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07.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Sonntag, 07.06.2015, Allmannshofen (Gut Schwaighof) – Harburg

“ Noch e gud halb Stund“

Aufgewacht bin ich um halb Sechs. Es war die berühmte Ruhe nach dem Sturm. Man hörte das Vögelzwitschern,  das Schnaufen und das Wiehern der Pferde. In der Nacht hat es orkanartige  Böen über den Platz geschickt, es hat geregnet was vom Himmel kommen konnte und man wurde sozusagen getauft für das „Abenteuer Kaufmannszug“.  Einige Zelte im vorderen Bereich waren unter Wasser, was u.a. zur Folge hatte, dass Michael „Mille“ Millitzer seine Schlafmaske nicht an die Steckdose anschließen wollte aus Angst vor Kurzschlüssen im Gesichtsbereich. Er lebt noch, das ist wichtig, allerdings hatten die Bewohner der ersten Zelte zusätzlich zu  dem Sturm , dem prasselnden Regen, noch  den Rest der Nacht mit Milles Schnarchen umzugehen. Doch zunächst: bei der letzten  Vorbesprechung in der Heimatbundhalle Anfang Mai wurde gefragt, wer denn mal bereit wäre, einen Tagesbericht zu verfassen. Ich wieder vorne dabei. Ich dachte mir, vielleicht gar nicht uninteressant, wenn ein Anfänger, ein Kaufmanns-Greenhorn, die Sache mal beleuchtet. Wir sind als kleine Familie dabei. Frau,  6-jähriger Sohn und ich. Beide habe ich, ohne deren Wissen (und Einverständnis)  vor über einem Jahr angemeldet und im Vorfeld einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen.  Nur so viel: nach einem halben Tag sind beide über Maßen begeistert.  Atmosphäre, die Gruppe, die Organisation, alles top. Sie, sportlich ambitioniert, nutzt den Zug zudem zur Steigerung ihrer Fitness, der Kleine durfte sofort bei Cheffe Stephan Sprey auf der ersten Kutsche die Zügel mal halten. Was ein Erlebnis für ein Kindergartenkind. Nur ich zweifelte jetzt an dieser meiner Entscheidung, da mein 52-jähriger, mittelmäßig trainierter Körper nicht optimal auf die Herausforderung eingestellt zu sein schien. An der gestrigen ersten Etappe war ich nach einigen hundert Metern schon sichtlich überrascht ob des enormen Tempos.  Wenn Pferde Schritt laufen, ist das eigentlich zum gehen  zu schnell und fürs rennen zu langsam.  Für mich absolut ungewohnt und ich fühlte mich überrascht von der enormen körperlichen Herausforderung, zudem kamen noch „angenehme“ 33 Grad, was gewaltig an meiner Kondition nagte. Meine Vorschläge beim Furhrmann Heinz St., doch ab und zu mal stehen zu bleiben, um die Landschaft zu genießen, wurden lachend zur Seite gewischt. Nach 2 Std. und 4 Liter Wasseraufnahme, sah ich ein, dieses bestehende und funktionierende System nicht verändern zu können. Es hat natürlich seinen Grund: Pferde brauchen ihren Trott. Ständiges Stehenbleiben macht sie unruhig und das möchte man vermeiden. Schließlich will mal ja auch ankommen irgendwann. Heute am 2. Tag ging es von Gut Schwaighof um 9.30 Uhr los. Erste Ortschaften waren Druisheim, wo alle Einwohner offensichtlich grade in der Kirche waren. Hier in Schwaben wurde erst heute Fronleichnam gefeiert. Aber es war wunderschön geschmückt, so wie wir Seligenstädter das kennen und gewohnt sind. Weiter über den Hügel mit Blick über das Donautal und schon ganz in der Ferne Donauwörth, wo wir die hier schon mächtige Donau überquert haben. Eine  eindrucksvolle und sehr gepflegte Stadt. In Mertingen eine heiß  gelaufenen Achse, die  uns dann allen doch mal zu einer ca. 20 minütigen Pause verhalf. Mittlerweile, und das nebenbei, war ich, durch den gestrigen Tag, aber auch schon mehr eingestellt, und wusste heute zumindest, was mich erwartet. Meine Kondition war schon besser, und ich hatte den  Eindruck, dass das mit mir durchaus noch was werden kann. In Ebermergen, um 14.15 Uhr und nach schlappen 23 km, dann die erhoffte Mittagsrast, wo unser Küchenteam leckere Köstlichkeiten für uns vorbereitet hatte. Weiter ging es um 15.45 Uhr. Nach Auskunft von Stephan Sprey „noch e gud halb Stund“ und ca. 5 km, woraus dann doch gefühlte 10 km wurden. Ankunft an der Burg Harburg gegen 17.30 Uhr. Hier wurden wir, und das lässt jedes Herz höher schlagen, mit  Blasmusik der Stadtkapelle Harburg empfangen. Das sind Momente, wo man dem Himmel ganz nah zu sein scheint. Die Burg Harburg ist nebenbei die größte und best erhaltene Burganlage in Süddeutschland. Zudem ist sie mit dem Baujahr 1150 eine der ältesten.  Sie gehört heute einer Stiftung. Ein toller Empfang durch die Offiziellen und ein schöner und gebührender Platz, um hier eine Nacht zu verbringen. Harburg selbst ist wahrscheinlich das kleinste Städtchen Süddeutschlands mit gerade mal 2500 Einwohnen in der Kerngemeinde, mit 10 Eingemeindungen und gesamt 5500 Ew, allerdings mit über 60 Vereinen. Auch hier sieht man Parallelen  zu Seligenstadt.  Noch ein Wort zu Organisation und Support. Diese zwei Dinge kann man hier gar nicht beschreiben. Schon gar nicht in einem Tagesbericht. Ich sag nur „unglaublich“. Morgens und abends greifen hier Zahnräder ineinander und die Maschinerie läuft. Bin sehr beeindruckt und jeder, der sich in irgendeiner Form ehrenamtlich engagiert, weiß oder kann erahnen, was hier geleistet wird.  Vom unserer Seite als Teilnehmer, können wir nur den Hut ziehen, Danke sagen, und versuchen, zu unterstützen und zu helfen. Wir freuen uns auf die nächsten Tage und finden es schon jetzt schade, nur eine Woche dabei zu sein.

von Norbert Zabolitzki

06.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Samstag, 06.06.2015, Augsburg – Allmannshofen (Gut Schwaighof)

Heute startet unsere erste und eine der längsten Etappen von ca. 32 km zum Gut Schwaighof im Allmannshofen. Dazu kündigte sich ein sehr heißer Tag an, eine große Herausforderung, besonders für die Pferde. Doch ein standesgemäßer Aufbruch in kleiner Abordnung vom Marktplatz muss einfach sein. Vertreter der Stadt Augsburg und der IG Historisches Augsburg verabschieden unseren Kaufmannszug in einem würdigen respektvollen Rahmen auf einer eigens erstellten Bühne. Und der Kaufmannszug bricht offiziell auf. Steigende Temperaturen erfordern eine erste Planänderung. Ohne Teilnehmer, nur mit Wagen und Fuhrleuten startet der komplette Kaufmannszug. Die Hitze und die Unruhe der Pferde legen einen raschen Start nahe. So können die Tiere die Wagen die erste Hälfte der Strecke ohne „Ballast“ und in Ruhe bewältigen. Zur Mittagspause auf der Hälfte der Strecke stoßen die übrigen Teilnehmer hinzu. Nach der Pause bleiben die Wagen erstmal „ballastfrei“. Zur Schonung der Pferde legen die Teilnehmer des Kaufmannszuges die Strecke fürs Erste zu Fuß zurück.  Das alte Gut Schwaighof – seit langer Zeit von der Familie Zeising betrieben – bieten einen tollen Rahmen für ein, eigens für uns organisiertes, sehr stimmungsvolles Fest mit Rokokotanz und ungewöhnlichen Pizza-Kreationen. So würde man gerne jeden Tag beenden. Natürlich ohne das Gewitter, das unmittelbar bevorsteht.

von Michael Eiles

05.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Freitag, 05.06.2015, Augsburg

Der große Moment ist gekommen, es beginnt endlich. Heute um 5.00 Uhr fuhren die ersten Fahrzeuge los um ihre Fracht, Mensch, Tier und Material nach Augsburg zu transportieren. Lediglich ein kleiner Vortrupp fuhr schon am Donnerstag den 04.06. um die Ankunft dort zu koordinieren. Ebenso fuhr unser Supporter Niklas mit dem Schlepperzug, geladen mit den Pferdepanels schon am Donnerstag, um als erster vor Ort zu sein. Schliesslich müssen die Pferde ja direkt in die fertigen Gatter eingestellt werden, um nicht ewig in den Pferdeanhängern herumzustehen. Um 19.00 Uhr waren wir von der IG Historisches Augsburg zu einer Willkommensfeier mit Bankett in den Wollmarkt geladen. Es wurden viele Worte gesprochen, aber ein paar Worte drücken alles aus „Wir sind zu Gast bei guten Freunden“ damit ist meiner Meinung alles gesagt. Nach all den Anstrengungen des Anreisetages und dem ersten Lageraufbau – schließlich dürfte das der erste heiße Tag der Saison gewesen sein. Nach einer herzlichen Begrüßung und einem hervorragenden Essen, versuchten sich die mutigsten Teilnehmer des Kaufmannszuges als spätmittelalterliche Tänzer.

von Stephan Sprey

31.05.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt
Samstag, 31.05.2015, Seligenstadt



Das Wetter ist schön und weckt Erinnerungen an den ersten Kaufmannszug 2003. Es sind viele Teilnehmer des diesjährigen Zuges erschienen, um den Segen von Pfarrer Heinz Förg für die anstehende Reise zu erhalten.
Sogar unser neuer Mitstreiter im Team der Fuhrleute, Klaus Haaf ist extra aus Wittighausen angereist, um dem kleinen Gottesdienst mit anschließender Segnung beizuwohnen. Es tut gut zu merken, das es nicht nur für uns wichtig ist mit Gottes Segen zu reisen. Das Wetter, die Leute, die Herzlichkeit, der Segen, die Natur, das Miteinander, das sind die besten Voraussetzungen für einen schönen harmonischen Kaufmannszug 2015. Ich freue mich wahnsinnig auf die Reise.

von Stephan Sprey

14.06.2019

In Eisenbach zu Gast bei Freunden – Erinnerungen an unbeschwerte Tage

Fast zwei Jahre ist es her, als sich der Kaufmannszug von Augsburg aus auf den beschwerlichen Weg nach Seligenstadt gemacht hat. Über 300 Akteure, 50 Supporter rund um Transport, Auf- und Abbau sowie Verpflegung, fast 20 Fuhrwerke und über 40 Pferde. Eine Gemeinschaft, die seines gleichen sucht. Jeder kannte seine Aufgaben, jeder hat mit angepackt wo immer nötig und am Ende eines jeden Tages hat man gemeinsam gefeiert und die Erlebnisse des Tages in geselliger Fröhlichkeit am Lagerfeuer geteilt.

Entschleunigt und mit einem klaren Ziel vor Augen, haben wir uns dem Alltagstrott und vielen Bequemlichkeiten der modernen Zivilisation entzogen. Für mich persönlich ein wohltuende Erfahrung; einmal den Arbeitsalltag, den ganzen Stress, die vollen Züge und die Hektik sowie Lautstärke der Mainmetropole hinter sich zu lassen; fast wie Urlaub auf einer Insel der Glückseligkeit. An diese unbeschwerte Zeit denke ich gerade in der aktuellen Phase der Pandemie häufig und sehr gerne zurück.

Rückblickend hatten wir richtig Glück, dass der Kaufmannszug stattfinden konnte. Schon ein Jahr später musste der Zunft- und Handwerkermarkt wegen Corona abgesagt werden. Auch dieses Jahr wird das kulturelle und gesellschaftliche Leben weiter auf Sparflamme köcheln. Keine Feste, keine Konzerte, nur virtuelle Treffen. Wir alle sehnen uns wieder nach ein bisschen Normalität. Vielleicht ist es genau diese Sehnsucht, die uns in Erinnerungen schwelgen und darauf hoffen lässt, diese Erfahrungen nochmals machen zu dürfen.

Erst vor kurzem habe ich an unsere Ankunft in Eisenbach, unserer letzten Station vor Seligenstadt, denken müssen oder besser gesagt dürfen. Im Pilgerspfad haben wir kurz Rast gemacht und uns „aufgerödelt“ … die Gewandung gerichtet, am Wegesrand gepflückte Blumen ans Revers gesteckt, die eigenen Haare und Schweife der Pferde geflochten, Fuhrwerke rausgeputzt und die Garde mit Fahnenschwenker und Trommler nach vorne geschickt.

Am Rainchestalgraben wurden wir von den berittenen Fanfarenbläsern und der historischen Bürgergarde in Empfang genommen und durch die Straßen der Stadt mit großem Getöse geleitet. Eine riesige Begeisterung und Herzlichkeit der Eisenbacher schwappte uns entgegen. Ein wenig irritiert nahm ich zuerst zahlreiche „Seligenstadt Helau“ Rufe wahr. Sie vermischten jedoch schnell mit den Jubel-Schreien, die dann auch die Überhand behielten. Von Haus zu Haus gespannte Girlanden und Fahnen an jeder Ecke bildeten einen standesgemäß bunten Rahmen.

Die Straßen, Fenster und Hofeinfahrten gesäumt mit begeisterten Menschen, die schon sehnsüchtig die Ankunft des Kaufmannszug erwartenden. Und zwischendrin viele bekannte Gesichter. Freunde, Bekannte und Familienmitglieder, die uns die letzten beiden Wochen aus der Ferne beobachtet und in Gedanken begleitet haben. Alle sind sie uns entgegengereist, um uns schon am Vorabend der Ankunft in unserer Heimatstadt in den Arm zu nehmen.

Vom Bürgermeister der Stadt und der noch amtierenden Mirabellenkönigin sowie weiteren Gemeindevertretern wurden wir herzlichst begrüßt und auf eine ausgelassene Feier eingestimmt. Bevor wir jedoch die Festlichkeiten genießen konnten, wurden wie jeden Tag zuerst die Pferde ausgespannt und auf der eigens dafür errichteten Koppel versorgt. Kurz darauf versammelten wir uns alle auf dem von der Freiwilligen Feuerwehr phantastisch hergerichteten Festplatz.

Vor der Bühne waren die Sitzbänke aufgereiht, drum herum gab es mehr als ein Dutzend Stände mit herrlichen Köstlichkeiten und sogar eine Bar, an der man Cocktails bekam; vielleicht nicht ganz in die Zeit des Kaufmannszuges passend, aber äußerst wohlschmeckend. Dennoch rann den meisten Kehlen kühles Bier hinunter. Eigens mitgebrachte kleine Löffel, die vielleicht einen halben Liter oder auch mehr fassten, wurden gefühlt und mit einem Zug geleert.

Die Gläser erhoben und von zünftiger Musik der ‘8 Franken‘ begleitet wurde Gesang angestimmt und bis tief in die Nacht gefeiert. Zum Abschluss bot das ‘Trommlerfeuer‘ in Begleitung der Muski-Kapelle „Amazing Grace“ dar; kurzer Hand hinter der Bühne improvisiert einstudiert.

Erschöpft von den Strapazen der vergangenen Tage aber auch erleichtert, mit allen wohlbehalten und ohne größere Probleme so weit gekommen zu sein, fand ich dann noch den nötigen Schlaf, um auch für die letzte Etappe gewappnet zu sein.

So kurz vor dem Ziel setzt man ungeahnte Kräfte und Ausdauer frei und lässt sich auch nicht davon abschrecken, den längsten Teilabschnitt des gesamten Zuges noch vor sich zu haben.

12.06.2019

Am Pranger von Külsheim

Die Nacht verbrachten wir in der Reithalle des Reit- und Fahrvereins TBB. Wir erwachten zwar mit einem überaus dominanten Pferdegeruch in der Nase, hatten aber alle eine sehr erholsame Nacht.

Nach dem Frühstück ging es mit 11 Minuten Verspätung „pünktlich“ um 11:11Uhr los. Wir machten uns auf den 15,7km-langen Weg nach Külsheim. Die erste Etappe des Zuges startete mit Regen und starkem Wind, wovon wir uns natürlich nicht unterkriegen ließen und uns mit vollster Motivation auf den Weg machten. Für viele startete also die erste Etappe in der trockenen Kutsche. Dort wurde sich mit viel Gesang, Kartenspielen und unterhaltsamen Gesprächen bei Laune gehalten.

Um 12.35 Uhr erreichten wir nach ca. 7km, teils sehr durchnässt, die Mittagsrast in Eiersheim. Dort konnten wir zur Freude aller im trockenen Gemeindezentrum zwei Stunden Rast halten. Wir freuten uns über die schönen Sanitären-Anlagen sowie die Gelegenheit sich und die durchnässten Klamotten einigermaßen zu trocknen. Kaffee sowie Tee waren perfekt, um sich zusätzlich aufzuwärmen. Während der Pause wurde außerdem die ein oder andere Näharbeit an gerissenen Hosen und Hemden verrichtet. Gegen 13:15 Uhr wurde die Essentheke mit Hackbraten und Kartoffelsalat eröffnet. Dies wurde vom „grünen Baum“ aus Klein-Auheim gesponsert, worüber wir alle sehr dankbar waren.  Als Nachtisch kredenzte man uns leckere rote Grütze mit Vanillepudding.

Um 14 Uhr machte Katrin B. eine Ansage, dass aufgrund des schlechten Wetters die Hotelschläfer mit dem Bus gerne schon früher in ihre Unterkunft gebracht werden können. Um sich die Aufmerksamkeit aller zu verschaffen, klopfte Sie voller Elan auf die Bierflasche und brachte diese natürlich, zum Lachen aller, zum überlaufen.

Kurz vor Aufbruch gratulierten wir der Jubilarin Josefine mit einem Geburtstagsständchen zu ihrem Geburtstag.

Um 15Uhr setzen wir uns wieder in Bewegung und starteten mit der zweiten Etappe zu unserem Ziel in Külsheim. Zur Freude aller klarte sich der Himmel auf und sogar die Sonne kam zum Vorschein. So ging es also für viele zu Fuß weiter. Kurz vor Külsheim wurde ein kurzer Stopp zum „aufrödeln“ eingelegt um einen besonderen Eindruck bei den Bewohnern von Külsheim zu hinterlassen. Dort wurden wir um 17 Uhr freundlich in Empfang genommen. Bürgermeister Thomas Schlegelmann und Marktmeister Thomas Hilpert begrüßte uns und Letzterer klärte uns über die „zehn Gebote“ des Ortes zum allgemeinen sittlichen Verhalten auf. Abschließend wurde aus unseren Reihen ein Spitzbub für den Pranger gesucht. Die Auswahl dauerte nicht lange an und der Schuldige S. Kaiser wurde für verschiedene Schandtaten einige qualvolle Minuten angeprangert.

Durch das vor Kurzem gefeierte Burkurzweyl waren verschiedene historische Stände auf dem städtischen Festplatz um die Burg aufgebaut. Vor allem das abwechslungsreiche Essen und das Karussell beeindruckten uns sehr. Um 19 Uhr konnte zudem an einer Stadtführung teilgenommen werden.

Den restlichen Abend verbrachten wir gemeinsam mit den Külsheimern auf dem Festplatz. Mit viel Spaß feierten wir ausgelassen. Karussell fahren, die Aussicht vom Burgturm zu genießen, zu tanzen und zu singen waren Teil davon.

Zum glorreichen Abschluss hisste Felix St. Die „sellestädter“ Flagge auf dem örtlichen Burgturm und zu guter Letzt leistete sich Fuhrmann Toni das tägliche Missgeschick, indem er den Nover-Bus mit herabfallenden Gattern demolierte.

Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft der Külsheimer mit einem lauten Jubel.


Anne E. & Jessi L.

11.06.2019

Tauberbischofsheim – Ein Hoch auf den Support!

Schon heute Morgen, bevor wir losfuhren, hatten einige von uns vor Rührung Tränen in den Augen. Frau Josefine Kemmer aus Grünsfeld (Ortsteil Zimmern) brachte für die Kinder etwas Süßes vorbei und eine Karte mit lieben Worten und dass sie wieder winken würde. Nachdem sich jeder von uns, dank des spitzen Küchensupport-Teams, für den Tag gestärkt hatte, ging es um halb elf von Unterwittighausen in Richtung Tauberbischofsheim. Zum Glück trocken und unfallfrei kamen wir gegen halb zwei zu unserer heutigen Mittagsrast. An einem Feldweg mit großen Wiesen, auf denen sich schöne Wildblumen und einige Schmetterlingsraupen fanden, wurden wir vom Küchensupport köstlichst versorgt. Jede Menge Brötchen wurden für uns alle (160 Personen) geschmiert und belegt.

Während wir uns hier auf den Wiesen ausruhen, bereitet der Support schon fleißig alles für unsere Ankunft vor. Für 32 Pferde müssen Gatter auf-, Futter bereitgestellt und die Wassertröge befüllt werden. Wie schon die Woche zuvor, sind wir eine eingeschweißte Truppe.

Nach der Mittagsrast schallte es mal wieder nach ein paar Metern „Stop“; an einem Pferdegeschirr musste etwas gerichtet werden. Nach wenigen Minuten zogen wir um ca. 15 Uhr weiter.

Steil bergauf und steil bergab, liefen wir die Strecke ab. Die Fotografen am Fuße unten warten, für Bilder die kann jeder sehen, muss nur auf die Website gehen. Die Pferde gehen strammen Schritt, so dass kommt manch anderer nicht mit. Dichten kann ich nicht so gut, dennoch sitzt der Hut.

Der weitere Weg verlief ohne Zwischenfälle. In Tauberbischofsheim angekommen, wurden wir wie immer herzlichst vom Bürgermeister begrüßt. Die Händler präsentierten ihre Waren auf dem Marktplatz. Nach dem Empfang marschierten wir weiter zu unserem Quartier auf dem Pferdehof des örtlichen Reitvereins.

Dort empfang uns der Support mit den aufgebauten Gattern. Wieder ein erfolgreicher Tag, der hinter uns liegt. Nun wird im Lager wieder gefeiert und natürlich der Geburtstag unseres Fuhrmanns Klaus!

Apolonia

10.06.2019

Viel los auf der Route nach Unterwittighausen

Pfingstmontagmorgen, für andere ein Feiertag, für uns geht endlich die 2. Woche von Aub nach Seligenstadt los. Nachdem es ein leckeres Frühstück auch für die Zeltschläfer im Gasthaus zum Weißen Roß gab, fanden wir uns alle auf dem Lagerplatz ein.

Alle packten fleißig mit an: Zeltabbau, Pferdeboxen ausmisten, Küchensupport unterstützen usw., so dass wir um kurz vor 10 Uhr Roberts Ansprache für den heutigen Zugweg anhören konnten. Danach haben wir dem Geburtskind Heike ein Ständchen gesungen und der Kaufmannszug fuhr los.

11:15 Uhr ging ein Aufschrei durch das hintere Drittel des Zuges: „ Stop! Speichenbruch bei Hans‘ Kutsche hinten rechts!“ Zum Glück hat unser lieber Support – Gerd die Ersatzkutsche hergefahren. Das Wetter war zu dieser Zeit noch perfekt, Sonne und Wolken im Wechsel. Es dauerte nicht mehr lange und wir erreichten unsere Mittagsrast in Stalldorf.

Ein Landwirt vor Ort baute sogar für uns Tische und Bänke auf und Privatleute stellten ihr Besteck zur Verfügung, da unseres zu wenig war. Hier war für uns ein tolles Buffet von der Küche aufgebaut!

Nachdem unser Pferde und Fuhrleute versorgt waren, und auch wir uns am Buffet gestärkt hatten, konnte man auf einer schönen Wiese entspannen.

Währenddessen musste bei Toni und Walter leider das Pferd Heidi durch Desperado ersetzt werden. Heidi hatte in der 1. Woche so freudig die Kutsche gezogen, dass sie sich im Brustbereich wundgescheuert hatte und heimgeschickt wurde.

15:00 Uhr war Abfahrt, doch o Weh! Nach wenigen Metern schon, wieder ein Stop – Ruf: Utes Pferd Bruno, der nach der Rast vor den Einspänner gespannt wurde, hat sich dann vor Aufregung in der Schere (Deichsel) verkeilt. Somit ein Ausfall von Kutsche und Pferd. Dann ging es endlich weiter…nach 100m der nächste Stop-Schrei: „Seppl hat ein Hufeisen verloren!“ Zum Glück war Leo, der Hufschmid, direkt zur Stelle und konnte das Pferd neu beschlagen.

Währenddessen wurden die 1. Reparaturarbeiten an so mancher Gewandung erledigt. Kaum waren wir wieder unterwegs, kamen die angekündigten Regenschauer, doch die Stimmung war super, dass in manchen Kutschen die 1. Lieder und lautes Gelache erklungen.

Es regnete sich heftig ein und der Einzug des Kaufmannszuges in Unterwittighausen fand 1,5 Stunden später als geplant statt. Die Einwohner harrten die ganze Zeit im Dauerregen aus, um uns in Empfang zu nehmen.

Das Support Team war heute auch Spitze! Es stellte alle Zelte vor dem großen Regen auf und baute sogar einen „Regenschutzunterstand-Dings-Bums“ mit viel Liebe auf. Die Unterwittighausener Feuerwehrjugend rollte ihren Wasserschlauch fast einen Kilometer für unsere Pferde und Zeltschläfer aus.

Ein Jubel auf unseren 1. aktiven Tag !

Christine und Moni

09.06.2019

Ruhetag – Zeit der Besinnung und Erholung

Natürlich haben wir die gestrige Nacht bis in die frühen Morgen verlängert und lange erschallten vom Lagerfeuer her die  Lieder zu den Klängen von Gitarre und Akkordeon.
‚Vom Barette schwingt die Feder, biegt und windet im Winde sich………‘,  ‚Es gibt ja nichts schönres ,

als ein Fuhrmann zu sein……‘  oder auch ‚Hoch auf dem gelben Wagen…‘, sind Lieder aus dem Repertoire von uns ‚Kaufmannszüglern‘. Mit über 300 Gästen, dem Zusammentreffen der Teilnehmer aus der ersten und zweiten Kaufmannszugwoche, waren wir eine beachtliche Festgemeinschaft im Spitalgarten von Aub.

Doch heute ist Sonntag, Ruhetag in Aub, eine verdiente Pause für unsere Pferde, leider nicht für unser Supportteam. Fuhrwerke müssen gewartet, das Lager in Stand gehalten werden, und selbst am morgendlichen Gottesdienst können nicht alle teilnehmen, eine ‚Wache‘ muss im Lager bei den Pferden bleiben.
Der festliche Gottesdienst, hat Tradition in Aub und schon der ‚lange‘ Einzug durch die Kirche, mit uns Trommlern vorneweg, sorgte für die sprichwörtliche ‚Gänsehaut‘. Burkard Fleckenstein, Pastoralreferent in Aub, zelebrierte den Gottesdienst auf seine eigene Weise, die Gemeinde mit einbeziehend und sehr würdevoll, lies Raum unsere Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Sehr ergreifend formulierte Richard den ‚Geist‘ des Kaufmannszuges, Gitarren, Geige und Jagdhorn waren zu hören – ‚Ich möcht mit einem Zirkus zieh‘n, mit vielen bunten Wagen, die deine Welt und meine Welt, auf Ihren Rädern tragen‘.
Der Text von Wilhelm Willms, die Melodie von Peter Janssens, ein Lied, das nicht nur den Geist des Kaufmannszuges hat schwingen lassen.

Stadtführungen, ein Kinderprogramm und das große Küchenbüffet sorgten am Nachmittag für Kurzweil, nicht zu vergessen die Verlobung von Weilo und Kirsten, traditionsgemäß mit zu Ringen geformten Hufnägeln. Viel zu schnell verging dann der Abend, begleitet von der Auber Blaskapelle, die auch am Geleitsfestwochendende in Seligenstadt zu hören sein wird.

Bleibt nur noch ein ganz, ganz herzliches Dankeschön auszusprechen – für das es keine Form der Steigerung mehr gibt – für ein unbeschreiblich schönes Wochenende mit Euch ‚Aubern‘, für Eure grenzenlose Gastfreundschaft und für diese ‚ganz besondere‘  Freundschaft, die uns verbindet.

Robert Wurzel

08.06.2019

AUB – Daheim bei Freunden

Der Einzug in Rothenburg, gestern Nachmittag, war wie bei unseren früheren Kaufmannszügen einfach wieder famos. Ähnlich den Anderen, ehemaligen,  ‚freien Reichsstädte‘ entlang der Romantischen Straße, hat auch Rothenburg eine intakte und begehbare Stadtbefestigung und es ist immer wieder ein prickelndes Gefühl mit unserem Zug die Stadttore zu passieren.

Das klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster, die wehenden Fahnen und der Hall der Trommeln in den Gassen des mittelalterlichen Stadtkerns,  lassen das 18. Jahrhundert lebendig werden und sorgen für diese unbeschreibliche Stimmung, die die Teilnehmer die ganze Reise über begleitet.

In der ‚Schranne‘  durften wir auch in diesem Jahr für den Abend einkehren und waren beeindruckt vom Treiben um den ‚Meisterdrunk‘, der an diesem Pfingstwochenende in Rothenburg stattfindet. Ein frischer Wind sorgte dann heute über den Tag für kühlere Temperaturen, ohne jedoch die Sonne aussen vor zu lassen –  für Mensch und Tier war dies sicher eine Wohltat. Viel auf kleinen Landstraßen waren wir unterwegs und schon die erste, sanft ansteigende, Strecke, durch blühende Felder, lieferte schnell auch die ersten Motive für unsere Fotografen. Etwa 27 km waren heute zu bewältigen und zügig erreichte unser Tross das Ziel zur Mittagsrast bei Gickelshausen. Wie im Flug sollte der Nachmittag vergehen, ich denke die Freude auf unsere Ankunft in Aub hat da Ihren Teil dazu beigetragen.

Einfach so durften wir natürlich das Stadttor nicht passieren, gründlich wurde der Zug inspiziert und natürlich wurde man fündig. Kopfläuse hatte man bei unserem Soldaten Ali entdeckt, sein Beteuern, es wären seine Haustiere, die er hege und pflege, nutzte nichts – er wurde festgenommen. Eine gründliche Kopfwäsche im Marktplatzbrunnen, verordnete Ihm später der Rat der Stadt beim Empfang am Marktplatzbrunnen.

Viele Seligenstädter waren auch dieses Jahr wieder zu Besuch in Aub um uns hier mit zu begrüßen, eine nette Geste, die das Interesse an unserem Kaufmannszug und das ‚bei uns sein‘ ausdrückt, über die wir uns sehr gefreut haben.

Fürstlich wurden wir dann zum Abend durch unsere Auber Freunde im Spitalgarten bewirtet (unser geheimer Wunsch nach dem köstlichen gekochten Rindfleisch vom Karl wurde erfüllt) und bis tief in die Nacht wurde bei Trommelspiel, Gauklereien, Musik und Gesang gefeiert.

Robert Wurzel