, Schlafsäcke rascheln, Zeltplanen gehen auf.
Wasserschläuche ergießen ihren Inhalt rauschend in Plastikbottiche. Gabeln werden in das Heu gestoßen. Schubkarren umher gefahren.
Langsam knurrt mein Magen und – als hätte das Küchenteam meine Gebete erhört – es gibt Frühstück. Ich muss zugeben, dass Frühstück meine liebste Mahlzeit des Tages ist. Wann sonst darf man sich, ohne schief angeschaut zu weden, erst ein Nutellabrot und dann noch ein Salamibrötchen einverleiben? Daneben stellen uns die Essensgöttinen noch buntes Obst und in mundgerechte Häppchen zerteiltes Gemüse zur Verfügung.
Anschließend die bisher eingeübte Routine: Lagerstätte abbauen, Gepäck abgeben, Pferd fertig machen und einspannen. Brav lässt unser Wallach alles über sich ergehen, dafür darf er auch noch ein bisschen grasen.
Gegen 10 setzt sich unser Konvoi in Bewegung. Alles fügt sich ohne Unruhe, als hätten wir alle nie etwas anderes getan.
Also springe ich auf die Kutsche und vertreibe mir meine Zeit bis zur Mittagsrast. Kurz vorher muss jedoch gehalten werden. Wieder einmal müssen die Superhelden vom technischen Support einschreiten. Eine Kutsche muss repariert werden. Schon am Morgen hatte ich die Fähigkeiten von Gatter Gerd und Co. bewundern dürfen. Dieses Mal sehe ich aber leider nichts.
Gegen 14 Uhr halten wir schließlich auf einer (für den Pferdegaumen) schmackhaft grünen Wiese. Mittagsrast.
Auch ein wildgewordener Busfahrer, der uns kurz vorher noch begegnet ist, lässt unsere Laune nicht absinken. Guter Dinge packen die Teilnehmenden mit an und holen den Pferden Wasser oder den Fuhrleuten Essen.
Nach der Pause geht es frisch gestärkt weiter gen Rothenburg – durch Diebach und Gebsattel, wo uns schon die Menschen begeistert zuwinken.
Kurz vor unserem Ziel wird schließlich aufgerödelt. Die Pferde und Kutschen werden mit den von den Teilnehmenden gepflückten Blumen geschmückt, während wir auch unser Pferd bürsten und zum Glänzen bringen.
Dann endlich erklingen die Trommeln. Die Wagenräder beginnen zu Rollen, Hufgetrappel erhebt sich und wir werden feierlich in der historischen Stadt willkommen geheißen. Unter lauten „Jubel“-Rufen begleite ich unser Pferd über das rutschige Kopfsteinpflaster vorbei an den wunderschönen Häusern und Mauern. Dabei frage ich mich, ob wir vielleicht gerade in diesem Moment auf den Spuren realer Vorbilder des Kaufmannszuges wandeln.
Von dem, was auf dem Marktplatz vor sich geht, bekomme ich nur fernes Stimmengewirr mit. Viel zu viele Fragen wollen beantwortet werden: Wer seid ihr? Was macht ihr? Darf ich das Pferd streicheln? Und was heißt Kaufmannszug eigentlich auf Englisch?
Anschließend fahren wir in unser Lager. Wieder spult sich wie automatisch die eingespielte Routine ab: Pferd ausspannen und versorgen, Gepäck holen und Lagerstätten fertig machen. Danach gibt es Abendessen im Gasthaus zum Ochsen. Die aufgetischten Speisen sind unfassbar reichlich und lecker und ich bin richtig traurig, dass ich so schnell satt bin. Zu gerne hätte ich noch viel mehr von den Köstlichkeiten probiert.
Plötzlich ertönt eine Trompete. Verwirrt blicke ich auf und sehe, dass einige Leute vom technischen Support vorne stehen und verschmitzt grinsen. Ein einzelnes Autorad wird hereingerollt. Genau wie die anderen im Saal muss ich lachen. Was hat das wohl zu bedeuten? Das Team erklärt, dass dieser Reifen jemandem gehört, der diesen nun wiedererwerben kann. Um diese Sache ein bisschen zu erschweren, darf allerdings der ganze Saal mitbieten.
Schnell surren die ersten Zahlen durch die Luft. 20, 25, 40, 50… In wenigen Momenten steht das höchste Gebot schon bei 150 Euro. Das Schlusswort jedoch hat der Besitzer des Rades. Am Ende ist er um 200 Euro ärmer, aber wir um eine amüsante Anekdote reicher.
Satt und geschafft kuschle ich mich in meinen Schlafsack. Ein schöner Tag. Auf das der nächste auch so wird.
Katharina