20.06.2015

Kaufmannszug 2015 Augsburg – Seligenstadt 
Samstag, 20.06.2015, Obernburg/Eisenbach – Seligenstadt


Der ‚Endspurt‘

Der gestrige Abend bei den Eisenbachern steckt heute Morgen noch so manchem in den ‚Knochen‘ – oder vielleicht auch im ‚Kopf‘.  Euch Eisenbachern, dem Organisationsteam vom Vereinsring und den ‚8 Franken‘ sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.  Ihr versteht es einfach Feste zu organisieren und vor allem zu feiern. Da können auch ein paar Regentropen die Stimmung nicht trüben. Nun, es nutzt nichts, wir müssen heute früh unsere letzte (vorletzte) und längste Etappe in Angriff nehmen und dies bedeutet der Wecker klingelt um 05:30 Uhr. Schnell raus aus dem Bett, waschen, anziehen, Sachen packen und bloß nichts vergessen? Das Paulchen (unser jüngster Fuhrmann) kann länger schlafen, er braucht das auch und es sei ihm gegönnt. Er kommt später mit der 2. Fuhre zum Lagerplatz am Sportgelände nach. Die Supportfrauen ins Auto laden und nichts wie hin zu den Zeltschläfern. Frühstück muss gemacht werden denn schließlich warten  90 Personen und es soll ja auch schon um 8.00 Uhr die Fahrt aufgenommen werden. Das, was hier von den Frauen des Versorgungstrupps geleistet wurde, ist unglaublich. Das Frühstücksbuffet ist reichhaltiger als in manch gutem Hotel und verdient bestimmt  5 Sterne. Dazu die Bemerkung eines Fuhrmanns:  „Ihr habt`s eure Madel`s gut im Griff“. Heute haben wir die größte ‚Truppenstärke‘ der gesamten Tour,  da viele Teilnehmer der ersten Woche gestern Abend  wieder zu uns gestoßen sind.  Klar – Keiner möchte den Einzug in Seligenstadt verpassen.  Wir haben eine neue Route festgelegt und sind dieses Mal nicht auf dem langen Betonfeldweg parallel dem „langen Handtuch“ unterwegs, sondern fahren über die „Hardt“ von Eisenbach aus durch Wald und Flur. Fuhrmann Leo Jakob, Eisenbacher und somit ortskundig hatte uns diese Strecke empfohlen. Auf einem schmalen Hohlweg geht es bergauf, da haben die Rösser schon ordentlich zu tun. Die Steigung zieht und zieht sich, scheint kein Ende zu nehmen, bis wir den höchsten Punkt oberhalb des Teufelsjoch auf 297,5 m erreichen. Alle schnaufen und im Wald ist es dampfig und diesig.  Aber es hat sich gelohnt, die Fahrt durch den Wald am Morgen ist alle Mühen wert. Nachdem wir das Waldstück passiert haben, kommen wir zur  ‚Lichten Platte‘. Hier vom freien Feld aus, sehen wir die Skyline von Frankfurt schemenhaft am Horizont. Dann geht es durch das Heiligental hinunter nach Großostheim und auf dem ‚Einhardwanderweg‘ nach Stockstadt zu unserer Mittagsrast.  An den Weiden einer Pferdezucht vorbei, fühlten sich unsere ‚Rösser‘  motiviert  es den weidenden Zuchtpferden gleich zu tun und einfach los zu galoppieren, das geht aber nicht. Ein heißes Tempo hatte unser Zugführer vorgelegt. Wir waren mit  fast 7 Km in der Stunde unterwegs  und das ist selbst für geübte Wanderer schon ein sehr sportliches Tempo. Auf dem Gelände des Bauhofs von Stockstadt erwartet uns schon der Lionsclub mit der Verpflegung. Das Zeitfenster ist jedoch eng und so müssen wir schnell wieder los, denn man erwartet uns bereits an der Grassbrücke am Schwalbennest. Eine Wachmannschaft versperrt uns dort den Weg. Nach kurzer Untersuchung und peinlicher Befragung dürfen wir  passieren, jedoch nicht bevor wir uns am Äppelwoi laben und kurz durchschnaufen. Weiter geht’s nun zum Endspurt, eine Rechtsbiegung noch von der alten Landstraße nach Stockstadt und wir können den Engelsturm der Basilika in der Ferne sehen. Da kann es schon mal passieren dass dem Einen oder Anderen die Augen zu schwitzen beginnen. Noch 2 Kilometer und wir stehen am Ortsschild von Seligenstadt. Aufrüsten und Kleiderordnung herstellen ist jetzt angesagt, wir wollen schließlich ein gutes Bild  zu Hause abgeben.  

Ein Blick die Aschaffenburger Straße rauf lässt schon erahnen, dass da einiges an Zuschauern auf uns wartet. Dann die Einfahrt über das Handwerkerkreiseltor – wir werden von dem Musikkorps der TGS und einer Abordnung des Heimatbundvorstands, nebst Brauchtumspfleger, begrüßt und in die Stadt geleitet. Es war für uns schon eine besondere Ehre und Anerkennung,  dass neben unserer Stadträtin Claudia Bicherl, auch unser Landrat Oliver Quilling zur Begrüßung erschienen war.  Die Gesichter der Menschen am Straßenrand sind uns vertraut. Schon die Aschaffenburger Straße hinunter stehen die Menschen in mehreren Reihen hintereinander, dann der Marktplatz,  proppenvoll – Wahnsinn – wir sind vollkommen ergriffen. Sowas kennen wir sonst nur vom Rosenmontag oder vom Geleitsfest. Was aus unserer fixen Idee innerhalb dieser zwölf Jahre werden würde, das haben wir damals im Jahr 2003 bestimmt nicht gedacht. Wir sind alle einfach nur überwältigt.  

Wie sagte Robert Melber in Aub, ‚Unsere Freundschaft muss man fühlen‘ –  ‚Seligenstädter zu sein muss man auch fühlen‘ und Ihr Seligenstädter habt uns heute dieses unbeschreibliche Gefühl geben!

Die 1. Stadträtin Claudia Bicherl empfängt uns dann als Vertreterin der Stadt Seligenstadt auf der Bühne vor dem Rathaus und das gesamte Organisationsteam darf sich in das „Goldene Buch“ der Stadt eintragen.  Die Stadt Seligenstadt präsentiert uns eine riesige, fünfstöckige Torte,  die unseren Kaufmannsweg dokumentiert. Gekrönt ist die Torte mit einem dreidimensionalen Abbild unseres Kaufmannszuglogos. Zuvor haben wir bereits erfahren, dass jedem Zugteilnehmer eine Dankesurkunde, ausgestellt durch unsere Bürgermeisterin,  per Post zugegangen war. Ein Geleitssoldat löst bei seinen 2 Kindern das gegebene Versprechen ein, sie dürfen seinen Backenbart mit der Schere auf normale Länge kürzen. Mutig, mutig, aber es geht alles gut. Pferde und Kutschen müssen nun zuerst zur Heimatbundhalle gebracht werden, bevor wir alle gemeinsam  im Rathausinnenhof feiern können. Spontan findet sich ein ‚Geleitssoldatenchor‘ zusammen und Trommelfeuer unterhält die Anwesenden mit einem kurzen Programm. Sehr stimmungsvoll schließt diese Darbietung mit ‚Amazing Grace‘, begleitet von Fuhrmann Peter K. auf dem Akkordeon. Klasse TOM, Danke.

Allen, die sich um die Organisation für unsere Ankunft in Seligenstadt und die Bewirtung gekümmert haben, sowie der Stadt Seligenstadt, die uns dazu eingeladen hat, sagen wir an dieser Stelle ganz herzlichen Dank!

Morgen soll es nochmal nach Mühlheim zur 1200 Jahrfeier gehen. Es wird wohl noch eine kurze Nacht werden, denn um 06:30 Uhr wird bereits das Füttern der Pferde beginnen  und die Abfahrt nach Mühlheim, um 8.00 Uhr rückt näher.

von Stephan Sprey und Robert Wurzel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert